Nach der Geburt ihrer Kinder veränderte sich für Elisabeth Sonnleithner der Blick für das, was für die Zukunft wichtig ist: Eine Welt, die auch noch für die nächsten Generationen lebenswert ist – und eine Arbeit, die heute schon einen Beitrag dafür leistet.

Beruflich einen neuen Weg zu gehen – und das auch noch erfolgreich – braucht neben Mut und Einsatz auch das gewisse Quäntchen Glück. Fortuna war Mag.a Elisabeth Sonnleithner ganz offensichtlich wohlgesinnt, schließlich hat sie mit ihrem nachhaltigen Geschäftsmodell den Nerv der Zeit getroffen: Mit ihrer Firma Sonnengrün, die nachhaltige Kosmetik- und Haushaltsartikel anbietet, eröffnete die 44-Jährige kürzlich bereits ihr zweites Geschäftslokal in Wien. Aber alles von Anfang an …

Großes Umdenken, kleiner Fußabdruck

Die studierte Publizistin und Soziologin war nach ihrem Studium in der Forschungsabteilung einer Mediaagentur tätig. „Ich habe dort Zielgruppen- und Reichweitenanalysen für den ORF erstellt – eine Arbeit, die mir damals sehr viel Spaß machte“, erzählt Elisabeth Sonnleithner. Auch der nächste Job führte sie in eine Mediaagentur. Sonnleithner: „Ich fühlte mich in dieser bunten und schillernden Branche damals einfach wohl.“ Doch die Geburt ihrer Tochter im Jahr 2010 führte bei der Wienerin zu einem Umdenken. „Ich stellte mir erstmals die Frage über die Wirkung meines Tuns in der Zukunft: Wie hoch würden die Müllberge sein, die ich meinen Kindern einmal hinterlassen werde, wenn ich so weiter mache wie bisher?“

Eine TV-Dokumentation über eine Familie, die völlig plastikfrei lebte, inspirierte die Wienerin noch zusätzlich. Im privaten Haushalt der Familie Sonnleithner wurde von da an nach der Vision gelebt, den eigenen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten: Kosmetik- und Haushaltsartikel und ihre Verpackung sollten schadstoffarm, frei von Plastik und regional produziert sein. „Bei Kosmetika war es wirklich eine Herausforderung, Produkte zu finden, die diesen Ansprüchen genügten. Aber ich habe viel gesucht und wurde fündig.

Bestens vorbereitet ins Unternehmertum

Elisabeth Sonnleithner ging nach ihrer Karenz wieder in ihren alten Job in der Mediaagentur zurück, allerdings weit nicht mehr so motiviert wie früher. „Mir fehlte der Spaß an dieser Arbeit, denn ich sah nicht mehr den Sinn darin. Mein Fokus war ein anderer. Ich wollte etwas bewegen, damit die Welt auch in Zukunft lebenswert bleibt“, schildert die Unternehmerin. 2015 – zwei Jahre nach der Geburt ihr zweiten Tochter – entschied sie sich dafür, auch beruflich ihren Beitrag zu einer lebenswerten Welt zu leisten. „Viele, die mich kannten, wären durchaus auch an einem nachhaltigeren Leben wie ich es führte, interessiert gewesen. Aber die Produkte aus unterschiedlichsten Quellen beziehen zu müssen, das war den meisten einfach zu anstrengend. Daher hatte ich die Idee, alles, was ich selbst erprobt und für gut befunden habe, aus einer Hand anzubieten.“

 

Jetzt Veränderung wagen!

Netzwerken im WIFI-Kurs

Nach Rücksprache mit ihrem Mann, der ihr für das Vorhaben den Rücken stärkte, kündigte Elisabeth Sonnleithner ihren Job, machte das Unternehmensgründungsprogramm des AMS und erstellte einen Business Plan. Diese gute Vorbereitung bestärkte sie in der Überzeugung, mit der Selbstständigkeit den richtigen Weg einzuschlagen. Und um es ganz perfekt anzugehen, absolvierte sie die WIFI-Ausbildung Kosmetikherstellung – aus gutem Grund: „Es war mir wichtig, meine zukünftigen Kunden fachgerecht beraten zu können, gerade auch was die Inhaltsstoffe der Kosmetikprodukte angeht.“ Unter den Kursteilnehmer/innen lernte Sonnleithner auch einige potenzielle Geschäftspartner/innen kennen. „Ich habe beispielsweise Seifensieder oder Hersteller von Deocremen darauf angesprochen, ob sie es schaffen würden, ihre Produkte plastikfrei zu verpacken. Und somit hatte ich von Anfang an viele Produkte ehemaliger Kurskolleginnen und -kollegen in meinem Sortiment.“

