Über Zeitmanagement ist schon viel geschrieben worden. Immer wieder taucht jedoch die Frage auf: Wie soll ich Zeitmanagement in meinem Arbeitsalltag umsetzen? Wie es gehen würde, das wissen die meisten. Wie man durchs Einteilen glücklich wird oder bleibt, nicht. Oft gibt es da Probleme, zum Beispiel mit Prokrastination, Aufschieberitis, oder der nötigen Disziplin.

All dem widmet sich emotionales Zeitmanagement.

Emotionales Zeitmanagement – was ist das?

Emotionales Zeitmanagement verbindet Organisationsblöcke mit Selbstmanagement und Selfcare. Dass das nur höchst individuell ablaufen kann, ist klar. Wir alle haben andere Bedürfnisse, Werte, Möglichkeiten und Energielevels. Möglich ist alles, es braucht aber einige Bedingungen, bei denen man selbst im Fokus steht.

Emotionale Reife & Stabilität

Nur eine erwachsene Person ist zu ehrlicher Innenschau inklusive Kritik fähig. Ein gewisser Grad an Selbstbewusstsein, Wertschätzung und Eigenliebe kommt mit dem Erwachsensein auch mit hinzu. Das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun.

Dabei gibt es ein paar Fragen, die man sich stellen muss: Was kann ich wann leisten? Was will ich? Was ist mir wichtig?

Diese Fragen beziehen sich einerseits auf einzelne Aufgaben, aber auch auf die gesamte Work-Life-Balance.

Diese Fragen begleiten uns langfristig und benötigen ab und zu ein Update. Denn in einem Arbeitsleben ändert sich so Einiges. Wir sollten ihnen immer wieder achtsam begegnen.

Kompromissfähigkeit und Loslassen können

Es geht sich selten alles aus. Das ist so. Umso wichtiger ist deshalb Ehrlichkeit bezüglich Machbarkeit und sich realistischer Ziele bewusst zu sein.

Fällt das schwer, gibt es einen Tipp:  Man plant 80 Prozent von dem, was man tatsächlich gerne gemacht bekommen würde. Geht sich das nicht aus, dann schraubt man nochmal 20 Prozent zurück. So und so weiter nähert man sich an realistische To-do-Listen an.

Klappt’s noch immer nicht, gibt es vielleicht andere Gründe. Man kennt sich nicht so gut, wie man denkt. Vielleicht haben sich auch Umstände oder Bedürfnisse geändert und man merkt es (noch) gar nicht. Hier muss man sich selbst nochmal liebevoll begegnen und schauen, wo Grenzen sind.

In dem Zusammenhang ist es auch wichtig, das Wort Flexibilität zu überdenken oder für sich selbst neu zu definieren. Flexibilität bedeutet nämlich nicht, dass man ständig springt, wenn etwas ist. Vielmehr heißt es, dass auch Platz für persönliche Bedürfnisse ist. Das ist zum Beispiel ein leicht in Anspruch zu nehmender Zeitpuffer, wenn man gerade einfach ausgepowert ist. Man ist also in der Lage, einen zeitlichen Polster zu gebrauchen, wenn man ihn braucht und kann etwas verschieben, tauschen oder absagen.

Persönlichkeit stärken

Dauerhaft eingependelt bleiben

Seine eigenen menschlichen Grenzen zu kennen ist wichtig. Hobbies dürfen nicht zu kurz kommen. Die Phasen, in denen man mit dem Kopf woanders ist und die Seele so richtig schön baumeln lassen kann, sollten fix eingeplant sein.

Im Arbeitsalltag bedeutet das: regelmäßig Pausen machen. Nachweislich ist man fitter und leistungsfähiger, wenn man erholt ist. Dauern überfordernde Stresszeiten zu lange an, beginnen die furchtbaren Kreisläufe. Jene, in denen man nicht mehr wirklich zur Ruhe kommt, abschalten kann, nicht mehr gut schläft – und sich in Richtung Burn-Out begibt.

Emotionale Notrufnummern parat haben

Manchmal geht gar nix mehr und man braucht Hilfe. Im Haushalt, bei der Kinderbetreuung, oder ganz einfach bei einem schwierigen Task in der Arbeit. Diese Zeiten kennen wir alle. Es empfiehlt sich, in solchen Phasen nicht erst mit der Suche nach Personen, Anlaufstellen oder Entlastungsfaktoren anzufangen, sondern bereits zu wissen, wohin man sich wenden kann.

Wer antwortet, wenn man schreit – beruflich wie privat? Nicht alle, die hier mitlesen, haben so ein Rettungssystem. In der heutigen Zeit sind Freunde, Familie, Bekannte auch meist selbst belastet. Wenn man sich nachhaltig absichern mag, dann helfen vielleicht diese Vorschläge:

  • Mit Kolleginnen und Kollegen ganz nüchtern Abmachungen treffen oder bestimmte Deals eingehen,
  • Erreichbarkeiten von Coaches, firmeninternen Supervisern oder Therapeutinnen und Therapeuten festhalten oder einprägen – ganz so wie gewöhnliche Notrufnummern auch.

Gratis sind psychologische Dienstleistungen leider meist nicht, vor allem wenn es um Prävention und Optimierung geht. Es hat aber auch mit Selfcare zu tun, finanzielle Prioritäten zu setzen. Denn sowohl am Anfang als auch am Ende von emotionalem Zeitmanagement steht der Versuch, gesund und happy Lebensaufgaben zu managen. Allein schafft man das nicht immer. Wir schreiben hier auch ganz bewusst “der Versuch”, denn scheitern gibt’s nicht, wenn man auf sich schaut.

Persönlichkeit stärken

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