Was müssen Mitarbeiter:innen eines Rechenzentrums können? Interxion ist ein global tätiger Konzern, der in Österreich einen Rechenzentrumscampus betreibt und Dienstleistungen für Server Housing, Cloud Lösungen und Connectivity zur Verfügung stellt. Im Oktober nimmt der sechzigste Mitarbeiter seine Arbeit auf.

Davon sind ca. 45 im technischen Bereich tätig, der Rest ist mit allgemeinen Business-Aufgaben wie Sales, Marketing, Quality Management, Finance, HR  usw. befasst. Wir haben mit der HR-Managerin Petra Oswald-Ulreich über die Weiterbildungsbedürfnisse einer Branche gesprochen, die sich ständig erneuert und mit neuen Herausforderungen konfrontiert ist.

Interview: “Ich bin ein Fan davon, Weiterbildung an Zertifizierungen zu koppeln”

WIFI-Blog: Interxion ist international tätig. Gibt es bei der Weiterbildung Vorgaben über Landesgrenzen hinweg?

Petra Oswald-Ulreich: Seit Interxion vor zwei Jahren durch eine amerikanische Holding gekauft wurde, sind wir ein globaler Konzern. Das bedeutet, dass wir auf jedem Kontinent tätig sind. Als Interxion noch rein europäisch war, gab es standardisierte Trainings zu Themen wie Energieeffizienz o.ä., die in Holland konzernweit durchgeführt wurden. Im Moment befinden wir uns in einer Findungsphase. Es gibt Bestrebungen eine internationale, konzerneigene Akademie aufzubauen. Deshalb liegt die Weiterbildung im operativen Bereich stark in meiner Hand. Wenn die Kollegen aus der Technik einen Content brauchen, wenden sie sich an mich.

Wie entsteht so ein Weiterbildungsbedarf?

Aus vielfältigen Gründen. Das können neue rechtliche Herausforderungen sein, Herausforderungen, die der Markt an uns stellt oder neue Betriebsabläufe. Intern haben wir eine Skills Matrix für jede Rolle, die kontinuierlich evaluiert wird. Das ist nichts Statisches. Im Zeitablauf wird gefragt: Welche Neuerungen gibt es in deinem Bereich? Darauf versuchen wir, Skill Gaps zu schließen. Aktuell haben wir für einige Mitarbeiter:innen eine Zertifizierung zum Energiemanager bzw. Umweltmanager laufen. Gesetzliche Vorgaben machen z.B. eine Weiterbildung zum Abfallbeauftragten nötig. Hier bilden wir die Rollen entsprechend weiter.

Wie evaluieren Sie Ihre Weiterbildungsmaßnahmen?

Ich bin ein großer Fan davon, Weiterbildungsmaßnahmen an eine Zertifizierung bzw. an einen Abschluss zu koppeln. Das hält die Kollegen dazu an, sich den Content noch einmal bewusst anzusehen, wenn sie für eine Prüfung lernen. Manchmal ist das sogar notwendig, wie z.B. beim Arbeiten unter Niederspannung.

Die Wirksamkeit einer Maßnahme kann man am besten feststellen, indem man mit den Leuten redet. Wenn sie sagen „Machen wir es wieder mit dem WIFI“ bedeutet das, sie haben das gelernt, was sie im Alltag brauchen. Zum Beispiel kann man bei einer AutoCAD-Schulung sofort in die Anwendung gehen. Das ist z.B. beim Vertragsrecht schwerer zu gewährleisten. Aus dem Gelernten entstehen dann jedoch Diskussionen und gewisse Themen werden im Alltag präsenter.

Firmeninterne Weiterbildung

“Wir haben das Gefühl, bei WIFI mit Profis zu arbeiten”

WIFI-Blog: Wie ist die Zusammenarbeit mit dem WIFI Wien entstanden?

Petra Oswald-Ulreich: Ich bin seit 25 Jahren im Trainingsbereich tätig und habe mit dem WIFI Wien immer gute Erfahrungen gemacht. Ich habe den Eindruck, dass man sich bei WIFI bemüht zu verstehen, was ich brauche. Die firmeninternen Weiterbildungen sind dann auch nicht von der Stange, sondern spezifisch auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Außerdem deckt WIFI eine große Bandbreite von Themen ab, was uns die Zusammenarbeit erleichtert. Man hat einfach das Gefühl mit Profis zu arbeiten.

Viele Branchen kämpfen um Fachkräfte. Wie ist das bei Interxion?

Vor allem im laufenden Jahr haben wir viel Zeit und Nachdenkarbeit in Employer Branding investiert. Wir haben unsere Präsenz an Schulen erhöht, wir überlegen genau, wo und wie wir etwas ausschreiben, unsere sozialen Medien werden wir einem Rebranding unterziehen, nachdem es im Herbst sowieso einen Rebrand des Unternehmens gibt. Wir haben Videos für unsere drei Core-Rollen produzieren lassen, um zu erklären, was unsere Leute den ganzen Tag tun. Schließlich gibt es in Österreich nicht so viele Rechenzentren und man kann sich die Jobs nicht so gut vorstellen. Dabei geht es uns vor allem um eines: authentisch sein und nicht etwas vorzutäuschen, was wir nicht sind.

Im Recruiting-Bereich haben wir bei der Anzahl der Bewerber kaum Einbrüche. Allerdings beobachte ich, dass die Entscheidungswege länger werden, z.B. weil Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen nicht so leicht gehen lassen. Wir können Einstiegspositionen leichter besetzen, was bestimmt an unserem Ruf liegt: stabile Branche, kleine Teams, erfolgreiches Unternehmen. Wir wachsen zwar in hohem Tempo, aber können unsere Mitarbeiter:innen nach wie vor noch sehr gut integrieren. Schwieriger wird es bei Top-Experten, die eine spezifische Ausbildung und 15 Jahre Berufserfahrung aufweisen. Hier haben wir längere Suchzeiten.

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