Das ist bekannt: An den WIFIs gibt es das breiteste Weiterbildungsangebot. Darunter viele Spezialausbildungen, die nicht so ganz alltäglich sind. Im Rahmen unserer aktuellen Kampagne „Lern dich weiter“ holen wir sie vor den Vorhang. Diesmal: App-Entwickler/innen.

(c) Amik Kaljikovic

Das ist Florian Pöhr

Florian Pöhr wollte schon immer mit Computern arbeiten. Nach seinem Informatikstudium arbeitete er an Forschungsprojekten und in einer großen IT-Firma.

Heute ist er IT-Unternehmer und Trainer am WIFI Salzburg und WIFI Wien im Bereich Softwareentwicklung. Er gibt Einführungskurse in Programmiersprachen, Datenbanken und Kurse zum Thema App-Entwicklung. Seine Firma heißt NOMAPO.

WIFI-Blog: Was sind mobile Apps genau?

Florian Pöhr: Mobile Apps stehen für alles, was am Smartphone oder am Tablet läuft. Es gibt verschiedene technische Ansätze bei der Realisierung. Als „einfachste“ Lösung kann man eine Webseite machen und diese so optimieren, dass sie aussieht und sich verhält wie eine App. Der Benutzer kann die App dann im Browser öffnen. Man kann auch einen Schritt weitergehen und die gesamte Webseite in einen App-Container packen – dann kann die App in den App-Store gestellt werden. Man spricht dann auch von einer hybriden App.

Die nächste Variante ist eine Plattform-spezifische App, man nennt das auch native App. Im Android-Bereich ist das eine völlig andere Technologie als für iPhone und iPad. Für beide Plattformen muss man die App daher jeweils neu erstellen. Diese drei Varianten haben jeweils Vor- und Nachteile. Eine native App erlaubt bessere Performance und vollen Zugriff auf die Hardware des Geräts, bedeutet dafür aber doppelter Aufwand. Man muss sich daher von Projekt zu Projekt überlegen: Was ist die beste Lösung? Zahlt sich der doppelte Aufwand aus oder nicht? Brauche ich Zugriff auf die Hardware oder reicht eine hybride App aus? Aber davon kriegt man als Benutzer meist nicht viel mit. Am Ende kommt immer eine App raus.

Jedes Projekt ist also ganz anders?

Ja genau. Es war alles schon dabei: von der Applikation für Spülungen von Abflussrohren in Tunneln über eine App, die automatisiert an der Börse handelt, bis hin zu einer klassischen Fitnessapp.

Was sind bitte Tunnelspülungen?

In Eisenbahntunneln gibt es Abflussrohre. Durch diese rieselt das Wasser vom Berg, das viel Sediment mitnimmt. Von Zeit zu Zeit muss man die Rohre mit einem Kompressor reinigen, sonst verstopfen sie. Wird zu häufig gespült, fallen hohe Kosten an, wird zu wenig gespült, kann das Abflussrohr verstopfen. Ich habe eine Applikation geschrieben, die alle Spüldaten sammelt. Daraus wird ein umfangreicher Bericht erstellt. Er zeigt, wo im Tunnel Schwierigkeiten auftreten, wie gut die Spülung vorankommt und wie viel Sediment vorhanden ist.

Welche anderen spannenden Projekte gingen über Ihren Schreibtisch?

Ich habe einmal einen App-Prototypen erstellt, mit dem man Daten von einem Smartphone zum anderen per Ton übertragen konnte. Das Handy hat dann gesungen wie ein Vogel! Technisch war dies leider mit einigen Einschränkungen verbunden, sodass es nicht sinnvoll war, diese App rauszubringen.

Gibt es für Sie so etwas wie Routine?

Ich finde eigentlich schon! Meine Routine liegt in der Arbeitsweise. Ich bin relativ streng mit mir selbst. Jeden Monat setze ich mir Ziele, die ich erreichen will. Morgens nehme ich mir vor, was ich gerne an diesem Tag schaffen will und evaluiere dann, was ich schaffe und was nicht. Aber Sie haben vollkommen recht, inhaltlich habe ich natürlich viel Abwechslung.

