Martina Freinberger

2020 hat vieles verändert – auch die Welt des Trainings. Aus dem Klassenraum wechselten viele Trainer/innen nahtlos vor die Webcam. Doch wie viel von den neuen Methoden wird bleiben? Welche Vorteile haben digitale Methoden? Und wie kann ich so viel wie möglich aus dem Online-Training herausholen? Diese Fragen haben wir Martina Freinberger im Interview gestellt. Die Bildungsexpertin hat sich schon lange vor 2020 intensiv mit dem Thema Online-Training beschäftigt.

WIFI-Blog: Im letzten Jahr waren Online-Trainings für viele Trainer/innen eine Notwendigkeit. Einmal von der anderen Seite betrachtet: Welche Vorteile ergeben sich dadurch?

Martina Freinberger: Online können wir mehr Teilnehmer/innen erreichen, ganz einfach weil die Anfahrtszeit wegfällt. Aber auch im Training selbst zeigen sich viele Vorteile. Die Teilnehmer/innen haben Zusammenfassungen sofort parat.

Wo im Präsenztraining ein Fotoprotokoll angefertigt werden musste, sind die Ergebnisse beim kollaborativen Arbeiten sofort vorhanden und in den freigegebenen Dokumenten gespeichert. Das ist für alle Beteiligten ein enormer Zeitgewinn.

Online-Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, die Kamera auszuschalten und nebenher etwas anderes zu machen. Wie können Trainer/innen ihre Teilnehmer/innen aktivieren und bei der Stange halten?

Es gibt eine breite Palette an Aktivierungsmethoden. Oft reicht eine kleine Aufgabe, um die Teilnehmenden einzubinden, z.B. „Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie Ihre Gedanken zu diesem Thema auf“. Auch einfache Fragen – Ja oder Nein – können zur Mitarbeit anregen. Sie können eine These in den Raum stellen und Reaktionen einfangen.

Darüber hinaus gibt es auch Apps wie das Mentimeter, das ein Stimmungs- oder Meinungsbild einer Gruppe veranschaulicht. All das muss man nicht ständig machen. Bei diesen Methoden kommt es auf den pointierten Einsatz an.

Für welche Wissensgebiete eignen sich digitale Methoden besonders?

Diese Frage möchte ich anders beantworten. Es ist nicht abhängig vom Wissensgebiet, sondern wie gut sich die Trainer/innen ihre Online-Trainings vorstellen können. Im letzten Jahr hat man gesehen, dass jene erfolgreich waren, die sich schnell auf die neue Situation einstellen konnten. So gab es z.B. Yogakurse im Internet. Das wäre noch vor einem Jahr undenkbar gewesen. Die wesentliche Frage liegt in der Planung. Trainer/innen müssen sich fragen: Was soll am Ende dabei herauskommen? Nur so kann man die passenden Methoden für ein Training auswählen.

Welche nachhaltigen Veränderungen wird das Jahr 2020 im Bereich Training nach sich ziehen?

Die Digitalisierung wird weiter Einzug halten und mehr Vielfalt als je zuvor in die Welt des Trainings bringen. Das wird zu mehr Auswahl führen. Ich denke, dass vor allem Blended Learning-Angebote mehr Bedeutung erfahren.

In Zukunft werden Teilnehmer/innen Online-Sequenzen zunehmend fordern. Auch Konzerne werden das Potenzial erkennen, wenn Mitarbeiter/innen in verschiedenen Kontinenten das selbe Training absolvieren können.

Welche Tools, Bereiche werden wichtiger werden?  

Die Plattformen werden sich stark weiterentwickeln und mehr möglich machen, was Aufgabenstellungen und Wissensüberprüfungen angeht. Es kommt auf die Sichtweise an – und wir tun gut daran, uns diesen Herausforderungen zu stellen.

Welche Botschaft möchten Sie Trainer/innen mit auf den Weg geben?

Nutzen Sie den Drive aus 2020 und bleiben Sie dran! Es gibt noch so viel zu entdecken. Entwickeln Sie Ihre Fähigkeiten. Es wartet Großartiges auf Sie, dass Sie langfristig in Ihr Repertoire aufnehmen können.

Ausbildung Online-Trainer/in