Rund 25 Minuten verbringen wir Österreicher/innen auf dem Weg in die Arbeit. Ja, Sie haben richtig gerechnet, das sind rund vier Stunden in der Woche und über 200 Stunden pro Jahr.

Rund eine Woche unserer kostbaren Lebenszeit sind wir also arbeitsbedingt unterwegs.

Die Leute machen allerhand, um sich abzulenken, sich zu beschäftigen, die Zeit sinnvoll zu nutzen.

Wir haben quer durch Österreich gefragt: Wie wird Ihr täglicher Arbeitsweg zu einem Vergnügen?

Die Antworten, die wir bekommen haben, könnten vielfältiger und überraschender nicht sein. 🙂

„Ins Narrenkast‘l schauen – Luftschlösser bauen“

Elisa, 42, Sozialpädagogin, Perchtoldsdorf Wien

„… heißt heute Achtsamkeit üben:

Ich habe zwar ein Auto, aber für den Weg zur Arbeit nutze ich die naheliegende Schnellbahn. Autofahren ist stressig und von der Parkplatzsuche fange ich erst gar nicht an. Ich sitze einfach gerne da und schaue aus dem Fenster. Landschaft, Architektur, oder Menschen – es gibt immer was zu sehen.

Oder ich hänge einfach meinen Tagträumen nach. Herrlich! Man muss ja nicht immer produktiv sein. Ich nutze die Zeit, um „mein Gehirn auszulüften.“

#Luftschloss

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 „In Gesellschaft fährt sich’s lustiger“

Mario, 17, KFZ-Lehring, Anif Salzburg

Der Bus ist der perfekte Ort zum Flirten! Ich habe schon einige interessante Bekanntschaften gemacht ;). Ok, einfach nur mit jemand zu sprechen ist auch schön. Man muss nur den ersten Schritt machen, die Leute freuen sich meist über ein interessantes Gespräch.

Zuerst beobachte ich aufmerksam (und unauffällig!) eine ausgewählte Zielperson. Dann ist es leicht, einen Ansprechgrund zu finden. „Hey, coole Schuhe!“ oder „Das ist mein Lieblingsbuch!“ freut meistens jeden und wird eher selten als Belästigung aufgenommen.

Ich bin einfach ein sozialer Mensch, ich könnte den ganzen Tag quatschen. Schon auf dem Weg zum Bus telefoniere ich meist noch mit meiner Oma, die freut sich immer sehr.“

„Abtauchen“

Fabien, 35 Künstler, Wien Wien (U6) 

„In einer Großstadt wie Wien ist es sehr schwierig, abzuschalten. Die vielen Reize in der U-Bahn sind mir manchmal zuviel. Power-napping, Musik hören und sein eigenes akustisches Feld schaffen funktioniert nicht immer. Man wird angerempelt, ein Kind schreit laut, und da ist natürlich auch eine gewisse Geruchsbelästigung. Dagegen habe ich für mich Nasenfilter entdeckt! Klingt absurd und ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber der „olfaktorische Ausstieg“ zahlt sich aus. Kann ich nur empfehlen!“

Lustige Verhaltenstipps zeigt ein Video-Guide aus New York:

 „Kulinarische Genüsse“

Alina, 20, Medizin-Studentin, Leibnitz Graz 

„Ich wohne noch bei meinen Eltern und fahre morgens sehr früh weg. Anstatt das Frühstück hektisch hinunterzuschlingen, bereite ich mir einen guten Tee und ein extra-fettes Sandwich zu, mit allem was dazugehört, und nehme es mit. Ich liebe es, es in Ruhe auf meinem Weg zur Uni zu genießen. Da um diese Uhrzeit im Zug noch nicht viel los ist, habe ich meist genug Platz. In der Straßenbahn würde ich das nicht machen wollen.“

„Bewegungskombination“

Erwin, 57, Sachbearbeiter, Schwarzach Dornbirn 

„Ja, ich mag meinen Blutdruck, meine Triglyderide – und Insulinwerte, und will weiterhin lieb zu ihnen sein. 🙂