Sind das besondere Herausforderungen für Sie als Selbstständiger?

Als Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sollte man in allen Bereichen selbst der Experte sein – die eierlegende Wollmilchsau. Aber das geht natürlich nicht. Es ist wichtig, Dinge auszulagern, wie meine Steuererklärung. Zusätzlich versuche ich, viel in Kooperationen zu arbeiten. So kann man in einem Team zusammenarbeiten und jede/r bringt die eigene Expertise ein. Ein weiteres Thema als EPU ist die Ressourcenplanung: Mal steht kein neues Projekt an, mal würden drei Projekte gleichzeitig starten. Da ist man als Einzelner relativ schnell in einer Auslastungsspitze. Insofern ist ein zweites Standbein gut um solche Spitzen und Täler ausgleichen zu können. Das ist bei mir zum Beispiel das Unterrichten am WIFI.

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Sie verbringen sehr viel Zeit vor Bildschirmen. Stört Sie das manchmal?

Im Gegenteil! Ich glaube, wenn man seine Arbeit gerne macht, dann ist es auch nicht anstrengend. Meine Augen sagen vielleicht etwas anderes, denn ich habe natürlich eine Brille. Ich bemühe mich aber um einen Ausgleich. Untertags vorm Computer sitzen, am Abend kurz etwas essen und dann wieder vor den Fernseher wandern – das gibt es nicht.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

Dass ich täglich acht Stunden vor dem Bildschirm sitzen darf. Scherz! Im Ernst: Es gibt immer etwas Neues. Ich programmiere, ich stimme mich mit Kollegen ab, ich verhandle Verträge. Dabei lerne ich sehr viel und kann das auch noch anderen Leuten weitergeben, zum Beispiel in meinen Kursen. Es ist sehr abwechslungsreich und keine Fließbandarbeit.

Gab es je eine Situation, in der Sie dachten: Das gibt‘s ja nicht!?

Fast täglich! Ein Computer ist oft für Überraschungen gut. Und insofern ist das „mein täglich’ Brot“ als Informatiker. Eigentlich bin ich ein Dolmetscher: Ich übersetze das, was mir Leute sagen, zu dem, was der Computer versteht. Mir ist schon viel untergekommen in meiner Karriere. Zum Beispiel ein Projekt ohne jegliches Projektmanagement. Ich bin dazugestoßen, nachdem das Projekt bereits über ein Jahr lief.

So etwas ist brandgefährlich. Es ist pures Glück, ob das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird, wenn man nicht weiß, wo man steht und was noch vor einem liegt. Das ist wie eine Wochenwanderung im kompletten Nebel ohne Kompass. Das führt zu Misstrauen im Team. Es war eine spannende Herausforderung, hier ein Projektmanagement einzuführen.

Gibt es Innovationen, auf die Sie sich besonders freuen?

Ja klar. Eines der spannendsten Themen momentan ist künstliche Intelligenz. Ein Ding, dem ich nicht in einer Programmiersprache vorgebe, wie es sich zu verhalten hat, sondern das selbstständig lernt, wie es arbeitet und Probleme löst. KI strebt in verschiedensten Bereichen vorwärts. Sie hat schon die weltbesten Schachspieler geschlagen und macht Autos selbstfahrend. Aktuell geht es noch viel um Nischen-Intelligenzen, dh. die KI beherrscht nur ein Spezialgebiet. Man liest aber immer wieder, dass es Forschungen im Bereich „Allgemeine Intelligenz“ gibt. Das Ziel dabei ist eine KI zu erschaffen, die annähernd so schlau ist wie ein Mensch. Ich denke es ist wichtig, ihr dann auch die richtigen Werte mitzugeben, damit sie sich nicht gegen uns wendet. Ich hoffe, wir werden vom Terminator verschont!

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