Das ist bekannt: An den WIFIs gibt es das breiteste Weiterbildungsangebot. Darunter viele Spezialausbildungen, die nicht so ganz alltäglich sind. Im Rahmen unserer aktuellen Kampagne „Lern dich weiter“ holen wir sie vor den Vorhang. Diesmal: Wedding Planner.

Elisabeth Brandl ist Wedding Planner und Eventmanagerin. Und das seit zwölf Jahren. Sie hat als klassische Assistenz in einem großen Konzern begonnen und dann eine Ausbildung im Messe- und Eventmanagement gemacht – an der Werbeakademie Wien. In diesem Bereich arbeitete sie 20 Jahre. Bis sie nach einer Jogging-Runde in der Toskana zu ihrem Partner gesagt hat: „Ich werde selbstständig als Wedding Planner!“ Und so ist es dann passiert. Hier geht’s zu ihrer Webseite.

„Ich liebe bunte Menschen aller Art“

WIFI-Blog: Ist man als Wedding Planner automatisch selbstständig?

Elisabeth Brandl: Nein. Es gibt auch fixe Anstellungen bei Locations. Als Selbstständige/r braucht man ein großes Portfolio an Anbietern. Ich verweigere mich gegenüber dem Begriff „Hochzeitsindustrie“. Für mich ist eine Hochzeit wie ein Lebewesen, das man mit Achtsamkeit zu behandeln hat. Das ist ein eigenes Handwerk, das mit Zauber und Magie zu tun hat und damit, Gefühl miteinzubringen. Ich weine auch selbst bei Hochzeiten – funktioniere aber dennoch klar im Kopf.

Wer fällt dabei in Ihre Zielgruppe?

Zu mir kommen die unterschiedlichsten Menschen, besonders aus dem Ausland mit dem Fokus der Hochzeit in Wien. Hier kenne ich sehr viel, habe aber meine Fühler überall. Das meint natürlich nicht nur hetereosexuelle Paare. Ich liebe bunte Menschen aller Art. Das dürfen zum Beispiel auch Menschen sein, die Chaoten sind, deswegen haben ja sie mich. Ich möchte niemandem etwas aufzwingen. Die Paare sollen lange etwas von ihrer Hochzeit haben, auch noch in fünfzig Jahren. Also frage ich mich: Was sind die Werte und Besonderheiten dieser Menschen?

Und wie lange begleiten Sie die Paare dabei im Durchschnitt?

Im Durchschnitt ein Jahr. Das ist der Unterschied von einem klassischen Wedding Planner zu jemandem, der in einer Location als Wedding-Planner arbeitet. Alle Beteiligten dürfen sich auf diesen Prozess einlassen. Von A bis Z. Man muss sich reinspüren, abgleichen, was das Paar will, ob das stimmig ist.

Können Sie eine Geschichte aus Ihrem Alltag erzählen?

Ich kann mich an ein spezielles Paar erinnern, das in einer Rooftop Bar heiraten wollte. Aber irgendwas stimmte nicht. Also habe ich die Braut gefragt, ob sie vielleicht als Mädchen einen Hochzeitstraum gehabt hat. Und sie meinte, eine Tante von ihr habe ein Marionettentheater gehabt, sowas hätte sie sich schön vorgestellt als Location. So schlug ich vor, in einem solchen zu heiraten. Sie war zuerst ganz perplex, auch weil sie es überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte, dass das möglich ist. Schlussendlich haben sie dort auf der Bühne geheiratet. Es gibt viele solcher Geschichten.

Sie sind richtig verliebt in Ihren Beruf, oder?

Ja! Er hat ja auch mit Liebe zu tun. Es gibt aber auch Dinge, die ich nicht so gerne mache wie zum Beispiel die klassische Projektplanung am PC. Aber ich muss wissen, was ich wem sage, was wo wann wie passiert. Ich bringe mich gerne voll ein und bin zu hundert Prozent für meine Paare da. Wenn allerdings jemand nur feilscht oder meine Zeit nicht achtet, ist er nicht richtig bei mir. Mit Respekt auf Augenhöhe – so heißt die Zauberformel. 

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„Bei einer Hochzeit war die Torte nicht da“

Gibt es auch Hochzeitspannen?

