Führungskräfte kämpfen aktuell mit Herausforderungen. Während sich z.B. Informationstechnologie rasant weiterentwickelt, fehlt es in Betrieben an Fachkräften. “In der Führung ist gerade Einiges in Bewegung.” sagt Univ.-Prof. Dr. Gernot Mödritscher. Er verantwortet die wissenschaftliche Leitung des EMBA-Programms Business Management, das in Kooperation mit der M/O/T School der Universität Klagenfurt mit drei Spezialisierungen startet. Ihn haben wir im Interview gefragt, in welche Richtung sich der Führungsdiskurs entwickelt.

Interview: “Unternehmen wollen ihre Strategien auf den Boden bringen”

WIFI-Blog: Welche Themen bestimmen aktuell den Führungsdiskurs in Unternehmen?

Gernot Mödritscher: In Zeiten akuter Herausforderungen kristallisieren sich einige Themen heraus. Für viele Unternehmen ist es ein Thema, Strategien und Projekte auf den Boden zu bringen. Wenn es ständig Notfälle gibt, bleibt häufig auf der Strecke, was man sich im Unternehmen vorgenommen hat. 

Agilität, Resilienz und Innovationskraft sind wichtige, aktuelle Ansprüche an das Management. Unternehmen wollen sich wendiger und ihre Geschäftsmodelle, Systeme und Prozesse veränderbar halten.

Der Personalmangel ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Hier geht es für Unternehmen gerade darum, die Employee Experience zu verstehen und potenzielle Talente gut abzuholen. Auch Kunden werden zunehmend kritischer, weshalb die Customer Experience ebenso in den Vordergrund rückt.

Auch die Geschwindigkeit, in der Innovationen in der IT passieren, hält Unternehmen auf Trab. In Kombination mit den aktuellen Multikrisen ist deshalb gerade in der Führung Einiges in Bewegung.

WIFI-Blog: Den Executive MBA wird es in drei Spezialisierungen geben – „Business Management“, „Human Resource Management“ sowie „Business & IT“. Wie entwickeln Sie die Inhalte für diese Spezialisierungen?

Gernot Mödritscher: Mit den Spezialisierungen berücksichtigen wir Bereiche, die Unternehmen ganzheitlich beeinflussen.  In der Spezialisierung „Business Management“ geht es um vertieftes Führungswissen in aktuellen Themenfeldern. In „Business & IT“ und „Human Resource Management“ gibt es aktuell Herausforderungen, welche die gesamte Organisation betreffen. Vormals gab es eigene MSc-Lehrgänge für diese Disziplinen, wir haben diese schon vor einiger Zeit zu einem runden Programm zusammengeführt.

Denn wir sehen IT und Human Resources als wichtige Business Partner, die eine aktive Rolle in der Weiterentwicklung von Unternehmen spielen. So stellen wir Führungskräften in diesen Bereichen grundlegendes Management-Wissen und gleichzeitig spezifische Inhalte zur Verfügung.

WIFI-Blog: In Österreich gibt es nun den Abschluss Executive MBA, der auf Berufstätige mit mehreren Jahren Berufserfahrung zugeschnitten ist. Im Vergleich zum konventionellen MBA: Welche Unterschiede gibt es?

Gernot Mödritscher: Für uns gibt es eigentlich keine Unterschiede, lediglich formale – auch im Vergleich zum den MSc-Lehrgängen. Unsere grundsätzliche Zielsetzung, die Inhalte und die Kompetenzen von Führungskräften sind von den Abschlüssen relativ unabhängig. Uns kommt der Executive MBA als Abschluss für Berufstätige sogar nicht ungelegen. Er ermöglicht uns, Executives aus den Unternehmen noch breiter abzuholen.

WIFI-Blog: Wir leben im Zeitalter multipler Krisen. Wie entwickeln Sie an der M/O/T School Ihr Curriculum weiter, damit es mit aktuellen Entwicklungen Schritt hält?

