Risikomanagement übernimmt in Unternehmen das Management von Unternehmensrisiken – soweit Wikipedia. Doch welche Überlegungen spielen im Risikomanagement wirklich eine Rolle? Für den WIFI-Blog haben wir den Managementberater und Experten Dr. Roman Käfer interviewt. Er ist auch als Trainer tätig und gibt seinen Erfahrungsschatz im Risikomanagement weiter.

Dr. Roman Käfer (Foto: Privat)

WIFI-Blog: Was wird im Risikomanagement gemacht, Herr Dr. Käfer?

Dr. Roman Käfer: Im Risikomanagement wird oft der Teufel an die Wand gemalt. Nehmen wir eine typische Fraud-Geschichte. Das ist Englisch für Betrug, z.B. greift ein Mitarbeiter in die Kassa. Auf dieses potenzielle Risiko sollte ein Unternehmen vorbereitet sein. Natürlich entgegnen da viele: Das passiert nur wo anders, wir kennen unsere Leute, die machen sowas nicht. Für Unternehmen ist es jedoch wichtig vorgesorgt zu haben – das heißt: negative Ereignisse und ihre Konsequenzen einkalkuliert. Risikomanagement hat sich so etabliert.

Es beginnt schon bei der einfachen Risikoabwägung eines Auftrags. Sorgfältige Unternehmer/innen bewerten das Risiko. Sie überprüfen die Zahlungsfähigkeit, rufen beim KSV an. Sie überlegen sich zudem, wie sie das Risiko reduzieren können – durch Anzahlung oder sonstige Sicherheiten. Im Mittelpunkt steht die einfache Frage: Was kann schiefgehen?

In welchen Bereichen hat sich Risikomanagement zuerst etabliert?

Am frühesten hat man mit Risikomanagement im Finanzsektor begonnen. Dort gibt es sehr strikte Regelwerke, was z.B. die Eigenkapitalversorgung betrifft, wie Basel I bis III.

Im medizinischen Bereich geht es hingegen darum, Menschenleben nicht zu gefährden, in NGOs um mitarbeiterbezogene Aspekte. Für die Produktionsindustrie kann das Ziel sein, durch Risikomanagement niedrigere Versicherungsprämien zu erzielen und Geld zu sparen. Überall, wo es regulatorische Zwänge gibt, wie im Finanzsektor, kommt Risikomanagement früher zur Anwendung. Dort sind auch Kennzahlen wichtiger. In der gegenwärtigen Krise wird Risikomanagement auch in KMU verstärkt angewandt werden.

Risikomanagement

Besteht Risikomanagement überwiegend aus Rechnen oder freier Analyse?

Sowohl qualitative als auch quantitative Faktoren fließen ins Risikomanagement mit ein. Jedoch würde ich sagen, dass die Analyse überwiegt. Nur weil eine Kennzahl auf die zweite Kommastelle ausgerechnet ist, kennt man das Risiko nicht genauer. Imageschäden sind z.B. auch schwerer zu berechnen als Forderungsausfälle.

Jede/r Unternehmer/in muss Überlegungen über Risiken anstellen, Auswirkungen abschätzen und auf dieser Basis Entscheidungen treffen: Wo bin ich wie aufgestellt? Welche Lücken muss ich schließen? Risikomanagement hilft, diese Überlegungen zu strukturieren – und ist in der Praxis immer eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Faktoren.

Deshalb empfehle ich allen Unternehmer/innen, sich dem Thema in einem WIFI-Lehrgang anzunähern. Das Wissen, das man für die Praxis braucht, kommt dann durch Vertiefung.

In welchen Branchen kommt Risikomanagement überwiegend zum Einsatz?

Risikomanagement kommt branchenunabhängig vor. Es gibt in jedem Unternehmen Chancen (Potenziale, positiv) und Risiken (Gefahren, negativ) – ob Profit- oder Non-Profit-Organisation, ob Produktions-, Finanz- oder Dienstleistungssektor. Als Manager/in sollte ich mich immer fragen: Was kann schiefgehen, was kann ich als Chance begreifen, wie wirkt sich das auf die Geschäftstätigkeit aus?

Ab welchem Mitarbeiter/innenstand gibt es die Position „Risikomanager/in“ im Unternehmen?

Das beginnt bei mittleren Unternehmen. Für eine eigene Stelle, die nur mit Risikomanagement befasst ist, hat ein Unternehmen mindestens 100, 200 Mitarbeiter/innen. Darunter nehmen es Quality Manager/innen oder Controller/innen als zusätzliche Aufgabe wahr, bei Kleinunternehmen ist es wie viele Dinge Chefsache.

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