Ja, manchmal kann das wirklich lustig sein! Von Trauzeugen, denen die eigenen Namen entfallen, bis hin zu Ring-Vergessen ist eigentlich alles dabei. Bei einer Hochzeit war die Torte schief, bei einer war sie gar nicht da. Der Konditor hatte Samstag abgespeichert, da früher der Samstag immer der Hochzeitstag war. Diese Hochzeit war aber an einem Freitag. Naja, seither weiß ich, wie schnell man eine fünfstöckige Torte machen kann.

Dann sind Sie jetzt ja wohl schon auf alles vorbereitet.

Nein. Denn es gibt nie einen reibungslosen Ablauf! Auch schlimme Dinge können passieren, wenn sich jemand verletzt oder wenn jemand stirbt. Das hatte ich auch alles schon. Da muss ich dann als Wedding Planner genauso funktionieren – alles zusammenhalten, anweisen, was zu tun ist. Es ist grundsätzlich immer etwas.

Alltag – Für Sie also ein Fremdwort?

Ja, irgendwie schon. Ich bin auch sehr froh darüber. Es gibt schon auch wiederkehrende Sachen, zum Beispiel im Büro, wenn ich in der Planungsphase bin, mir in Ruhe alles ansehe, recherchiere und durchdenke. Diese Zeiten brauche ich auch.

Apropos Zeiten: Bei Hochzeiten denkt man gern an den Wonnemonat Mai. Gibt es so etwas wie besonders stressige Phasen im Frühjahr oder Sommer?

Könnte man meinen, aber nein. Vor allem ausländische Paare, die in Wien heiraten sind hier sehr flexibel, heiraten beispielsweise auch an einem Mittwoch im November. Aber nicht nur das ist anders als früher: Es wird ja immer heißer und bei Hochzeiten im Juli und August zerschmelzen die Hochzeitsgesellschaften, mein Team und ich! Das Brautpaar selbst merkt das meistens gar nicht. Die sind auf einer anderen Welle!

„Der Markt ist nicht gesättigt und mischt sich jedes Jahr neu“

Ich denke da gerade an eines der schönsten Ereignisse, die ich je gespürt habe. Eine Irin und ein Tscheche haben in Wien geheiratet. Man könnte sagen: auf halbem Weg. Der Hochzeitstanz war Into My Arms von Nick Cave. Die irischen und tschechischen Gäste haben sich an den Händen genommen und das Paar umringt. Das war unbeschreiblich schön und hat alle mitgerissen. Ich kann ja nicht planen, wie sich Menschen zu fühlen haben. Irgendwann darf man einfach loslassen, Raum geben. Andersrum hatte ich auch mal eine Braut, die selbst nicht loslassen konnte. Eine Managerin. Sie schaute immer wieder aufs Handy, das sie komischerweise immer bei sich hatte.

Gibt es Klischees, mit denen Sie konfrontiert sind?

Trotz Ausbildungen und Zertifizierungen ist das Bild von Wedding Plannern noch immer kein sehr realistisches. Eher ein bisschen wie in diesen Hollywoodfilmen Vater der Braut oder eben Wedding Planner. Ich habe übrigens noch keinen davon gesehen! Mit überzogenen Vorstellungen habe ich persönlich öfter zu tun. Ein gutes Beispiel ist der Anruf von einem Mann: Er meinte, er habe gehört ich sei zuverlässig und schnell. Es herrsche gerade Panik und sie möchten gerne einen Profi hinzuziehen. Ich fragte zuerst nach dem geplanten Hochzeitstermin. Und er meinte: Morgen. Das habe ich natürlich abgelehnt!

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Berufs?

Bei fast 45.000 Hochzeiten pro Jahr in Österreich, wird es wahrscheinlich auch mehr Planner/innen geben. Sie können sich sicher vorstellen: Jede/r kann nicht alles abdecken. Ich biete beispielsweise keine symbolischen Hochzeiten an, die vor allem bei asiatischen Touristen sehr beliebt sind. Da hat bereits in der Heimat geheiratet und macht in drei bis vier Stunden ein paar Stationen durch, wie Fiakerfahrten mit vielen Hochzeitsfotos, beispielsweise im Mirabellgarten in Salzburg. Wichtig für das Berufsbild ist es, dass es für alle Segmente die geeigneten Profis gibt. Der Markt ist nicht gesättigt und mischt sich ja jedes Jahr neu. Der Beruf generell hat sicher eine sehr schöne Zukunft vor sich!

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