Wer träumt nicht davon? Neue Dinge erleben, um die Welt reisen, im Ausland arbeiten oder wieder zu sich selbst finden.
Ein Sabbatical ist bestens dafür geeignet. Einst als freies Semester für Forschung an US-Unis verwendet, hat eine berufliche Auszeit in der Wirtschaft mittlerweile viele Gesichter. Wie kommt man nun zu einem Sabbatical und was muss man dabei alles beachten?
Die berufliche Auszeit
Grundsätzlich dauert ein Sabbatical zwischen drei und zwölf Monaten. Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical. Ausnahme: Man steht im öffentlichen Dienst, wie z.B. Lehrer/innen. Hier gibt es andere Regeln.
Alle anderen müssen sich anderweitig selbstständig informieren. Spezielle Bücher zu diesem Thema gibt es viele, die auf Wikipedia vorgeschlagene Literatur deckt schon mal sehr viel ab zusätzlich durchstöbert man am besten einfach die nächste Buchhandlung.
Natürlich muss man den Arbeitgeber/die Arbeitgeberin mit dem Wunsch nach einer Auszeit konfrontieren. Dabei sollte man die Vorteile eines Ausstiegs klar darlegen. Denn viele Vorgesetzte sind einem Sabbatical gegenüber noch immer skeptisch gesinnt. Erweiterung der beruflichen Kompetenzen, gesteigerte Motivation, neue Energie, bessere Gesundheit – Gründe gibt es viele. Gemeinsam bespricht man dann: Was ist dabei möglich?
Die finanzielle Basis
Grundsätzlich gibt es für Arbeiter/innen und Angestellte mehrere Möglichkeiten:
Urlaub nehmen
Wer so viel Urlaubsanspruch hat, kann ihn natürlich nutzen. Darüber hinaus gibt es unbezahlten Urlaub. Das bedeutet, man bekommt kein Geld, auch Versicherungsleistungen sind nicht gedeckt.
Zeitausgleich beanspruchen
Sie haben sehr viele Überstunden gesammelt und möchten diese nun ausgleichen? Das ist prinzipiell natürlich möglich. Sie sind und bleiben auch versichert – ein ganzes Jahr wird sich aber wahrscheinlich nicht ausgehen! Beachten sind in diesem Zusammenhang die gesetzlichen Bestimmungen betreffend Überstunden bzw. Mehrarbeit.
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Vollzeit arbeiten, Teilzeit bezahlt bekommen
So spart man quasi Gehalt an, das dann in der Auszeit wie ein regulärer Lohn ausbezahlt wird. Man ist natürlich auch sozialversichert.
Dies ist übrigens die Lieblingsvariation von Aussteiger/innen!
Bildungskarenz und Bildungsteilzeit
Für Weiterbildungswillige gibt es die Möglichkeit, beim AMS Bildungskarenz und Bildungsteilzeit zu beantragen.
Der lästige Papierkram
Hat man sich für Dauer und Form des Sabbaticals entschieden, geht es darum, mit dem Arbeitgeber die individuellen Vereinbarungen vertraglich abzusichern und schriftlich festzuhalten. Diese umfassen beispielsweise Kündigungsschutz, Vertretung, Konditionen der Rückkehr und etwaige Erreichbarkeiten während der Auszeit.
Die persönlichen Verpflichtungen
Ist man ganz bestimmt unterwegs, ist zuerst die große Frage zu klären: Will man die Wohnung während dieser Zeit behalten oder weitervermieten? Letzteres ist wahrscheinlich nur mit der ausdrücklichen Zustimmung des Vermieters erlaubt. In den meisten Standard-Mietverträgen ist übrigens festgehalten, dass dies in jedem Fall untersagt ist.
Außerdem müssen anfallende Rechnungen bezahlt werden. Wartungen, Ablesevorgänge, Renovierungsarbeiten und Rauchfangkehrer/innen erfordern Anwesenheit. Und: Wer soll die Blumen gießen und die Katze füttern? Die Anzahl an Verpflichtungen und Gebundenheiten darf man nicht unterschätzen. Also: Am besten findet man eine Person, die diese jene Tätigkeiten übernehmen kann und die auch der Ansprechpartner/in für alle Wohnungsangelegenheiten in Ihrer Abwesenheit ist.
