Überzeugendes Sprechen wird einem nicht in die Wiege gelegt. Rhetorik kann man jedoch lernen. Zum Beispiel bei Profis wie Andrea Köck. Die Kommunikationsexpertin und Rednerin kommt aus der Praxis. Sie lebt und trainiert Rhetorik – zum Beispiel am WIFI. Als ehemalige Leistungssportlerin kann sie den Teilnehmer/innen Einiges über Durchsetzungskraft verraten. Für den WIFI-Blog haben wir sie zum Thema Rhetorik interviewt.

Andrea Köck
Foto: www.andrea-koeck.at

WIFI-Blog: Geht es bei der Rhetorik mehr um den Inhalt oder mehr um die Verpackung?

Andrea Köck: Hier muss ich sagen: Es geht tatsächlich mehr um das Wie. Wenn ich einen tollen Inhalt habe, ihn aber nicht ansprechend verpacke, werde ich nicht überzeugen. Umgekehrt werde ich einen schlechten Inhalt durch gute Präsentation verkaufen können. Unser Anspruch ist inhaltlich und in der Präsentation mit Qualität zu überzeugen. Die Teilnehmer/innen bringen die fachliche Kompetenz in die Rhetorik Akademie mit. Bei uns lernen sie dann diese entsprechend zu verpacken.

Ist die Rhetorik Veränderungen unterworfen?

Prinzipiell ist die sogenannte “Halbwertzeit des Wissens” in der Rhetorik länger im Vergleich mit anderen Wissensgebieten. Dennoch zeigen sich immer wieder leichte Veränderungen. Früher hat man z.B. in Trainings zu wenig auf das Thema Wortwahl geachtet. Das hat uns Watzlawick eingebrockt. Er sagte damals „Man kann nicht nicht kommunizieren“ und legte großes Augenmerk auf die nonverbale Kommunikation. Doch die Worte, die wir wählen, haben großen Einfluss auf unsere Wirkung. Es macht einen Unterschied, ob jemand am Ende eines Vortrages sagt „Ich hoffe, mein Vortrag war interessant für Sie“ oder „Ich freue mich, wenn mein Vortrag für Sie interessant war!“

Ihr Motto lautet „Selbstsicherheit statt Job-Sicherheit“. Was meinen Sie damit?

Die Rhetorik Akademie hilft den Teilnehmer/innen, den Blick auf die eigene Person zu richten und sich stärkenorientiert zu präsentieren. Was sind meine Stärken und Talente? Worin bin ich richtig gut? Was macht mir Freude? Stärken zu stärken und sich auf sich selbst zu besinnen ist erfolgversprechender als nur Schwächen auszugleichen. Gerade während Corona machen sich viele Arbeitnehmer/innen klein und hoffen so unbeschadet aus der Krise zu kommen. Sie setzten auf Jobsicherheit und vernachlässigen dabei ihre Selbstsicherheit. Bei allem Verständnis für diese Haltung besteht dabei die Gefahr zu passiv zu agieren und ohnmächtig externen Faktoren ausgeliefert zu sein. Wenn wir schon nicht nach draußen können, ist der Blick nach innen ein besonders lohnender!

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Hat Corona einen Einfluss auf die Rhetorik genommen – Stichwort Online?

Schon vor Corona haben wir den Lehrplan um Digitale Kommunikation erweitert. Nicht wenige Teilnehmer/innen hielten dies vor Corona für wenig sinnvoll. Seit Corona und dem erhöhten Aufkommen von Video-Konferenzen stellt diesen Bereich jedoch niemand mehr in Frage. Dabei gelten online und in Präsenz beim Kommunizieren ähnliche Gesetzmäßigkeiten.

Wer besucht die Rhetorik Akademie?

Früher fanden sich viele Führungskräfte und Verkaufsmitarbeiter/innen in der Rhetorik Akademie. Das hat sich geändert. Heute kommen die Teilnehmer/innen aus allen Branchen, Altersklassen und Bildungsniveaus. Vom Handwerker bis zum Vorstandsvorsitzenden finden sich verschiedenste Berufe. Es profitieren schließlich alle, die reden und präsentieren. Immer mehr Fachkräfte aus dem technischen Bereich aber auch aus dem Controlling und dem Rechtswesen finden in die Rhetorik-Akademie.

Wenn Sie unseren Leser/innen nur einen Merksatz zur Rhetorik mitgeben könnten, welcher wäre das?

Ich würde ihnen zwei Sätze mitgeben wollen. Zum einen: „Ohne Profil kein Profit“. In der Rhetorik geht es darum, sein ganz eigenes Profil zu erkennen, zu pflegen und zu präsentieren. Haben Sie Mut anders zu sein und sich von anderen abzuheben! Der zweite Satz lautet, dass Redner i.d.R. nicht geboren, sondern gemacht werden. Letzteres mit Know-how und der Bereitschaft ins Tun zu kommen. Wie in vielen Lebensbereichen macht auch in der Rhetorik die Übung den Meister. Deshalb rate ich allen Interessierten: Tu’s! Werde aktiv!

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