Das Rogner Bad Blumau mit seiner Hundertwasser-Therme ist ein Spitzenbetrieb der Hotellerie und Gastronomie. Den Betrieb sichern 420 qualifizierte Fachkräfte, davon 40 Lehrlinge. Doch wie bildet man motivierte und qualifizierte Mitarbeiter:innen weiter? Wir haben mit dem Personalleiter Thomas Scheuchl darüber gesprochen. Keine Überraschung: Kontinuierliche Weiterbildungen – vor allem firmenintern – sind im Rogner Bad Blumau ein wichtiger Faktor.
Interview: „Unsere Mitarbeiter melden sich selbstständig an“
WIFI-Blog: Wie kamen die firmeninternen Trainings im Rogner Bad Blumau zustande?
Thomas Scheuchl: Im Rahmen der Bildungsoffensive Süd-Ost kooperieren wir mit dem WIFI. Das ist ein Schulungskatalog für unsere Mitarbeiter:innen, den wir in Kooperation mit anderen Unternehmen aus der Region erstellen. Früher gab es bei uns den sogenannten Qualifizierungsverbund, der vom AMS organisiert wurde, doch die Förderrichtlinien verschlechterten sich.
Wir wollten die grundsätzliche Idee jedoch nicht fallen lassen und haben nach einem Partner gesucht, der auch die Administration übernehmen kann. Hier sind wir mit dem WIFI zusammengekommen. Wir können so gemeinsam mit anderen Firmen eine hochwertige Broschüre mit 30 Weiterbildungsthemen anbieten. Wir übernehmen die Kosten, die Mitarbeiter:innen können die Schulungen in der Arbeitszeit absolvieren. Das schafft großen Mehrwert für unser Unternehmen.
Früher haben wir auch Mitarbeiter in Schulungen reingesetzt und die Haltung war: Super, acht Stunden Fortbildung, da kann ich mich berieseln lassen. Mittlerweile haben wir die Weiterbildung bei uns komplett umgedreht. Die Mitarbeiter:innen melden sich selbstständig an. Wir bieten Veranstaltungen und Seminare zu unterschiedlichen Themen, ein wirklich breites Spektrum. Dafür fragen wir auch die Führungskräfte und Teams: Was braucht ihr? Welche Weiterbildung wünscht ihr euch?
Welchen Stellenwert hat Bildung für das Rogner Bad Blumau?
Einen sehr hohen Stellenwert. Gerade gestern war ich beim Impulstag der WKO Steiermark zum Thema Tourismus. Eine der großen Fragen, die unsere Branche beschäftigt, ist, wie wir Mitarbeiter:innen binden können. Hier gibt es verschiedene Bausteine und Weiterbildung ist ein ganz wesentlicher. Der Mehrwert ist ein vielfacher: Wenn der Mitarbeiter sich sicher am Gast verhält, dann schlägt sich das auch wirtschaftlich nieder.
Generell machen wir viele Schulungen und stellen dafür ein hohes Budget zur Verfügung. In unserer Weiterbildungsbroschüre finden sich 30 Themen. Davon geht es in zwei Drittel um Soft Skills, ein Drittel sind Sprachkurse oder fachspezifische Themen wie Human Resources. Davon profitieren vor allem die kleineren Unternehmen aus der Bildungsoffensive.
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„Lehrlinge kommen aus anderen Bundesländern zu uns“
Wie viele Mitarbeiter:innen machen in einem Kurs mit?
Sechs Teilnehmer:innen sind das Minimum, manchmal machen dann auch 15 mit. Wenn ein Schulungsthema besonders gut ankommt, sind wir auch darauf bedacht, noch einen weiteren Termin einzuschieben oder zu splitten. Wir wollen allen die Möglichkeit geben, in hoher Qualität zu lernen.
Wie evaluieren Sie die Weiterbildungsmaßnahmen?
Wir evaluieren über unsere Mitarbeiter selbst. Wir fragen die Führungskräfte bzw. leitet z.B. die Rezeptionsleitung ein Feedback an HR weiter. Auch in unserem Qualitätsmanagement ist Bildung ein Teil von definierten Prozessen. Schon bei der Zusammenstellung der Kurse stellen wir uns die Frage: Kommt unsere Auswahl bei den Mitarbeiter:innen an? In der letzten Zeit haben wir viel Lob für unsere Themen bekommen wie z.B. für das Seminar „Job mit Sinn“ oder „Wenn Mitarbeiter stressige Zeiten erleben“. Mit „Vom Kollegen zur Führungskraft“ richten wir uns ganz bewusst an die zweite Ebene und wollen den Leuten mitgeben, was sie bei der Arbeit am Gast wirklich brauchen.
Wir wollen den Mitarbeiter:innen einfach die Chance geben, ihre Karriere, aber auch sich selbst weiterzuentwickeln. Es gibt dieses Stichwort „Work-Life-Balance“. Wenn es den Mitarbeiter:innen privat gut geht, wirkt sich das auch auf ihre berufliche Leistung aus. Deshalb ist es wichtig, dass wir als HR ein Bildungsangebot für den Job machen, aber auch fürs Leben.
Sie bilden derzeit 40 Lehrlinge aus. Ist es schwierig, geeignete Personen zu finden?
Wir sind einer der größten Lehrbetriebe der Steiermark. Jährlich beginnen bei uns 10 bis 12 junge Menschen ihre Ausbildung. Heuer sind es sogar 15. Dafür haben wir als Leitbetrieb Kriterien formuliert: Wir bieten allen die Möglichkeit zur Lehre mit Matura und achten in der Onboarding-Phase sehr auf sie. Außerdem sind wir auch hier Kooperationen eingegangen. Für Lehrlinge gibt es einen eigenen Weiterbildungskatalog, der weit mehr abdeckt, als sonst üblich ist. Auch für die Ausbilder:innen haben wir ein Schulungsangebot mehrmals im Jahr, wo es auch um allgemeine Themen geht, wie z.B. Social Media oder Fake News. Das spricht sich natürlich herum, dass wir eine sehr fundierte Ausbildung bieten. Zum Teil kommen unsere Lehrlinge mittlerweile nämlich auch aus anderen Bundesländern zu uns.
Generell muss man den Jugendlichen helfen, zuerst ihre Rucksäcke abzulegen. Viele kommen nicht aus einem behüteten Elternhaus, manche sind Einzelgänger oder leben sehr ungesund, ernähren sich von Kebap, Döner, Red Bull. Diese Jugendlichen unterstützen wir und geben ihnen das nötige Rüstzeug für ein gesundes Arbeitsleben. Schließlich sollen sie das im Rogner Bad Blumau auch verkörpern. Wenn ich hingegen sehe, dass ein Jugendlicher sich nicht aufschauen traut und fast umfällt, wenn ihn ein Gast anspricht, dann sage ich auch: Vielleicht wäre ein anderer Lehrberuf passender für dich.
Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf das Rogner Bad Blumau aus?
Beim Thema Fachkräftemangel ist natürlich klar, dass etwas getan werden muss. Wir sind in der glücklichen Lage intern sehr viel nachbesetzen zu können. 80 Prozent unserer Lehrlinge bleiben im Betrieb. Sie haben Hotellerie und Gastronomie von der Pike auf gelernt, auch bei den kaufmännischen Lehrberufen. Nach Ablauf der Lehrzeit kann man sie fragen: Wohin soll die Reise gehen? Was macht dir Spaß?
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Fotos: Rogner Bad Blumau