Verträge fürs Fitnessstudio, Kursvereinbarungen, Rezepte für Medikamente: Es gibt vieles, was einen im Alltag bindet. Überprüfen Sie Ihre Verpflichtungen vor einer Auszeit!
Was oft unter den Tisch fällt
Wenn wir schon bei Verträgen sind: Kaum jemand weiß, dass Mobilfunkfirmen auch „abspringen“ und Ihnen quasi kündigen können, wenn Sie sich länger im Ausland aufhalten. Grund: Man nimmt an, Sie hätten Ihren Lebensmittelpunkt woanders angesiedelt.
Ähnlich verhält es sich bei der Krankenversicherung: Vor einigen Jahren kamen in Wien Fälle auf, bei denen Frauen mit ausländischem Ehepartner plötzlich nicht mehr versichert waren. Aus oben genanntem Grund. Um so etwas zu vermeiden, kann man vorher Rücksprache mit der Krankenkasse halten.
So verhält es sich auch mit den wichtigsten persönlichen Dokumenten. Führen Sie alles, was Sie benötigen (Reisepass, Visa, etc.) auch in Kopie mit, am besten auch in digitaler Form. So können Sie wichtige Unterlagen immer ausdrucken, falls etwas passiert, wie etwa ein Verlust oder ein Diebstahl. Apropos digital: Gehen Sie auf Extra-Nummer-sicher, indem Sie sich alle wichtigsten Passwörter auswendig merken, so auch die Telefonnummern von Familie, Freunden, Ansprechpartner/innen.
Oder Notfallkontakten. Leider müssen wir auch darüber sprechen. Wer soll und darf darüber entscheiden, was mit Ihnen passiert, wenn ein Unfall geschieht? Zusätzliche Auslands- oder Reiseversicherungen sind für alle Länder außerhalb der EU dringend anzuraten. Sie helfen bei Krankenhausaufenthalten und übernehmen anfallende Kosten. Neben gängigen Versicherungsanbietern haben auch Automobilclubs verschiedenste Spezialangebote. Auch eine Kreditkarte deckt vieles ab, hier gilt es auch wieder beim jeweiligen Träger nachzulesen, was genau.
Weitere Infos und Inspirationen
Von einem Strand zum anderen zu hoppen und seine Surf Skills zu professionalisieren ist nicht jedermanns Sache. Wahrscheinlich auch nicht die von Karoli Hindriks, Gründerin und CEO der Plattform Jobbatical. Was ist das?
Die Seite richtet sich an Fachkräfte, meist aus der IT-Branche, die im Ausland arbeiten möchten, und verbindet diese mit interessierten Unternehmen. So kann man zwischen drei und zwölf Monaten im Ausland arbeiten und wichtige berufliche Erfahrungen sammeln. Passt also zeitlich perfekt zu den Sabbatical-Möglichkeiten!
Arbeit und aktiv sein kann aber noch viele weitere Formen annehmen: Seit einigen Jahren wächst die Work-and-Travel-Community. Das sind Leute, die von einem Platz zum nächsten reisen und dort gegen ein Gehalt oder kostenlose Unterkunft sowie Verpflegung ein bisschen mit anpacken. Von Olivenernte in Spanien, über die Mithilfe auf der Ponyfarm in Schweden, bis zu Gartengestaltung in Kolumbien – die Erlebnisse sind immer einzigartig und nicht selten entstehen dabei Freundschaften zwischen Gastgeber/innen und Arbeiter/innen. Googelt man „work and travel“ stößt man auf verschiedenste Organisationen, die einen unterstützen. Hier ist nahezu für jeden Bereich etwas dabei.
Etwas selbstorganisierter und ohne Geldleistungen funktioniert Woofen. Hierfür muss man sich anmelden und es ist ein Mitgliedsbeitrag zu entrichten. Ganz frei sind diverse Facebook-Gruppen wie etwa „Urlaub gegen Hand“. Für alle, die nicht wirklich arbeiten möchten, aber dennoch gerne kostengünstig reisen, bietet sich die Möglichkeit des House-Sittings an, meist inklusive Tierbetreuung.
Die bereits angesprochene Seite sabbatjahr.org informiert über freiwillige Mithilfe bei sozialen Projekten.