Bernhard Graggaber ist ein junger, aber bereits beschlagener KFZ-Techniker-Meister. Der Salzburger hat schon früh erkannt, dass er „zwei rechte Hände hat“ und lernte das Handwerk im elterlichen Betrieb in Mauterndorf. Fortbildung spielte für ihn schon immer eine große Rolle.

Als Geselle bildete er sich zu Systemelektronik und Hochvolttechnik weiter, und arbeitete nach erfolgreich absolvierter KFZ-Meisterprüfung bereits in leitenden Positionen, in führenden Kfz-Betrieben. Er sagt: ,,Anspruchsvolle Jobs sind keine Frage des Alters sondern der persönlichen Leistungsbereitschaft.“ Schon bei seiner eigenen Meisterprüfung, die er im 20. Lebensjahr ablegte, wurde er bereits als Prüfer im Kfz-Gewerbe von der Wirtschaftskammer angeworben.

Bernhard Graggaber bringt seine Berufserfahrungen als Werkstättenleiter in Graz im heimischen Betrieb besonders ein. Er wird in Folge das Autohaus Graggaber e.U. in Mauterndorf, Lungau, in dritter Generation und mit derzeit 13 Mitarbeiter:innen übernehmen und fortführen.

Wir haben ihn gefragt, welche Rolle Weiterbildung in der KfZ-Technik spielt.

Interview: “Lernen und Arbeiten sollte wieder an Bedeutung gewinnen”

WIFI-Blog: In welchen Gebieten bilden sich KFZ-Techniker z.B. nach Lehrabschluss weiter?

Bernhard Graggaber: Wir führen aufgrund unseres Mehrmarken-KFZ-Betriebes sehr viele herstellerspezifische Fachkurse durch. Gegenwärtig wird natürlich besonderes Augenmerk auf die Elektromobilität gelegt. Wir sind jetzt zusätzlich Bosch Service Partner geworden. Somit bieten wir auch Kurse an, die nicht herstellerspezifisch sind und in denen es um allgemeine Themen wie z.B. Diesel- oder Benzineinspritzung geht. Außerdem gibt es Schweißkurse und die Ausbildung zum §57a Überprüfer im WIFI Salzburg und innerbetriebliche Schulungen, die ich selbst bereits leiten darf.

Bei denen geht es um alltägliche Dinge wie Betriebsorganisation und Abläufe eines Autohauses. Besonderes Augenmerk legen wir auf die Weiterbildung von Lehrlingen. Nicht nur ein umfangreiches Wissen in der KFZ-Technik, sondern auch Persönlichkeitsbildung, Hausverstand,  Nachdenken, wie z.B. „Was ist Geld?“ oder „Was sind meine persönlichen Stärken?“.

Welche Fähigkeiten sollte ein Lehrling für den Beruf mitbringen?

Auf alle Fälle sollte man ein allgemeines Interesse an Fahrzeugen mitbringen und technisches Hintergrundwissen erlangen wollen. Wichtig sind außerdem gute Mathematikkenntnisse, Kopfrechnen und eine gute Ausdrucksweise und Schrift, um Aufträge und Diagnoseberichte zu schreiben. Englisch- und EDV-Kenntnisse sind ebenso nicht mehr wegzudenken.

Was lernt man in den Meisterkursen, was man im Berufsalltag nicht lernen kann?

Der Meisterkurs ist eine gute Gelegenheit, Wissen, weit über die allgemeinen Fachkenntnisse, anzueignen. Ohne Herstellerwerbung, speziell das Hintergrundwissen modernster Technik. Ich persönlich kann den Meisterkurs im WIFI Salzburg sehr empfehlen, da er sehr anspruchsvoll ist, und für mich auch eine Form meines Berufsstolzes reflektiert.

“Von Nichts kommt nichts!”

WIFI-Blog: Gibt es Trends in der Branche, die sich in den letzten Jahren gezeigt haben?

Bernhard Graggaber: Der Elektrotrend entwickelte sich in den letzten Jahren sehr rasant und unaufhaltsam. Ebenso alle neuen Antriebsformen wie Hybrid, Wasserstoff etc.

Als Prüfer auch bei Lehrabschlussprüfung ist mir bei den Prüfungsanwärtern aufgefallen, dass allgemein die Leistungs-, Lern- und Arbeitsbereitschaft wieder besonders an Bedeutung gewinnen sollte. Stichwort „Work-Life-Balance“. Die angebotenen Vorbereitungskurse auf die LAP in Verbindung mit fundiertem Grundwissen aus den Lehrbetrieben und eben der eigenen Lernbereitschaft, sind ein wichtiger Bestandteil, für jeden, der künftig ein erfolgreicher Facharbeiter werden möchte.

Wie wirkt sich der Fachkräftemangel in Ihrer Branche aus?

Natürlich ist auch in unserer Branche der Fachkräftemangel spürbar. Erfreulich ist, dass wir in diesem Jahr bereits drei Lehrlinge aufnehmen konnten, und somit gar nicht allen Bewerbungen nachkommen konnten!

Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass wir in unserem Unternehmen die Lehrlinge nach bestem Wissen und Gewissen ausbilden. Wir haben langjährige qualifizierte Mitarbeiter die im Unternehmen Jahrzehnte bereits mitwirken, und mit Freude und Motivation zur Arbeit gehen!

Ein gesundes Betriebsklima, ein sicherer Wirtschaftsstandort, eine angemessene Entlohnung und natürlich auch die Leistungs- und Fortbildungsbereitschaft der Mitarbeiter sind wie Zahnräder. Nur wenn alle Zahnräder im Team reibungslos ineinander greifen, funktioniert auch das gesamte Konstrukt erfolgreich und wirkungsvoll. Der alte Spruch: „Von Nichts kommt nichts“, ist somit aktueller denn je!