ADHS – diesen Begriff hört man immer häufiger. Viele Menschen sprechen über ihr ADHS und das ganz offen. Auf Social Media-Plattormen findet man viele Videos, die den Alltag mit ADHS oder anderen Erschwernissen illustrieren. „Mein Leben mit …“ tragen sie oft als Titel.
Doch was heißt das eigentlich, ADHS?
ADHS steht abgekürzt für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Viele glauben, bei ADHS falle nur das Konzentrieren schwer. Dabei ist das längst nicht alles. Es geht auch darum, sich überhaupt zu motivieren, am Ball zu bleiben oder Aufgaben nicht genug Zeit geben zu können. Auch in sozialer Hinsicht bereiten Dinge wie genau zuhören oder bei einem Gespräch am Ball bleiben, meist Schwierigkeiten.
Grob könnte man sagen: es sei zu viel los im Kopf. ADHS befindet sich auf einem Spektrum. Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass oft alles zu viel wird, der Alltag und seine Aufgaben überfordern. Das frustriert natürlich, und zwar nicht nur die betroffenen Personen selbst, sondern auch das Umfeld. Dies kann zu Prokrastinationsverhalten, Depressionen und auch Isolation führen.
Weiters leider typisch für ADHS ist, dass sie es schwerer auf der Karriereleiter haben. Sie erreichen weniger oft gute Abschlüsse, oder die Jobs und Aufgaben, die sie „erfüllen“. Der gewünschte soziale Status bleibt leider gar nicht so selten ein Traum.
Zum Glück ist ADHS aber kein brandneues Phänomen; inzwischen gibt es natürlich jede Menge Ansätze, wie man mit ADHS leben – und eben auch arbeiten kann. Man könnte nun ganze Branchen oder Berufsbilder heranziehen und sich fragen:
Welche Berufe eignen sich eigentlich für neurodivergente Menschen?
Viele Quellen verweisen auf künstlerische und kreative Berufe. Hier, so denken viele, gibt es einfach oft mehr Raum, man selbst zu sein oder Verrücktheiten sind sogar erwünscht. Auch geht es bei kreativen Berufen oft ums Problemlösen – etwas, das ADHS-Betroffene meist sehr anspricht.
Man muss an dieser Stelle aber auch ganz klar dazu sagen: In der Kunst- und Kreativbranche ist der Druck oft noch höher als in anderen Dienstleistungssektoren. Die Performance muss stimmen, egal wie es jemandem geht, egal ob nun schon die kreative Idee geboren ist oder man noch in Brainstormings schwitzt.
Wichtig bei der Berufswahl ist für Menschen mit ADHS eines: Leidenschaft. Ein Job, in dem die Frage nach dem Sinn beantwortet ist. Für viele Menschen sind dies soziale Berufe. Eine Seite beschreibt als geeignete Berufe sogar Rettungssanitäter:innen oder Notärzt:innen. Menschen mit ADHS „können auch gute Staatsanwälte sein, wenn sie ihren Gerechtigkeitssinn darüber ausleben können.“ Aufgaben, die sehr dringlich sind, vermitteln ein Gefühl von Intensität. Und genau das motiviert Menschen mit ADHS nachweislich. Daher sind auch Berufe, die ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit erfordern, super geeignet.
Finde den richtigen Job für dich!
Struktur ist alles
Wenig überraschend ist es auch, dass Menschen mit ADHS Berufe bevorzugen, die von Haus aus gut strukturiert sind und wenig Chancen für Ablenkung oder gedankliche Luftschlösser bieten. Das wären dann wohl Tätigkeiten wie Analysieren von Daten, Sachbearbeitung, Buchhaltung oder monotone Tätigkeiten wie Verpackung, Logistik, Produktion oder Fließbandarbeit.
Für neurodivergente Menschen ist es wichtig, eine gewisse Routine zu etablieren. Oben genannte Videos zeigen ja oft auch genau dies: Organisation und Struktur. Es dauert natürlich, dies intus zu haben.
Pausen sind wichtig!
Menschen mit ADHS hilft es enorm, sich einzelner, strukturierter Aufgaben anzunehmen, die durch kleinere Pausen gegliedert sind und auch ein Ablaufdatum haben. Manche stellen sich einen Timer oder Alarm, um dann loszulassen und sich etwas anderem zu widmen. Gerade wenn man sich das antrainiert, kann dies auch frustrierend sein. Hilft auch, dies erstmal auszuhalten: Arbeit- und Pausenzeit räumlich separat zu verbringen, zum Beispiel bewusst raus zu gehen, etwas zu trinken zu holen, etc.
Komplexe Sachverhalte bringen viele Leute an ihre Grenzen, nicht nur Menschen mit ADHS. Im Idealfall sehen sich ADHS-Betroffene mit vereinfachten, runtergebrochenen Tasks konfrontiert, je nach Schweregrad.
Für Personen, die mit mentaler Gesundheit kämpfen, ist es umso wichtiger, auf körperliche Bedürfnisse zu achten. Das heißt: gut essen, gut schlafen, viel lachen. Auch außerhalb der Arbeit gilt es, gut auf sich zu schauen, genug Entspannungszeiten zu haben, das soziale Umfeld zu pflegen, nach einem gewissen Spirit zu leben und natürlich: sich selbst verzeihen, wenn mal was nicht so klappt, wie gedacht.