Zu wenig Geld, zu wenig Zeit, zu wenig wertgeschätzt: Gründe gibt’s viele, im Job unglücklich zu sein oder nach einer neuen Herausforderung zu suchen.
Wo wir Österreicher/innen ab einem gewissen Alter noch ein bisschen starrer sind, einen Neustart zu wagen, bewegen sich unsere deutschen Kollegen/innen bereits alle paar Jahre von einem Job zum nächsten, im Durchschnitt alle 3,5 bis 4 Jahre.

Mit 40 kann man nochmal ganz neu anfangen, sagen dabei einige. Neuer Job, eventuell Umzug, neues Leben. Doch stimmt das – so generell?
Im Groben natürlich ja, weil sich sehr viel später manche Ausbildungen inklusive Karriereleitern nicht mehr ausgehen. Im Speziellen natürlich nein, denn wie überall liegt der Teufel im Detail: in  welchem Alter wir sind, in welcher Lebensphase wir uns befinden und wie wir uns dabei fühlen.

Ein paar Faktoren gibt es dennoch, die den richtigen Zeitpunkt bestimmen. Es ist alles gut und richtig, wenn …

1. … man genügend Zeit hat

Und zwar, um alles gut zu überlegen. Das kann in Form einer Ist-Analyse sein, in der man sich die Gründe näher anschaut, zum Beispiel innerhalb der WIFI-Bildungsberatung mit einer Potenzialanalyse inklusive Selbstreflexion: Wer bin ich, was kann ich, worauf kann ich aufbauen?

Das ist nicht an einem Tag fertig analysiert, es bedarf schon einer genaueren Beschäftigung. Im Idealfall kombiniert man mit einer längeren Auszeit: Einen längeren Urlaub und Zeitausgleich nehmen, ein Sabbatical beanspruchen, in Bildungskarenz gehen, auf Teilzeit umsteigen, oder – was auch viele machen: man widmet sich der Familie und setzt andere Prioritäten. Man sollte nur nicht den Fehler machen, von Seele-baumeln-Lassen die ultimativen Lösungen zu erwarten. So wie auch im kreativen Prozess die Ideenfindung Arbeit ist, so braucht man auch für neue Wege bewusste Denkarbeit. Mit konkreten Fragen.

  • Was gibt mir mein Job noch zurück, außer Geld? Reicht mir das?
  • Wie wertvoll sind mir die Beziehungen am Arbeitsplatz?
  • Was kann ich gut, wofür schätzen mich Kollegen/innen ?
  • Was fällt mir leicht, was ist schwierig?
  • Worauf kann und will ich verzichten, worauf sicher nicht?

Auch miteinzukalkulieren: Der Abbau. Wenn man sich etwas aufgebaut hat, dauert es mitunter, Strukturen aufzulösen. So kann man ein selbstständiges Unternehmen nicht von einem Tag auf den anderen liegenlassen. Man hat wichtige Dokumente und Passwörter zu übergeben, jemand einzuschulen, und vieles mehr.

2. … es einen Plan gibt

… oder zumindest eine Idee davon. Kein Plan → kein Neustart, so einfach ist das. Das kann zum Beispiel ein klassischer Businessplan sein mit einer ausreichenden Finanzplanung. Wichtig beim Pläne schmieden ist dabei, dass man nicht zu idealistisch ist. Es ist nur menschlich, dass man sich etwas toller vorstellt, als es eigentlich ist. Am anderen Ende des Regenbogens sieht die Welt immer besser aus. Das sprichwörtlich grünere Gras trübt man aus, indem man etwaige Unbequemlichkeiten bedenkt und einkalkuliert. Ängste, Zweifel und Sorgen gehören da dazu, die nimmt man ganz einfach mit ins Boot. Psychologen sagen, das sei ein wichtiges Indiz für Veränderung, ein Verweis auf eine Art funktionierendes Warnsystem, das aus unseren Erfahrungen zusammengebaut ist.

Um dem entgegenzutreten, ist es immer gut, einen Plan B zu haben. Das nimmt den Druck. Plan C und D noch mehr.

3. … man auch klein anfangen kann

Man könnte zum Beispiel neben dem bisherigen Job zusätzlich selbstständig oder geringfügig tätig sein. Und dadurch wichtige Erfahrungen sammeln, neue Dinge, neue Menschen und sich selber besser kennenlernen. Hier verliert man nichts, sondern gewinnt.

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4. … es einen finanziellen Polster gibt

Von nichts kommt nichts, haben die Großeltern schon gesagt. Und sie haben recht. Zumindest ein paar Monate sollte man schon überleben können, ohne die eigene Existenz zu destabilisieren. Nur um sicher zu sein, dass man sich vor und zurück bewegen kann, um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein, die man nicht planen kann. Und um einfach mehr Spielraum zu haben.

5. … man nicht direkt vor oder nach wichtigen Ereignissen beginnt

Warum? Weil man wahrscheinlich zu emotional entscheidet. Egal was genau passiert ist: Ein gelungener und nachhaltiger Wechsel oder Neustart beginnt ohnehin nicht in einer Aufbruchstimmung. Man lässt nicht abrupt alles hinter sich, knallt Türen mit den Worten „Ich kündige“ zu, fegt Arbeitsunterlagen vom Tisch, schwingt sich aufs Rad und düst der Sonne entgegen in eine neue Zukunft. In echt geht das so: Die Gefühle soll man getrost auch mal im Regal stehen lassen und vernunftbasiert entscheiden können.

6. … es sich überhaupt noch auszahlt

Das kann finanziell und zeitlich gemeint sein. Finanziell besser gestellt sein, ist für viele ein Grund für einen Wechsel. Um dahin zu kommen, bedarf es wahrscheinlich Aus- und Weiterbildungen – die muss man zeitlich mit einrechnen.
Kurz vor der Pensionierung umzusteigen ist wahrscheinlich nicht sehr nachhaltig überlegt und eher Energieverschwendung. Ein letzter guter Anhaltspunkt ist:

7. … wenn bereits etwas Neues in Sicht ist

… und zwar realistisch und absehbar beziehungsweise planbar. Und wenn das alles nicht der Fall ist: Geht’s zurück zu Schritt eins. 😉

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