Die Blockchain-Technologie ist weiter im Vormarsch und gilt nach der Erfindung des Internets als nächste große technologische Errungenschaft. Auch die IT-Branche hat sie entdeckt. Doch worum geht es dabei eigentlich?

Spätestens seit dem Hype um die Kryptowährungen ist Blockchain in aller Munde. „Blockchains dürfen aber nicht mit Kryptowährungen verwechselt werden“, sagt Christian Löffler, Trainer des Kurses „Blockchain und Kryptowährung“ am WIFI Tirol. Tatsächlich war die digitale Währung Bitcoin die erste Anwendung der Blockchain-Technologie. Löffler: „Eine Blockchain ist eine verteilte Datenbank, die auf vielen Rechnern gespeichert ist. Um Sicherheit, Unveränderbarkeit und Fälschungssicherheit herstellen zu können, ist eine Bestätigung, ein sogenannter Konsense, notwendig.“ Die Datensätze, Blocks genannt, sind mittels Kryptografie chronologisch miteinander verkettet – darum der Name „Blockchain“.

Auch an den WIFIs gibt es bereits zahlreiche Kurse zum Thema.

Mehr als eine Technologie für Zahlungsmittel

Die Bitcoin-Blockchain ist zurzeit die bekannteste Blockchain und auf viele Rechner in der Welt verteilt. Blockchains haben aber nicht nur den Finanzsektor neu aufgemischt, sondern machen fast alles möglich. Die wohl bekannteste und zukunftsträchtigste Applikation von Blockchains sind die sogenannten Smart Contracts. Dabei handelt es sich um webbasierte Computerprotokolle, die Verträge abbilden und die Abwicklung eines Vertrages technisch unterstützen. Meldet etwa ein Sensor, dass eine Wasserleitung defekt ist, könnte der Impuls über die Blockchain eine Alarmierung an den/die zuständige/n Techniker/in auslösen. Sobald die Wasserleitung repariert ist, erfolgt die Zahlung.

Auf diese Weise wird es auch möglich, dass ausschließlich Maschinen miteinander kommunizieren – Stichwort Internet of Things. So kann ein Auto beispielsweise beim Tanken oder bei der Einfahrt in die Parkgarage bezahlen. Aber auch in der Logistik lassen sich Container mithilfe der Blockchain verfolgen.

Neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten mit Blockchain

Neue Technologien bringen neue Geschäftsmodelle. Mit „Bitwalking“ z.B. lässt sich sogar echtes Geld verdienen, wenn man die von der WHO empfohlene Anzahl an Schritten erreicht: Die von einem Londoner Start-up entwickelte App zählt die Schritte der Nutzer/innen und zahlt pro zehntausend gelaufenen Schritten ein digitales Kilometergeld von einem „Bitwalking-Dollar“ aus. Das digitale Geld kann in Online-Shops ausgegeben oder gegen echte Dollar getauscht werden.

„Wenn schließlich die alten Strukturen aufgebrochen sein werden, wird die Blockchain einige Bereiche revolutionieren.“

Auch bei der Sicherung von Urheberrechten und bei der Eigentumsdeklaration ist der Einsatz von Blockchains sinnvoll. Überweist zum Beispiel nach einem Immobilienkauf der/die Käufer/in das Geld per Blockchain-Technologie an den/die Verkäufer/in, erfolgt ein automatischer Eintrag ins Grundbuch. Ohne zusätzliche Gebühren an eine/n Makler/in oder eine/n Notar/in kommt so ein sicherer Vertrag zustande. „Wenn schließlich die alten Strukturen aufgebrochen sein werden, wird die Blockchain einige Bereiche revolutionieren. Dies wird Jobs schaffen, wie etwa in der Entwicklung von Applikationen, aber auch welche verzichtbar machen“, prognostiziert Christian Löffler.

Vorteile der Blockchain ...

  • Fälschungssicherheit
  • Integritätsschutz
  • Verringerung von Infrastrukturkosten (durch verteilte Systeme)
  • Sichere Auditierbarkeit
  • Vertrauensbildend
  • Hohe Stabilität durch Dezentralisierung
  • Sicher gegen Ausfälle und Hackerangriffe

... und Nachteile

  • Geringer Datendurchsatz
  • Nur für geringe Datenmengen geeignet
  • Integration mit On-Premises-Systemen ist schwierig

Sichere „Spielwiese“ für IT

Dank der unzähligen Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie können sich auch IT-Fachkräfte in Zukunft austoben. Dezentrale Strukturen werden zunehmend wichtiger, die Blockchain „befeuert“ diesen Trend in der IT. Da die Blockchain-Technologie als absolut manipulationssicher gilt, ist sie durchaus auch als Absicherung gegen Datenmissbrauch interessant.

Blockchains bieten das zurzeit wirksamste Mittel zum Nachweis der Datenintegrität an. Ob sich der Einsatz einer Blockchain innerhalb einer Organisation zur Datensicherheit als Alternative zu anderen Möglichkeiten lohnt, hängt davon ab, wie hoch das „Vertrauen“ innerhalb einer Organisation ist.

Gerade in globalen Unternehmen mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, wo sich die Beteiligten untereinander nicht kennen, kann der Einsatz der Blockchain-Technologie sinnvoll sein. „Die Datenbank und die Kryptografie sind natürlich die Basis und gehen mit der Entwicklung der Applikation und der Lösung des Use Case einher“, unterstreicht Löffler.

Wo kann man Blockchain lernen?

Sein Blockchain-Wissen hat sich der ausgebildete Wirtschaftsinformatiker Christian Löffler großteils durch Learning by Doing angeeignet: „Durch meine langjährige Erfahrung im IT-Bereich und Self-Study aus Blogs, Podcats etc.“ Heute gibt er sein Know-how als WIFI-Trainer weiter – in einem Kurs, den er selbst kreiert hat. „Das Seminar ist so strukturiert, dass eigentlich jede/r – unabhängig vom Wissensstand – kommen kann.

Tipp: Kurse an den WIFIs gibt es fast in ganz Österreich.

Es gibt einen theoretischen Teil für die Vermittlung von Grundwissen und einen praktischen Teil für das Doing.“ Noch sind Aus- und Weiterbildungen, die sich ausschließlich dem Gebiet Blockhain und Kryptowährung widmen, dünn gesät. Blockchain-Inhalte werden aber zum Beispiel in ausgewählten Master-Studiengängen an der FH St. Pölten gelehrt, wie Digital Design, Digital Media Production, Digitale Medientechnologien und Interactive Technologies.

Eine Partner-Universität der FH St. Pölten, die zypriotische Universität Nikosia, bietet sogar einen kompletten „Master of Science in Digital Currency“. Der dreisemestrige Studiengang in englischer Sprache wird als Fernstudium angeboten. Das Institut für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien hat als reines Forschungsinstitut zwar keinen Lehrauftrag, ist aber darum bemüht, relevante Inhalte zunehmend in den Lehrplan der WU einzubauen.