Das ist bekannt: An den WIFIs gibt es das breiteste Weiterbildungsangebot. Darunter viele Spezialausbildungen, die nicht so ganz alltäglich sind. Im Rahmen unserer aktuellen Kampagne „Lern dich weiter“ holen wir sie vor den Vorhang. Dieses Mal haben wir mit der Malermeisterin Alexandra Vierlinger aus Braunau am Inn gesprochen. Die überzeugte Handwerkerin liebt ihren Beruf. Außerdem gibt sie in Meisterkursen am WIFI Oberösterreich ihr Wissen weiter.
Interview: Nimm statt einem „Mauser“ lieber einen Pinsel!
WIFI-Blog: Frau Vierlinger, was mögen Sie am Malereihandwerk?
Alexandra Vierlinger: In unserem Beruf gibt es immer ein Ergebnis. Das haben in der Form die wenigsten: Wir können gestalten und es kommt immer etwas Positives heraus. Auch unsere Auftraggeber/innen können sehen, was wir gemacht haben.
Was lernen die Teilnehmer/innen im Meisterkurs, was sie im Berufsalltag nicht lernen können?
Mir sind alte Handwerkstechniken sehr wichtig, wie z.B. Holz- und Steinimitat und wie man es einsetzen kann. Überhaupt stehen bei mir die Handwerkstechniken im Mittelpunkt: Beschneiden, Linieren, wie man die Farbe richtig einstellt und mit dem Material richtig umgeht – ob Kalk-, Dispersions-, Silikatfarbe oder Lacke. Viele der Teilnehmer/innen sind überrascht, wenn man ihnen sagt: Nimm hier statt einem „Mauser“ lieber einen Pinsel (Anm.: ein „Mauser“ ist eine kleine Walze).
Viele fahren in den Baumarkt und denken sich „Wer braucht schon einen Maler?“. Der Ruf nach einer Fachkraft kommt dann meistens, wenn die Farbe picken bleibt, nicht hält oder wieder runterkommt. Da kommt dann die Frage: Weißt du vielleicht einen Schmäh, wie das gehen könnte? Dafür haben Malermeister/innen die richtigen Techniken und das nötige chemische Wissen parat. Sie machen eine professionelle Untergrundprüfung und können sagen: Was ist auf dieser Wand? Welches Material kann ich draufgeben? Was brauche ich dafür?
Gibt es Trends im Malereihandwerk?
Die Kundschaften verlangen mehr nach baubiologischen Materialien, z.B. Silikat- oder Mineralfarbe, auch im Innenbereich. Das ist auch eine Frage des Putzes.
Kalk, Kalk-Zement und Lehmputze werden verstärkt eingesetzt und mit Kalk bzw. Mineralfarbe gestrichen. Auf Gipskartonplatten und Gipsputze sind Mineralfarben, wegen ihrer Alkalität, nicht ideal. Hier sollte man zu Leim- oder Dispersionsfarben greifen.
Viele andere Werkstoffe sind leider noch immer kunststoffkontaminiert. Hier schlägt das Bewusstsein gerade um. Außerdem wird es wichtiger Abdeckung wiederzuverwenden und Beschneidetechniken zu beherrschen, um Material einzusparen im Sinne der Umwelt.
Lern dich weiter!
„Es geht um ein Miteinander und nicht um Konkurrenz“
Wie bereiten Sie die Teilnehmer/innen auf den Führungsalltag vor?
Teamwork ist in jedem Handwerksberuf das Wichtigste. Ich versuche zu vermitteln, dass es um ein Miteinander geht und nicht um Konkurrenz. Es muss jede/r Mitarbeiter/in mit Stärken und Schwächen wahrgenommen werden. Das gilt auch für den Bereich der Lehrlingsausbildung. Ich sage den Teilnehmer/innen, dass es hier um die kommende Generation geht. Wer in Zukunft gute Leute haben will, muss Ihnen alles zeigen ohne sie zu überfordern.
Wichtig ist auch das Thema Motivation. Ich muss meine Mitarbeiter/innen fair behandeln und fair bezahlen, dafür haben sie jedoch auch Pflichten.
Was möchten Sie sonst noch loswerden zu Ihrem Beruf?
Ich liebe meinen Beruf, weil er mir Erfolgserlebnisse liefert, die sofort honoriert werden. Ich kann drinnen und draußen arbeiten und dabei etwas Schönes schaffen. Klar gibt es Sachen, die nicht so lustig sind, wie abschleifen oder abscheren. Aber am Ende des Tages sehen wir, was wir gemacht haben. So etwas würde ich in einem Büro nicht haben. Das sind einfach einmalige Erlebnisse.
Hier noch ein paar Beispiele für die Arbeiten aus dem Malereibetrieb Vierlinger: