Hermann Danner ist ein erfahrener Trainer, Berater und Unternehmer. Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Aus- und Weiterbildung, mit Schwerpunkten im Personalwesen, Führung und Management. Schon vor Corona wurde Online-Training für ihn zum Thema. Seither möchte er auch andere Trainer/innen von den Möglichkeiten des Distance Learnings überzeugen. Für den WIFI-Blog haben wir ihn zum Thema interviewt.

Interview: “Warum können wir das nicht online machen?”

Hermann Danner

WIFI-Blog: Wie war Ihr erstes Online-Training?

Hermann Danner: Vor etwa zwei Jahren war mein erstes Online Training. Es handelte sich um eine firmeninterne Weiterbildung in einer Vertriebsorganisation – also für Menschen, die an Reisen gewöhnt sind. Aus terminlichen Gründen war es für einzelne Teilnehmer nicht möglich anwesend zu sein, weshalb die Frage aufkam: Warum können wir das nicht online machen? Das war dann meine Premiere.

Die Vertriebler haben das Angebot sehr gut angenommen und gesagt: Super, das machen wir jetzt nur noch so. Durch 30 Jahre Trainererfahrung bin ich methodisch und didaktisch sehr fit und deshalb sehr flexibel eingestellt. Ein gewisses Basis-Know-how und die Bereitschaft, sich anzupassen, sind allerdings Voraussetzung, den Umstieg gut zu meistern.

Wie ist die Online-Methode zur Routine geworden?

So wie für Präsenztrainings habe ich auch online ein professionelles Drehbuch. Diese Drehbücher habe ich zunächst zu Online-Versionen umgebaut. Mittlerweile arbeite ich parallel, je nachdem wie der Kunde es möchte – ob in Präsenz oder online, mit dem selben, nun zweigeteiltem Drehbuch. Ich hab einen genauen Ablauf, wann ich was mache, mit welchen Hilfsmitteln und Methoden. Die Umstellung ist dann nicht so schwierig.

Warum haben manche Trainer/innen dann Respekt vor Online-Trainings?

Manche fürchten sich vor dem Umgang mit dem Online-Tool, z.B. Zoom: „Drücke ich eh keine falsche Taste und wenn ja, wie komme ich da wieder raus?“ Andere wiederum haben Respekt vor der Technik, wie Kamera, Mikrofon und auch Beleuchtung. Ich empfehle den Umgang einmal im „geschützten Raum“ zu probieren, z.B. in der Familie oder im Freundeskreis oder auch unter Trainer/innen.

Mr. Google und Mrs. Wikipedia

Kann man Online-Trainings für jede Teilnehmer-Anzahl konzipieren?

Da kommt es drauf an, welche Art von Training es ist. Ich denke z.B. bei einem Lohnverrechner-Training, das ohnehin viel auf Foliensätzen aufgebaut ist, wird es fast egal sein, ob es 15 oder 30 Personen sind. In meinem Bereich ist das anders. Ich mache Trainings für Führungskräfte, wo es sehr stark ums Tun geht. Hier sehe ich die Grenzen ähnlich wie im Präsenztraining. Ein vortragslastiges Konzept lässt mehr Teilnehmende zu als ein aktivierendes.

Was ist Ihre liebste Online-Trainingserfolgsgeschichte?

Im Training kommt es immer wieder vor, dass Teilnehmer/innen unaufgefordert, manchmal sogar störend, am Handy surfen. Meist nicht zum Kursthema, sondern in „persönlichen“ Angelegenheiten. Dem kann abgeholfen werden, indem proaktiv die Verwendung des Smartphones in das Kursgeschehen eingebaut wird. Per Zufall, Los oder Freiwilligkeit wird ein/e Teilnehmer/in auserwählt das Smartphone benutzen zu dürfen. Mit allen anderen Teilnehmenden wird vereinbart das eigene Smartphone im Unterricht nicht zu verwenden.

Als Trainer fordere ich dann “Mr. Google und Mrs. Wikipedia” regelmäßig und bewusst auf zum Thema oder zu aktuellen Fragen passend zu recherchieren und die Ergebnisse zu präsentieren. Diese Rolle bzw. Aufgabe, die übrigens meist sehr ernst und ehrgeizig übernommen wird, fällt jedes Mal jemanden anderen zu. Je nach Reifegrad der Teilnehmenden kann diese Aufgabe auch zwei Personen gleichzeitig erteilt werden.

Wie wird die Trainingswelt 2023 aussehen? Wird man wieder zurück zu Präsenzkursen gehen?

Viele Teilnehmende sind auf den Geschmack gekommen und finden es spannend sich von zuhause aus weiterzubilden. 2023 werden Bildungsinstitute bewusst hybride Angebote ins Programm nehmen. Allerdings werden Kunden auch danach fragen, die Präsenzzeit zu verringern – z.B. den Theorieteil online, den Praxisteil in Präsenz. Die Königsklasse für Trainer/innen wird sein, beide Zielgruppen gleichzeitig zu trainieren: jene zuhause vor den Monitoren und jene im Präsenzraum. Die technischen Möglichkeiten gibt es, aber der/die Trainer/in muss sehr konzentriert sein, damit beide Zielgruppen etwas davon haben.

Also bleiben Online-Trainings keine Eintagsfliege?

Präsenz-Seminare und Trainings können auf Grund der aktuellen Lage nicht mehr wie gewohnt stattfinden. Das ist eine Herausforderung für den kompletten Weiterbildungsmarkt – für die Kunden, die Teilnehmenden und das WIFI und natürlich für uns Trainer und Trainerinnen. Online-Trainings bleiben also keine Eintagsfliege, sondern sind neue Formen der Wissensvermittlung für die neue Zeit und auch der neuen Typen von Teilnehmenden – das erfordert neue Methoden und eine neue Haltung als Trainer oder Trainerin.

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