Das ist bekannt: An den WIFIs gibt es das breiteste Weiterbildungsangebot. Darunter viele Spezialausbildungen, die nicht so ganz alltäglich sind. Im Rahmen unserer aktuellen Kampagne „Lern dich weiter“ holen wir sie vor den Vorhang. Diesmal: den PR-Berater Andreas Freitag. Der Kommunikationsprofi ist Managing Partner bei accelent communications. Von ihm wollten wir wissen: Wie darf man sich ein Berufsleben in der PR vorstellen? 

WIFI-Blog: Herr Freitag, wie sind Sie in der PR gelandet?

Andreas Freitag: Letztlich war das eine Mischung aus Zufall und Interesse. Ich wollte „etwas mit Menschen“ machen und da viele meiner Freunde Publizistik studiert hatten, habe ich mich ebenso dazu entschieden. Im Laufe des Studiums wurde der Berufswunsch immer konkreter und gipfelte in der Absolvierung des damaligen Universitätslehrgangs für Öffentlichkeitsarbeit an der Uni Wien. Dort stieg die Begeisterung für die PR und ließ mich nicht mehr los.

Wie sieht ein typischer Berufsalltag als PR-Fachmann aus? Wie viel Zeit verbringen Sie am Telefon?

Andreas Freitag: Pointiert ausgedrückt: Zwei Drittel der Zeit kommuniziere ich und ein Drittel davon bin ich produktiv. Projektmanagement, Koordination, Recherchen, Brainstormings etc. nehmen den größten Teil meiner Zeit ein. Konkret hänge ich wohl ein bis drei Stunden täglich am Telefon und bearbeite weit über 100 Mails. Am Anfang meiner Karriere war die Aufteilung wohl umgekehrt. Man muss schon der Typ dafür sein, sehr viele Bälle in der Luft zu halten, ohne dass einer runterfällt. Das macht den Beruf so spannend.

Im Berufs- und Geschäftsleben müssen wir alle auf uns hinweisen – gewissermaßen PR in eigener Sache betreiben. Welche Gedanken sollte man sich als aufstrebende Fach- oder Führungskraft bzw. als Unternehmer/in machen?

Andreas Freitag: Man sollte nie die Macht eines guten Images unterschätzen. Welches Bild erzeuge ich persönlich nach außen? Auf Top-Management-Ebene sieht mein Gegenüber in erster Linie die Position und nicht den Menschen. Danach richtet sich die Erwartungshaltung. Banales Beispiel: Will ich in einem Meeting dem CEO wirklich dabei zusehen, wie er eine Käsleberkäs-Semmel aus dem Papiersackerl zu sich nimmt? Niemand würde jemals sagen, dass ihn das stört – es ist ja nur menschlich – aber dieses Bild bleibt hängen und ist nicht kompatibel mit der Disziplin, die man einem CEO zuschreibt.

Lern dich weiter!

Welchen Trends ist das PR-Geschäft unterworfen? Inwiefern unterscheidet sich Ihr Berufsalltag von dem vor 10 Jahren?

Andreas Freitag: Ich gehöre nicht zu jenen, die sich besonders innovativ geben wollen, indem sie den Untergang der klassischen PR propagieren. PR-Fachleute sagen noch immer ihren Chefs oder ihren Kunden, wann sie was und wie kommunizieren sollen. Aber es hat sich schon vieles verändert. Social Media hat klassische Medien nicht ersetzt, aber die Karten neu gemischt. Dadurch ist unsere Branche viel schnelllebiger geworden. Die Technik eröffnet immer neue Möglichkeiten, weshalb es für PR-Experten (überlebens)notwendig wurde, viel technikaffiner zu werden.

Trotzdem: Menschen kommunizieren jetzt zwar über andere Medien mit neuen Gesetzmäßigkeiten, aber die Grundsätze der Kommunikation haben sich nur wenig verändert. Das Bauchgefühl, dass ich mir in 20 Jahren Erfahrung erarbeitet habe, lässt mich auch heute nur selten im Stich.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am besten?

Andreas Freitag: Die Abwechslung. Ein monotoner Beruf hat tatsächlich viele Vorteile: Man schläft immer gut, schleppt keine ungelösten Probleme mit nach Hause, Fehlschläge sind selten etc. Manchmal sehne ich mich regelrecht danach, aber in Wahrheit könnte ich so einen Job keine 40 Jahre lang durchstehen. Die PR ist das genaue Gegenteil: Immer neue Herausforderungen, neue Menschen, auf die man sich einstellen muss, neue Themen, die man sich erarbeiten muss, aber dafür auch immer neue Erfolgserlebnisse! Genau die sind mein Antrieb.

Welchen Tipp würden Sie PR-Berater/innen geben, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Andreas Freitag: Wenn eine solche Person Leidenschaft für den Beruf mitbringt, Interesse an Medien und dem Weltgeschehen und entsprechende Ambitionen hat, Neues zu entdecken und etwas erreichen zu wollen, dann kann ich nur raten, all das nicht zu verlieren, sondern im Beruf an den Tag zu legen. Mit etwas Geduld und dem notwendigen Quäntchen Glück werden sich im Laufe der Zeit Karriere-Chancen ergeben, die sie dann ergreifen können.

Lern dich weiter!

Foto: (c) Gregor Schweinester