Viele kennen es: Ein Auftritt vor Publikum steht an. Wir werden nervös, weil wir nicht an die Situation gewöhnt sind. Wie kann man sich darauf vorbereiten? Wir haben Daniela Soykan gefragt. Die Moderatorin, Trainerin und Lektorin ist Expertin für Auftritt, Präsentation und Medien. Außerdem ist sie Moderatorin mit Herz, Leidenschaft und Kompetenz und unterstützt als Medien- und Auftrittstrainerin auch Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem moderiert sie den heurigen WIFI-Kongress für Training und Weiterbildung.

Der erste Eindruck

Der erste Eindruck ist wichtig. Er bestimmt, was wir von einem Menschen halten, wie er auf uns wirkt und ob wir ihn mögen oder nicht.

In den seltensten Fällen können Sie einen schlechten ersten Eindruck wieder gut machen und Ihr Gegenüber davon überzeugen, dass Sie anders sind, als er:sie wahrgenommen hat.

Dieser erste Eindruck ist ein Produkt unseres Stammhirns. Seit den Anfängen der Menschheit entscheidet es blitzschnell, innerhalb von nur sieben Sekunden, ob „Bleiben“ oder „Flucht“ angesagt ist, ob wir einen Menschen „gut“ oder „schlecht“ einschätzen. In früheren Zeiten war diese schnelle Entscheidung überlebensnotwendig. Auch heute noch dienen diese ersten sieben Sekunden der Einordnung des Gegenübers.

Dazu gibt es die so genannte „7 x 7 x 7–Faustregel des ersten Eindrucks“:

  • 7 Sekunden bis zur Bildung des Ersten Eindrucks
  • 7 Informationen werden bewusst wahrgenommen
  • 7 Jahre dauert im Durchschnitt die Wirkung des Ersten Eindrucks

Die Sprache

Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen hat sich in den letzten 15 Jahren um gut 50 Prozent verringert. Schuld daran sind die sozialen Medien, die uns mit vielen Informationen gleichzeitig überfallen und alle Informationen jederzeit sofort verfügbar machen. Das erzeugt den Druck immer und überall „dabeisein“ und hinschauen zu müssen. Am Ende leidet die Konzentration jedes Einzelnen darunter. Die Folge davon ist, dass Menschen maximal 150 Wörter in der Minute aufnehmen und verarbeiten können und alle 30 Sekunden einen neuen Reiz brauchen, um bei der Sache zu bleiben.

Vermeiden Sie also in erster Linie Monotonie in ihrer Rede. Wenn Menschen unter Stress stehen, dann vergessen sie oftmals Emotion in ihre Worte zu legen und jegliche Stimmmodulation geht verloren. Das macht es den Zuhörern beinahe unmöglich, konzentriert dem Gesagten zu folgen. Hierzu gibt es drei Punkte, die Sie beachten müssen, um den Schwung in Ihrer Rede nicht zu verlieren:

Tempo

Wenn Sie etwas Gesagtes herausheben möchten oder die Aufmerksamkeit darauf lenken wollen, dann empfiehlt es sich hier auch das Sprechtempo etwas zu drosseln und gezielt bestimmte Passagen oder Worte zu betonen.

Sie sollten allerdings auch aufpassen, dass Sie nicht zu schnell werden. Das passiert vielen Menschen in der Aufregung, macht es dem Publikum aber enorm schwer Ihnen zu folgen und alles zu verstehen. Wenn Sie wissen, dass Sie tendenziell dazu neigen zu schnell zu sprechen, dann üben Sie Ihren Text und zwingen Sie sich dazu etwas langsamer als gewohnt zu sprechen.

Stimmlage

Die Stimme begleitet uns unser ganzes Leben. Mit der richtigen Übung können Sie sie gezielter und besser einsetzen lernen. Sie müssen aber natürlich mit dem Ihnen gegebenen „Material“ arbeiten. Wenn Sie also eine hohe Stimme haben, dann wird es Ihnen kaum gelingen extra tief zu sprechen, ohne sich komplett zu verbiegen und damit auch nicht mehr authentisch zu wirken. Sie können aber innerhalb Ihres Stimmrepertoires schon versuchen, zu variieren.

