Tanja Geissberger hat ein Händchen fürs Technische. Bis sie dieses Talent entdeckte, arbeitete sie viele Jahre im Verkauf. Doch der Kundenkontakt lag ihr nicht wirklich. Aber wie heißt es so schön: Besser spät als nie. Hauptsache ist, dass die Niederösterreicherin heute glücklich ist in ihrer neuen Berufung als Metalltechniker/in.

Tanja Geissberger: „Wenn man im Job nicht glücklich ist, soll man sich verändern. Man hat schließlich nur ein Leben. Nur wer Freude in seinem Beruf hat, kann darin richtig gut werden. Zufriedenheit im Job ist auch die beste Voraussetzung für privates Glück.“

Dreizehn Jahre war Tanja Geissberger im Verkauf tätig, davon elf Jahre im Betrieb ihres Vaters, der ein Armee- und Outdoorgeschäft in Amstetten führte. Doch wirklich glücklich war sie damit nie, wie sie zugibt: „Der permanente Kundenkontakt war nicht meines. Immer auf andere Menschen eingehen müssen, das war mir zu anstrengend.“ So war es nicht weiter verwunderlich, dass die Niederösterreicherin sich 2018 dafür entschied, den Familienbetrieb nicht zu übernehmen und einen anderen Weg einzuschlagen. Wohin die berufliche Reise gehen sollte, war ihr damals allerdings selbst noch nicht klar. Geissberger: „Durch die langjährige Arbeit bei meinem Vater, wusste ich gar nicht so richtig, welche Möglichkeiten es für mich gibt. Mit Weiterbildung hatte ich mich damals nie wirklich auseinandergesetzt.“

Bereit für Veränderung

Tanja Geissbergers Vater nahm ihr den Entschluss auch gar nicht übel. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, er ist so etwas wie mein bester Freund und hat mich total verstanden. Das offene Gespräch mit ihm hat eine große Last von mir genommen“, erzählt sie. Erleichtert streckte Tanja Geissberger ihre Fühler nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten aus und besuchte einen Kinderbetreuungskurs. „Auch, wenn ich merkte, dass die Betreuung von Kindern nicht das war, was ich in Zukunft machen wollte, so hat sich der Kurs doch gelohnt. Ich habe dabei viel gelernt, zum Beispiel, mich mit mir selbst und anderen auseinanderzusetzen, aber auch die Lust am Lernen und an der Veränderung entdeckt.“

Erst ein Lehrabschluss, dann der nächste

Tanja Geissberger war also offen für Neues, und da kam ihr das Angebot des WIFI Technik Centers auf das sie über das AMS-Programm „Frauen in Handwerk und Technik“ aufmerksam wurde, gerade recht. „Anfangs konnte ich dort in unterschiedliche Ausbildungen der Metalltechnik, aber auch in die Kunststofftechnik oder Installationstechnik hineinschnuppern. Erst nach einigen Modulen mussten wir uns für einen Richtung entscheiden“, so die heute 34-Jährige, deren Wahl auf die Schweißtechnik fiel. Im Juli 2020 absolvierte sie die Lehrabschlussprüfung (LAP) in diesem Beruf und setzte im Oktober noch eine weitere LAP in Stahlbautechnik darauf.

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Die Leidenschaft fürs Metall 

Was Tanja Geissberger an ihrem Beruf liebt: die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Schon während ihres dreimonatigen Pflichtpraktikums im Rahmen ihrer Ausbildung arbeitete sie in einem Betrieb, in der sie unterschiedliche Schlosserarbeiten zu erledigen hatte. Und auch heute legt sie bei ihrem Arbeitgeber – einem Kachelofen-Hersteller Hand an – unter anderem in der Schlosserei an allen möglichen Teilen, die ein Ofen braucht, um sicher gemütliche Wärme zu spenden. Sie arbeitet an Rohren und Rahmen bis hin zu Lötarbeiten an elektronischen Geräten. „Den ganzen Tag nur eine Schweißnaht nach der anderen zu machen, das wäre mir zu langweilig. Die vielfältigen Arbeiten lassen die Allrounderin in mir aufblühen“, sagt Tanja Geissberger sichtlich zufrieden.

„Ich kann meine Freizeit jetzt viel besser genießen, seit ich im Job zufrieden bin“

Ihre Beziehung ist in der Zeit der Ausbildung zwar in die Brüche gegangen, dafür ist Geissberger im Job umso glücklicher – aber auch privat, wie die Niederösterreicherin bestätigt: „Ich kann meine Freizeit jetzt viel besser genießen, seit ich im Job zufrieden bin“, bestätigt die Niederösterreich, die gerne auf dem Rad oder zu Fuß mit ihren Smovey Ringen in der Natur unterwegs ist. Aber auch abseits ihrer Arbeit kann Geissberger ihre Finger nicht vom Handwerk lassen und fertigt zum Beispiel Möbel aus alten Verkehrsschildern und Kreissägeblättern. „Das ist mein großes Hobby. Mir fällt ständig etwas ein, das ich dann kreativ umsetzen möchte.“ Vom Tatendrang und vom Mut Tanja Geissbergers kann man sich auf jeden Fall eine Scheibe abschneiden.

Ein Tag mit Tanja Geissberger

4.30 Uhr: Aufstehen – und Hausarbeit machen, damit ich abends mehr Zeit habe.

6:30 Uhr: Mit dem Rad in die Firma fahren.

7.00 Uhr: Arbeitsbeginn in meiner Firma – ich starte immer mit einem Lächeln, weil ich wirklich nett Kollegen habe.

7.15 Uhr: Teile für Kachelofen schweißen und zusammenbauen.

9.00 und 12.00 Uhr: Gemeinsame Pause mit den Kollegen.

12.30 Uhr: Schlosserarbeiten in der hauseigenen Schlosserei meines Arbeitgebers.

15.30 Uhr: Unterstützung meines Kollegen bei Schweißarbeiten.

16.00 Uhr: Nach Hause radeln und dann eine Runde mit den Smovey-Ringen gehen.

Hier ein paar kreative Arbeiten von Tanja Geissberger: 

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