Vom Mini-Laden zur eigenen Kosmetiklinie

Ziemlich genau ein Jahr nach ihrer Kündigung war  es dann soweit: Elisabeth Sonnleithner gründete Anfang 2017 ihre Firma Sonnengrün e. U. und eröffnete ein ganz kleines Geschäftslokal in der Rochusgasse in Wien Landstraße. „Mit dem kleinen Lokal, bei dem sich auch die Fixkosten in Grenzen hielten, wollte ich einfach mal ausprobieren, ob es funktioniert. Zusätzlich habe ich auch gleich einen Online-Shop gestartet.“ Die Vorsicht, der Fleiß, die gute Vorbereitung – all das hatte sich gelohnt. Und auch das Glück war der frischgebackenen Unternehmerin hold.

Das Geschäft lief sehr gut. Der aktuelle Trend eines verstärkten Umwelt-Bewusstseins und die damit einhergehenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten kamen meinem erfolgreichen Start sehr zugute.“ Aus dem bald zu klein gewordenen Lokal in der Rochusgasse übersiedelte Elisabeth Sonnleithner in die Hollandstraße im zweiten Bezirk und bekam gleichzeitig die Schattenseiten des Unternehmertums zu spüren: „Aufgrund des ersten Corona Lockdowns verzögerte sich die Eröffnung.“ Im Frühsommer 2020 war es aber endlich soweit. Sie eröffnete und begann zudem mit der Produktion ihrer eigenen Kosmetiklinie in der eigenen Rührküche.

Kurzgereiste Inhaltsstoffe und nachhaltiges Wachstum

Unterstützt von zwei Mitarbeiterinnen bietet Elisabeth Sonnleithner heute – neben ihrer nachhaltigen Handelsware aus dem Bereich Haushalt und Parfümerie – unter der Marke Sonnengrün alles an, was Haut und Haare zur täglichen Pflege brauchen, ohne dass Herz und Hirn ein schlechtes Gewissen haben müssen: von nachhaltigen Shampoos über Gesichtsöle und Deos bis hin zum Zahnpulver – alles mit regionalen Inhaltsstoffen und ausschließlich in Papier verpackt. „Bei meinen Kosmetika gibt es keine exotischen Inhaltsstoffe, die quer über den Globus transportiert werden.“ Worauf sich Kunden verlassen können: Sonnleithner verwendet ihre Produkte natürlich selbst. Seit Mai 2021 gibt es eine weitere Adresse für das breite Sortiment an nachhaltigen Waren des täglichen Bedarfs: Als wir Elisabeth Sonnleithner zum Interview baten, erreichten wir sie gerade beim Ausmalen ihres neuen Standorts in der Wiener Alser Straße. Auch das braucht ein Wandel zum erfolgreichen Unternehmertum: Anpackermentalität! Elisabeth Sonnleithner ist das beste Beispiel dafür.

Ein Tag mit Elisabeth Sonnleithner

  • 6.00 Uhr: Aufstehen – und versuchen, die Kinder aus dem Bett zu bekommen, was nicht immer ganz einfach ist.
  • 7.30 Uhr: Kinder in die Schule bringen und ins Geschäft fahren.
  • 8.30 Uhr: Online-Bestellungen abwickeln und für den Versand vorbereiten.
  • 10.00 Uhr: Geschäft aufsperren und erste Kunden bedienen.
  • 11.00 bis 18.30 Uhr: Kunden bedienen – und zwischendurch Ware nachbestellen, Regale abstauben, Buchhaltung machen, in der Rührküche Kosmetika nachproduzieren.
  • 19.15 Uhr: Abendessen mit der Familie – und danach die Kinder zu Bett bringen.
  • 20.30 Uhr: Recherche im Internet – nach neuen Produkten und Informationen zu Inhaltsstoffen.

Was ich anderen in einer ähnlichen Situation empfehle:

„Wer an sich glaubt und die Umsetzung seiner Idee gut vorbereitet, hat gute Chancen in der Selbstständigkeit erfolgreich zu sein. Natürlich gehört immer auch ein bisschen Glück dazu.“

Jetzt Veränderung wagen!

Foto: (c) Sonnengrün e.U.