Positive Gedanken können Berge versetzen. Das ist sogar wissenschaftlich bestätigt. Die positive Psychologie untersucht die Rolle von Optimismus, Glück oder Vertrauen – und ihrer Wirkung, die auch für den Berufs- und Führungsalltag esszenziell ist. Simone Kilian ist erfahrene Trainerin, Unternehmensberaterin und Coach. Sie beschäftigt sich mit den positiven Aspekten unserer Psyche und wie man sie in den Businessalltag einbringt. Für den WIFI-Blog haben wir sie interviewt.
Interview: „Man braucht positive Gedanken zum Weitermachen“
WIFI-Blog: Frau Kilian, welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrem Trainingsalltag?
Simone Kilian: In meinen Trainings geht es um positive Leadership, „Happy Work“, wissenschaftliche Erkenntnisse aus positiver Psychologie, Glücksforschung und Neurowissenschaft. In all meinen Trainings versuche ich, den positiven Fokus zu stärken. Egal ob Führung, Flow, Resilienz, Projektmanagement oder Change – diesen Ansatz bringe ich überall mit hinein.
Dieser Fokus hat mich auch geprägt. Im Vorjahr habe ich einen großen Schicksalsschlag erlitten. Wenn das Leben plötzlich kein Wellness-Urlaub mehr ist, ist man plötzlich auf positive Gedanken angewiesen. Man braucht sie zum Weitermachen. Seit ich das erlebt habe, kämpfe ich noch hartnäckiger und leidenschaftlicher für diesen Ansatz.
Ein weiteres Anliegen von mir ist der Transfer in den Alltag. Das ist oft eine Herausforderung, weil wir in der Situation nicht einfach nachlesen können. Deshalb verpacke ich wissenschaftliche Erkenntnisse in „Supertools“, die man sich ohne nachzulesen merken und umsetzen kann.
Haben Sie ein Beispiel für ein Supertool?
Ein einfaches Beispiel ist die 3-zu-1-Methode von Barbara Fredrickson, die als Königin der positiven Psychologie gilt. Sie hat sehr aufwändig zu Teams geforscht und sie in ihr Labor eingeladen. Dabei hat sie herausgefunden, dass jene Teams, die gut zusammenarbeiteten, viel mehr positive Botschaften austauschten als jene, bei denen es nicht so lief. Deshalb 3 zu 1: pro negativer Botschaft sollen in einem Meeting drei positive ausgesendet werden. Die Erfahrung zeigt: absolute Top Teams kommen mit Leichtigkeit auf diese Quote, meistens sogar noch mehr. Weil sie schließlich auch ihre Erfolge im Team kommunizieren.
In dem Teams diesen Aspekt der Kommunikation reflektieren, werden sie achtsamer. Sie trainieren sich einen positiven Fokus an. Einige meiner Kunden haben daraufhin ihre Meeting-Vorlagen geändert.
Firmeninterne Trainings
„Die meisten gehen wegen den Vorgesetzten“
Sie trainieren viel in österreichischen Unternehmen. Mit welchen Problemstellungen treten Auftraggeber:innen an Sie heran?
Das ist ganz unterschiedlich. Viele wollen ihre Führungskräfte durch ein Training auf den neuesten Stand bringen. Häufig arbeite ich mit jungen Führungskräften, die keine zwei Jahre in der Position sind. Das Unternehmen hat sie ins kalte Wasser geworfen und will sie dann durch ein top Führungskräfte-Training unterstützen.
Oft ist es aber so, dass die Auftraggeber:innen die Problemstellung noch gar nicht kennen. Aus einer Projektmanagement-Schulung kann dann auch mal eine Organisationsberatung werden. Zum Beispiel, wenn die Führungskräfte draufkommen: Es geht nicht darum, dass wir kein Projektmanagement können, aber wir arbeiten in einem projektfeindlichen Umfeld.
Das ist für mich das Interessanteste am Thema FIT. Du fängst mit einem Training an und daraus wird dann eine ganzheitliche, vertrauensvolle, breit integrierte Zusammenarbeit inklusive Coaching oder eine Beratung.
Das heißt Auftraggeber:innen begegnen Ihnen im Zeitablauf wieder?
Das ist eigentlich fast immer so. Am schönsten ist es, wenn Teilnehmer:innen Kontakt halten wollen und einem später noch Feedback zukommen lassen wollen.
Ich glaube, dass man auf viele Themen erst stößt, wenn man bereits mit den Leuten arbeitet. Was beauftragt wird, spielt sich häufig an der Oberfläche ab, während das, worum es eigentlich geht, viel tiefer angesiedelt ist. Das bemerken auch die Teilnehmer:innen. Jemand hat mal zu mir gesagt: „Simone, du hast nicht unser Verhalten, sondern eigentlich unsere ganze Kultur geändert“.
Sie arbeiten u.a. viel mit jungen Führungskräften.
Ja, ich mag es gern bei den Jungen anzufangen. Was man ihnen mitgibt, kann ihnen noch lange etwas bringen. Außerdem profitieren auch die Unternehmen davon. Mitarbeiter:innen gehen zu einem Unternehmen wegen dem Wertesystem, der Marke oder den Bedingungen. Aber meistens gehen sie wegen den Führungskräften. Das ist fast immer so, auch wenn es viele nicht zugeben und sagen „Woanders werde ich besser entlohnt“.
Angenommen, eine angehende Führungskraft kommt am Tag vor der Beförderung zu Ihnen. Welchen Tipp hätten Sie parat?
Bei allem, was du tust: Starte mit Vorfreude und ende mit Dankbarkeit. Egal, um welches Projekt oder welche Herausforderung es geht: Zwischen diesen beiden Punkten ist im Grunde alles möglich. Mit dieser Einstellung kann man seine eigene, positive Führungswelt erschaffen.