Ausgeschlossen sein. Am Arbeitsplatz gemieden und geschnitten werden. Das Gefühl, dass man alleine ist – und die anderen einem gegenüber stehen. Fast alle Menschen kennen Mobbing, bzw. wissen was das ist. Schwierig ist eine eindeutige Zuordnung von Mobbing aber noch immer, wenn man selbst betroffen ist. Warum können wir Mobbing so schwierig feststellen?

Einerseits: Was viele lustig finden oder meinen, ist für andere schon eine massive Grenzüberschreitung. Andererseits: Nicht jeder Tonvergreifer oder Konflikt ist gleich Mobbing.

Das ist Mobbing

Bitter wird es, wenn Sticheleien ernsthaft verletzen und Wiederholungscharakter aufweisen. Also über einen längeren Zeitraum häufiger untergriffiges Verhalten an den Tag gelegt wird. Die WKO schreibt dazu: „Mobbing ist ein Verhalten unter Arbeitnehmern, das darauf abzielt, eine Person zu verletzen, einzuschüchtern, zu entmutigen, auszugrenzen oder aus dem Arbeitsverhältnis zu drängen. Mobbing kann auch von Vorgesetzten ausgehen oder sich gegen solche richten“. Es kann also von allen Seiten kommen und jede/n treffen:

Beispiele von Dreistigkeiten, wo man sie vielleicht nicht vermutet

Mobbing kann sich auch gegen Vorgesetzte richten – in welcher Form auch immer. Man nennt dies in der Fachsprache Staffing. Stellt man sich etwa eine aufmüpfige Schulklasse in einem Film vor, die die Lehrperson ärgert, kommt dies dem Ganzen schon sehr nahe:

  • Gekichere bei jeder Gelegenheit, wenn auch nur angedeutet
  • wiederholtes Augenrollen oder
  • unverhältnismäßiger, übertriebener Gehorsam, et cetera.

Auf der Leinwand vielleicht lustig, ist so etwas für die betroffene Person der Horror.

Flache Hierarchien

Nehmen wir an, eine Kollegin gibt wiederholt  Anweisungen, die außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs liegen und kommentiert diese dann schmunzelnd mit: Sorry, falls ich zu bossy bin!

Bossing, das sie hier anspricht, trifft zu, wenn Vorgesetzte Mitarbeiter/innen mobben. Diese Kollegin meint das hier vielleicht ironisch, weil sie diese Weisungsmacht ja gar nicht hat. Vielleicht meint sie es aber auch ernst, weil sie denkt, man stehe unter ihr. Ihre Aussage kann man also als lustig schusselig auffassen, es kann aber auch eine beabsichtige Demütigung dahinterstecken. Die Ansätze von Mobbing kommen hier besonders gefinkelt daher und zwar mit bewusst widersprüchlichem Verhalten.

Geh, sei nicht so ein Waserl!

Ein Waserl nennt man auf Wienerisch eine ängstliche Person. Oft sarkastisch, gerne zweideutig, manchmal einen Touch gehässig, überdeckt ein gewisser Schmäh gern mal dysfunktionale Beziehungsgeflechte.

Auch Konflikte können durch humoristische Anspielungen überspielt werden. Die Gefahr dabei ist, dass Grenzen schnell verschwimmen und Mobbing sind so die Türen geöffnet. Wenn zusätzlich die Schwere der Ereignisse verharmlost wird, etwa mit Aussagen wie: Sei halt nicht so empfindlich! spricht man bereits von Victim Blaming.

Das Opfer sei selber schuld oder habe Gemeinheiten selbst provoziert. Das sogenannte Gaslighting geht darüber hinaus und meint das gänzliche Absprechen des Opferseins beziehungsweise leugnet Übergriffe. Typisch dafür sind Aussagen wie: Das bildest du dir ein, bitte! Das war ja gar nicht so (arg)! Oder: Du hältst echt nix aus!

Persönlichkeitsbildung

Entgleisungen – Was tun?

Fakt ist: Jede/n kann Mobbing irgendwann betreffen. Mobbing ist nicht die „Schuld“ von jemanden. Nicht selten gibt es auch komplexe Dynamiken.

Als Lösungsansatz Nummer eins wird oft dazu geraten, das Problem direkt anzusprechen. Die Wahrheit ist aber: Wer macht das denn wirklich? Besonders in kleinen Unternehmen rennt niemand gern zum Chef und schluckt das Problem lieber hinunter.

In einem Gespräch in einer sicheren Umgebung, mit einer vertrauenswürdigen Person aus der Kollegenschaft oder aus dem privaten Umfeld trifft man eher auf Verständnis und Beistand. Auch  spezielle Gewaltschutzhotlines oder die Telefonseelsorge helfen.

Der Gang zum Betriebsrat ist natürlich irgendwann geraten, hier erfährt man wichtigen Schutz.

Mobbing ist zwar nicht gesetzlich definiert, aber wie man in Österreich sagt: Sicher kein Lercherlschas. Mehr dazu auf den Seiten der WKO.

Klare Ansagen

Am besten ist es, von vornherein, Regeln in der Kommunikation und im Miteinander zu definieren. Diese können in Policies, Leitbildern festgeschrieben sein. Konsequenzen können (und müssen dann auch sogar teilweise!) bis zum Ausscheiden des aggressiv mobbenden Parts reichen.

Darüber hinaus können Vorgesetzte und Leitung für gutes Betriebsklima sorgen, innerhalb dessen sich jede/r wohl fühlt, und unangebrachtes Verhalten wie Mobbing als No-Go definieren, das von allen einvernehmlich abgelehnt wird.

Persönlichkeitsbildung