Bei Aufregung wird unsere Stimme meistens höher. Sich also darauf zu konzentrieren nicht zu schnell und zu hoch zu sprechen und das im Auge zu behalten kann schon helfen. Wenn Sie öfter vor Leuten sprechen oder präsentieren müssen, lohnt es sich auch in eine Stimmbildung zu investieren und richtig Atmen zu lernen, denn auch der Atem stützt unsere Stimme zusätzlich.

Lautstärke

Generell gilt: Wer auf einer Bühne oder vor Menschen sprechen muss, der sollte natürlich deutlich, verständlich und laut genug sprechen. Machen Sie sich klar, dass Sie auch etwas zu sagen haben und es einen Grund gibt, warum Sie auf der Bühne oder vor einer Zuhörerschaft stehen und sprechen.

Sie haben sich vorbereitet, Sie wissen worum es geht und Sie haben das Recht zu sprechen. Machen Sie sich nicht kleiner als Sie in diesem Moment sind, denn Sie sind der:die Redner:in und sollen, ja dürfen oder müssen auch gehört werden.

Authentizität

Wenn Sie nicht hinter Ihrem Thema stehen, dann merken das auch Ihre Zuhörer. Sie können die tollsten Themen besprechen, wenn Sie das Thema selbst nicht zumindest ein bisschen interessiert, dann werden Sie damit auch Ihr Publikum nicht erreichen.

Meistens ist das Problem aber nicht, dass Sie selbst nicht von dem überzeugt sind, was Sie sagen, sondern dass Sie die „Verbindung“ zu Ihrer eigenen Begeisterung verlieren, die Sie tatsächlich für dieses Thema haben. Um also diese Begeisterung auch auf andere zu übertragen, müssen wir sie selbst auch wieder spüren und uns diesen „moment of excellence“ – also diesen „Aha-Moment“, den wir hatten, als wir uns von diesem Thema verzaubern ließen, wieder in Erinnerung rufen.

Falls Sie in die Situation kommen, in der Sie etwas präsentieren/moderieren müssen, das nicht Ihr Thema ist und Sie nicht per se begeistert sondern im schlimmsten Fall vielleicht sogar langweilt, dann müssen Sie es zu Ihrem Thema machen!

Suchen Sie sich einen Aspekt, einen Punkt, den Sie verstehen, vertreten können und zu dem Sie weitere Verknüpfungen finden und bauen Sie Ihre Präsentation rund um diesen Punkt auf. Es gibt immer einen Punkt in einer Story, der einen selbst anspricht und interessiert und diesen sollten Sie finden.

 

Persönlichkeit stärken

Ihre Stimme

Vor einem Auftritt ist es wichtig, auch die Stimme auf Betriebstemperatur zu bringen. Das können Sie zum einen tun, indem Sie

Summen und Brummen

Legen Sie Ihre Hand auf das Brustbein und machen Sie in verschiedenen Tonhöhen „mmmhhmmmm“ oder summen Sie ein Lied.

Nehmen Sie Vibrationsunterschiede wahr? Mit dieser Übung bringen Sie Ihre Stimmbänder in Schwung.

Trockener Mund

Nehmen Sie einen kleinen Schluck Wasser oder beißen Sie sich etwas auf die Zunge. Das erhöht den Speichelfluss und Sie werden damit das trockene Gefühl im Mund los.

Auf Power drücken

Stellen Sie sich auf die Aufgabe des Präsentierens auch geistig ein. Das können Sie tun, indem Sie sich vorstellen mitten auf Ihrer Handfläche einen „Power-Knopf“ zu haben und diesen drücken Sie für mehrere Sekunden fest. Atmen Sie dabei drei Mal tief ein und aus. Dann wiederholen Sie den Vorgang auf der anderen Hand. Dieses „Anstarten“ fokussiert Sie kurz vor der Aufnahme.

Kauen

Um Ihre Mundmuskulatur aufzuwärmen, damit Sie danach auch deutlicher und müheloser sprechen können, stellen Sie sich Ihre Lieblingsspeise vor. Beginnen Sie dann übertrieben und mit ausgedehnten Kaubewegungen zu Kauen und sagen Sie dabei laut „mjam mjam mjam“. Zusätzlich können Sie dabei die Fäuste mit den Knöcheln an die Backen drücken und massieren damit die gesamte Kiefermuskulatur.

Persönlichkeit stärken

Foto: Aldeca Productions / stock.addobe.com

Foto Daniela Soykan: ©miriamblitzt