Spaß beiseite: Sport ist mir im Alltag sehr wichtig. Ich versuche also auch, mich bereits auf dem Weg in die Arbeit mehr zu bewegen. Ich mache das so: Fahr ich mit dem Auto zur Arbeit, stelle ich mein Auto bereits ein bis zwei Kilometer vor meiner Arbeitsstelle ab, um auf dem Rest des Weges meinen Körper mit Inline-Skaten oder einem schnellen Spaziergang in Schwung zu kriegen. Falls gutes Wetter und genug Zeit es erlauben, gehe ich den ganzen Weg zu Fuß oder fahr‘ mit dem Rad. Ich genieße den herrlichen Fahrtwind, der mir einen Touch von Freiheit vermittelt!“

„Zeit für Hobbies & berufliche Leidenschaften“

Zeynep, 31, Industrie-Designerin, Steyr Linz 

Einfach nur rumzuhängen geht für mich gar nicht. Ich habe immer schon überall, bei jeder kleinsten Wartezeit irgendetwas gemacht: Schreiben (Gedichte, Tagebuch, Songtexte) oder Fotografieren sind ideal für zwischendurch.

Im Moment arbeite ich  jeden Morgen auf dem Weg in die Arbeit an meinem Start-up-Projekt. Natürlich kann ich hier jetzt nicht die Geschäftsidee preisgeben, aber ich denke, es wird der Burner! Den gesamten Businessplan habe ich in den letzten Wochen im Zug geschrieben. Zeit ist Geld! Ich denke, man kann auch zu Hause relaxen, man kann die Transferzeit gut für etwas Sinnvolles nutzen. Meine Freund ist Grieche, er hat in nur 3 Monaten sehr gut Deutsch gelernt!

Ich muss zugeben, mich hat Joanne K. Rowling sehr stark inspiriert.“

Anm.d. R.: Die Idee zu den Harry-Potter-Erfolgsbänden wurden von J.K. Rowling auf einer Zugfahrt geboren.

Speziell fürs Auto

Sahra, 19, Floristin, Fransdorf im Lavanttal Wolfsberg 

Die Leute lieben ihr eigenes Auto, oder? Ich habe unlängst gelesen, dass Rund zwei Drittel mit dem Auto fahren. In Wien oder einer anderen großen Stadt würde ich die Öffis benutzen, aber am Land ist man auf ein Auto angewiesen. Ich kann es zwar nicht sonderlich gut, aber ich liebe es zu Singen! Niemand hört mich. Ich denke, die meisten Menschen haben keinen Genierer hier auch die falschen Töne rauszulassen. Und das ist gut so!“

Morning Glory. #waytowork #allgäuimherbst

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„Das Übliche“

Dragan, 21, Make-up-Artist und Hairstylist, Gols Wien 

Ich muss fast jeden Tag mit dem Bus nach Wien ins Theater pendeln. Während dieser Zeit mache ich nichts Besonderes, denke ich: Kopfhörer rauf, coffee2go rein, mein eigenes Styling auffrischen, nachdenken: Was man eben so macht. Beim Lesen wird mir schlecht!

Vor der Arbeit brauche ich immer etwas Zeit, um richtig aufzuwachen. Ich bin absolut kein Morgenmensch. Ich freue mich immer auf meine zwei Kollegen und überlege mir lustige Geschichten für den Kaffeeklatsch. Ich glaube, die anderen machen das auch so. Ich könnte nie mit dem Auto fahren, weil meine Reaktionszeit am Morgen extrem langsam ist.

Achja, Am Heimweg spiele ich manchmal Computerspiele.“

„Den Übergang zelebrieren“

Marie-Claire, 46, Human Resources Managerin, Wörgl Innsbruck 

Ich freue mich immer schon auf die Rückfahrt mit dem Zug. Als ich noch jünger war, habe ich einige Jahre in New York gearbeitet. Viele haben dort ein „zweites Gewand“ mit, das sie nach der Arbeit angezogen haben.

Die Jogginghose und die gemütlichen Sneakers anzuziehen ist ein Schritt in Richtung Entspannungsmodus. Runterkommen, über den Tag nachdenken, Abschalten wird durch die Fahrt wirklich materialisiert; also spürbar. Kombiniert mit guter Musik trinke ich dort sogar manchmal schon ein Feierabendbier.“