Gernot Mödritscher: Unsere eigene Forschungstätigkeit und unsere Zusammenarbeit mit Unternehmen beeinflusst unsere Inhalte stark. Wenn wir an der Universität Forschungsprojekte betreiben, kooperieren wir dafür immer mit Unternehmen und lassen ihre Perspektive einfließen.

Auch durch unsere Studierenden ist es uns möglich, in die Unternehmen hineinzuhören und herauszufinden, was sie beschäftigt. Ich habe die wissenschaftliche Leitung der M/O/T-Lehrgänge schon länger inne. Unsere Inhalte halten wir im Detail laufend aktuell. Man kann sagen, dass die Weiterentwicklung unserer Inhalte zu einem daily job geworden ist.

EMBA Business Management

“Es gibt bei uns keine reinen Vorlesungen”

WIFI-Blog: Spiegeln sich diese Themen auch in Ihrer eigenen Forschung?

Gernot Mödritscher: Ja, selbstverständlich. Aktuell beschäftigt mich das Wachstum von Unternehmen. Allerdings nicht in einem rein quantitativen Verständnis – höher, schneller, weiter, sondern im Sinne von „Besser werden“. Qualität ist ein zentraler Faktor in der Entwicklung von Unternehmen. Wie können wir unser Unternehmen besser machen? Ich merke, dass dieses Thema sehr gut ankommt. Es findet auch sehr stark seinen Niederschlag in Masterthesen und Forschungsarbeiten.

WIFI-Blog: Gerade Praktiker:innen haben häufig großen Respekt vor Masterarbeiten. Inwiefern werden sie hier an der M/O/T School unterstützt?

Gernot Mödritscher: Unsere Studierenden setzen sich insgesamt mehr als zwei Semester mit der Masterthesis auseinander. Das beginnt im zweiten Semester bei der Themenfindung. Schon in diesem Stadium werden sie von uns gecoacht. Nach der Erstellung eines Exposés am Ende des zweiten Semesters werden sie persönlich betreut.

Dabei geben wir als Hochschule keine Themen vor. Die Studierenden selbst wählen Themen, die für sie spannend und relevant sind. Das führt dazu, dass bei uns keine rein theoretischen, sondern zu 90 bis 95 Prozent Masterthesen mit Praxisbezug entstehen. Die Themen spannen eine breite Bandbreite auf: vom Erlebnismarketing für eine Brauerei über New Work in einer Non-Profit-Organisation bis hin zu Produktentwicklungen und neuen Geschäftsmodellen. Unsere Aufgabe ist es, zu gewährleisten, dass die Arbeiten akademischen Kriterien standhalten.

WIFI-Blog: Das alles klingt, als ob die Studierenden sehr stark ihren Berufsalltag ins Studium einbringen.

Gernot Mödritscher: Allerdings. Unser Motto lautet dabei „Gute Führung beginnt bei sich selbst“. Deshalb bieten wir unseren Studierenden ab dem 2. Semester die Möglichkeit, sich in einem persönlichen Leadership-Prozess weiterzuentwickeln. Sie haben die Chance, in einem intensiven und wirksamen Prozess ihr eigenes Führungsverhalten zu reflektieren und daran zu arbeiten  – durch Peer Learning, Peer Coaching und Self Coaching. Meines Wissens sind wir das einzige Studienprogramm, in das so ein persönlicher Leadership-Prozess integriert ist.

Unser Wissenstransfer orientiert sich sehr stark daran, die Inhalte auch zur Anwendung zu bringen. Es gibt bei uns keine reinen Vorlesungen. Unsere Veranstaltungen sind sehr interaktiv aufgebaut, wir arbeiten mit Simulationen oder Techniken wie Design Thinking. 30 Prozent finden bereits online statt, wie es der heutigen Arbeitswelt entspricht. Diese didaktische Vielfalt und die persönliche Entwicklungsarbeit machen unser Studium einzigartig.

EMBA Business Management

Foto: M/O/T School, Universität Klagenfurt