Es soll ja bekanntlich Glück bringen, sich bei der Begegnung mit einem Rauchfangkehrer an einen Knopf zu fassen. Wer auf Sonja Högler trifft, muss sicher zweimal hinsehen, um seinen Augen zu trauen. Nicht oft steckt in der traditionellen schwarzen Uniform eine Frau – aber immer öfter.

„Das kannst nur machen, wennst was gelernt hast“

Sonja Högler war immer schon ein bisserl anders. Nach der Matura machte sie die Rauchfangkehrerlehre und die Meisterprüfung, studierte nebenbei Biologie und absolvierte die Pädagogische Hochschule. Aber wie heißt es so schön, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Denn auch ihr Vater, von dem sie später den Rauchfangkehrerbetrieb übernahm, ist ein Tausendsassa. Der studierte Forstwirt und Rachfangkehrermeister war sehr umtriebig und hing sich unentwegt mit Leib und Seele in neue Interessensgebiete hinein. „Er hat ständig etwas inskribiert und studiert, und wir hatten sogar Falken und Bussarde als ‚Haustiere’“, erzählt Sonja Högler. Oft lag der Vater aber – auch tagsüber – einfach nur mit geschlossenen Augen im Bett. Högler: „Wenn ich mich ihm näherte, öffnete er seine Augen und sagte: ‚Pssst, ich denke.’“ Die damalige Schülerin beneidete ihren Vater, weil er einfach so herumliegen konnte. Worauf er meine: „Das kannst du nur machen, wenn du was gelernt hast.“ Vielleicht war das genau der Antrieb für ihren weiteren Weg. Trotz zweier Brüder: Sie war es, die 1993 die Meisterprüfung zur Rauchfangkehrerin machte – nicht zu vergessen, die Ausbildung zur Brandschutzbeauftragten. Im Jahr 2000 übernahm sie den elterlichen Rauchfangkehrerbetrieb im 6. Wiener Gemeindebezirk, den sie heute noch führt.

Immer mehr Frauen werden Rauchfangkehrerin

Der Beruf des Rauchfangkehrers ist nach wie vor eine Männerdomäne. Aber es klettern immer mehr schwarzgekleidete Frauen auf die Dächer, um für Sicherheit zu sorgen. 2018 betrug der Frauenanteil in den zertifizierten Rauchfangkehrerbetrieben rund 23,67 Prozent. Diese Steigerung ist insbesondere auf den steigenden Anteil an weiblichen Lehrlingen zurückzuführen, der im Zeitraum von 2013 bis 2018 von ca. 7 auf 21 Prozent angewachsen ist. Und jährlich steigt dieser Anteil sprunghaft um durchschnittlich 5 bis 6 Prozent an. Aber auch das Berufsbild des Rauchfangkehrers/der Rauchfangkehrerin hat sich mit den Jahren durch den Einsatz von neuen Technologien und Brennstoffen bei der Wärme- und Warmwassererzeugung gewandelt. Dies dient nicht nur der Sicherheit der Bewohner, sondern trägt auch dem Schutz der Umwelt Rechnung. Rauchfangkehrer sind mittlerweile technisch versierte Sicherheitsexperten, die auch mit digitaler Technik umzugehen wissen.

Die mit den Bienen tanzt und die Kutsche lenkt

Ob als Chefin oder Lehrende: Sonja Högler versteht es andere zu motivieren. Seit 2006 begleitet sie als WIFI-Trainerin ambitionierte Fachkräfte im Meisterkurs für Rauchfangkehrer und in der Messtechnik für Installateure. Ihre Leidenschaft und Begeisterung stecken an – dabei hat sie es selbst nicht immer leicht gehabt. „Beim Biologiestudium konnte ich nach den Vorlesungen nicht in die Kaffeehäuser mitgehen. Für mich war – neben dem Lernen – Schlafengehen angesagt, da ich morgens um fünf Uhr aufstehen musste, um pünktlich im Betrieb zu sein.“ Lernen macht Sonja Högler besonders dann Spaß, wenn es ihr Aha-Erlebnisse beschert, die ihr andere Blickwinkel eröffnen und zur Entwicklung neuer Ideen inspirieren. „Darum ist es auch immer wichtig, Fragen zu stellen. Nur, wer nach Antworten sucht, lernt“, sagt die Wienerin. Mit ihrer Haltung hat Sonja Högler schon vielen Frauen und Männern Flügel verliehen. Und auch sie selbst ist stets offen für Neues. Ihre jüngsten Steckenpferde: die vor nicht allzu langer Zeit absolvierte Imkerausbildung und ihre ersten Bienenvölker sowie die Lizenz zum Kutschenfahren. Diese Dame lernt wirklich nie aus.

Mag. Sonja Högler, MA

  • … machte 1993 die Meisterprüfung Rachfangkehrer/Brandschutzbeauftragter.
  • … übernahm 2000 den elterlichen Rauchfangkehrerbetrieb, den sie heute noch führt.
  • … studierte Biologie und absolvierte das Studium der PROvokativ-Pädagogik nach Perner an der Donau-Universität Krems sowie den PFL-Lehrgang „Sprachensensibler Fachunterricht für Multiplikatoren“ /Alpen-Adria-Universität, Klagenfurt.
  • … war von 2002 bis 2012 Berufsschullehrerin und ist seit 2006 WIFI-Trainerin.