Noch bevor die Corona-Pandemie die Tourismusbranche praktisch zum Stillstehen brachte, entschied sich Oliver Hofer für einen beruflichen Richtungswechsel – vom Vertriebsleiter zum Masseur und Sporttrainer. Nach der Ausbildung hieß es: Bitte warten. Sein neuer Arbeitgeber, ein Kärntner Hotel, musste seine Pforten per Verordnung geschlossen halten. Bereut hat er seinen mutigen Schritt trotzdem nicht.

Oliver Hofer

Es ist ja nicht so, dass der heute 42-jährige Kärntner seinen Job von heute auf morgen an den Nagel hing. „Das war ein Prozess, der sich über Jahre hingezogen hat“, erzählt Oliver Hofer. „Mein Erfolg als Vertriebsleiter war großteils von anderen Menschen abhängig. Und in dem Unternehmen, in dem ich zuletzt war, gab es keine Chance, mich weiterzuentwickeln. Das alles führte zu einer inneren Unzufriedenheit.“ Als langjähriger Leistungssportler im Kickboxen, war er es gewohnt als Einzelkämpfer maximale Leistung zu bringen, und dass es dabei nur auf ihn ankommt. Aufgeben ist nicht unbedingt die Spezialität eines Wettkämpfers: 25 Jahre lang war er im Vertrieb – im stationären Handel und im Außendienst. Quer durch verschiedene Branchen sammelte Oliver Hofer Erfahrung – angefangen von Sport über Hygiene bis hin zu Schuhen. Zielstrebig wie im Sport arbeite er sich vom Lehrling bis zum Filialleiter und Vertriebsleiter hoch.

Gutes Gehalt, Firmenwagen – und dennoch unzufrieden

Sein Job als Vertriebsleiter brachte dem zweifachen Familienvater aus Bad Kleinkirchheim ein stattliches Gehalt, einen Firmenwagen – aber immer weniger innere Befriedigung. Hofer: „Wenn du morgens nicht mehr gerne aufstehst, weil du deine Arbeit nicht magst, dann musst du etwas ändern.“ Je mehr Oliver Hofer darüber nachdachte, umso klarer schien die Richtung in die Zukunft, die er in der eigenen Vergangenheit fand. „In meiner aktiven Sportlerkarriere habe ich am eigenen Leib erfahren, was therapeutische Maßnahmen im Körper bewegen können, welche Regenrationsprozesse dabei in Schwung kommen.“ In Hofer manifestierte sich daher der Entschluss, eine Ausbildung zum medizinischen Masseur zu machen. Er suchte immer den Austausch über seinen Wunsch nach Neuorientierung aus. Seine Familie stand von Anfang an voll hinter ihm, ebenso wie viele Freunde, die erkannten, dass der neue Weg viel besser zu ihm passen würde. „Natürlich gab es schon einige, die mich davor warnten, diesen Schritt in eine Unsicherheit zu setzen“, so Hofer. Aber Geld und Status ist eben nicht alles.

Zwei Ausbildungen und ein fixes Ziel vor Augen

Anfangs wollte Oliver Hofer sich noch langsam an sein Ziel herantasten. „Ich habe die Ausbildung zum medizinischen Masseur am WIFI Kärnten noch während meiner Berufstätigkeit begonnen und wollte eher nebenbei herausfinden, wie das so anläuft.“ Dann aber machte er doch Nägel mit Köpfen und ging im Einvernehmen mit seinem verständnisvollen Arbeitgeber in Bildungskarenz, um sich voll auf seine Ausbildung konzentrieren zu können. Wieder zu lernen war durchaus eine Umstellung, wie er zugibt: „Ich war schon in der Schule nicht der große Lerner, und im höheren Alter so etwas noch anzufangen, ist schon eine Herausforderung. Aber ich habe für mich – nicht zuletzt durch hilfreiche Ratschläge von Bekannten, die ebenfalls eine Weiterbildung gemacht haben – einen guten Zugang zum erfolgreichen Lernen gefunden.“

So ging sich parallel zum Lehrgang am WIFI noch eine weitere Ausbildung zum diplomierten Fitness- und Gesundheitstrainer aus, die er im Juli 2020 abschloss. „Den medizinischen Masseur habe ich im März 2021 erfolgreich absolviert – inklusive einem viereinhalb Monate dauernden Praktikum in einem Therapiezentrum in Bad Kleinkirchheim“, freut sich Hofer, seinem Ziel schon ganz nahe zu sein. Ganz erreicht ist es noch nicht, da er – zumindest zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels – noch nicht in seinem neuen Beruf arbeitet. Und das obwohl er schon eine fixe Zusage hat. „Ich habe während meiner Ausbildung zum medizinischen Masseur geringfügig in einem Hotel in Bad Kleinkirchheim als Sporttrainer gearbeitet. Dort hätte ich mit 24. Dezember 2020 eine Vollzeitstelle als Masseur und Sporttrainer antreten sollen. Leider ist das Hotel aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen“, erklärt Hofer.

Nichts bereut und schon neue Ziele vor Augen

Voller Tatendrang wartet der sportliche Kärntner auf seinen Einsatz – untätig ist er trotzdem nicht. „Ich koche leidenschaftlich gerne und unterstütze meine Frau, treibe Sport mit meinen Buben, und ich nütze die freie Zeit, die mir noch bleibt bis ich wieder arbeite, für die Aufschulung zum Heilmasseur, damit ich auch selbstständig tätig sein kann.“ Auch, wenn Oliver Hofer derzeit arbeitslos ist, seine Neuorientierung bereut er dennoch nicht. „Ich habe meinen Entschluss reiflich überlegt, und weiß daher, dass ich genau das in Zukunft machen möchte“, sagt Hofer. Auch das Kickboxen hat er wieder für sich entdeckt: „Ich habe mir Ziele gesteckt, um im Leistungssport wieder Anhang zu finden.“ Dass er sich auch von diesem Ziel durch nichts und niemanden abbringen lässt, daran ist wohl kaum zu zweifeln …

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