Trainer:innen sind die wertvollste Ressource der WIFIs. Sie tun mehr, als bloß Lernstoff zu vermitteln. Sie motivieren die Teilnehmer:innen und zeigen ihnen, wie sie selbstständig Wissen aneignen. So können sie ihr Wissen an eine neue Generation von Fachkräften weitergeben.

Eine von ihnen ist Barbara Weber. Die Einzelhandelsexpertin, Coach und Trainerin blickt auf 20 Jahre Führungs- und Personalverantwortung zurück – als HR-Leiterin, Ausbilder:in von Nachwuchsführungskräften oder Vertriebsführungskraft. Nach zahlreichen Aus- und Weiterbildungen im Coaching und Change Management arbeitet sie mittlerweile als Coach und Trainerin in verschiedenen Zusammenhängen. Für die WIFIs trainiert sie u.a. angehende Einzelhandelskaufleute für die außerordentliche Lehrabschlussprüfung.

Im Interview haben wir sie gefragt, wie sie WIFI-Trainerin geworden ist – und was ihr dieses Engagement persönlich bringt.

Interview: „Es ist nie zu spät, einen Abschluss nachzuholen!“

WIFI-Blog: Wie sind Sie eigentlich WIFI-Trainerin geworden?

Barbara Weber: Das hat sich vor rund drei Jahren ergeben. Eine langjährige WIFI-Trainerin und ehemalige Kollegin, die im Lehrabschluss beim Einzelhandel gearbeitet hat, hat mich auf darauf aufmerksam gemacht, weil Trainer:innenbedarf für Einzelhandelskurse bestand. Ich war bereits 15 Jahre im HR-Bereich und im Training tätig, da haben meine Kompetenz und die Lust auf die Aufgabe gut zusammengepasst.

WIFI-Blog: Hatten Sie in Ihren früheren Trainings eine andere Zielgruppe als im WIFI?

Barbara Weber: Ich hatte bereits viele Jahre Erfahrung als freiberufliche Trainerin in verschiedenen Bildungseinrichtungen und war mehr als zehn Jahre bei der Rewe für die Lehrlingsausbildung und die Leitung des BILLA HR-Bereichs verantwortlich. Nach Abschluss der Wirtschaftsuniversität hatte ich bei Libro als Vertriebstrainee begonnen. So gesehen hatte ich immer mit dem Einzelhandel und verschiedensten Zielgruppen zu tun.

WIFI-Blog: Welche Personen machen den Vorbereitungskurs zur Lehrabschlussprüfung?

Barbara Weber: Das ist mitunter sehr unterschiedlich. Zum Beispiel beim Alter: Das geht von Anfang 20 bis Mitte 40. Es war auch schon jemand dabei mit 52. Es ist nie zu spät, einen Abschluss nachzuholen! Viele Teilnehmende haben entweder nur Pflichtschulabschluss oder die Berufsschule abgebrochen und möchten nun den Lehrabschluss machen. Eine Teilnehmerin aus dem letzten Jahr hatte viele Jahre Praxis im Einzelhandel, auch als Filialleiterin, aber keinen formalen Abschluss. Eine andere hatte bereits die Matura absolviert.

Ein Lehrabschluss ist eine wertvolle, staatlich anerkannte Qualifikation, mit der man sein Fachwissen nachweisen kann und gleichzeitig seine Jobchancen erhöht, weil die Absolvent:innen ein offizielles Zertifikat in Händen halten. Tendenziell sitzen mehr Frauen in den LAP-Kursen, von den Branchen her ist es sehr gemischt: viele kommen aus dem Lebensmittelbereich, es sind aber auch Teilnehmende aus dem Textilbereich, der Einrichtungsberatung, dem Telekommunikationsbereich oder aus dem Juwelierfachhandel dabei.

Die außerordentliche Lehrabschlussprüfung ist aufwändiger als die ordentliche Lehrabschlussprüfung, da hier zusätzlich auch eine theoretische Prüfung mit Geschäftsfall zu absolvieren ist. Deshalb ist der Besuch eines Vorbereitungskurses empfehlenswert, um gut auf die Prüfung vorbereitet zu sein.

Trainer:in werden

„Handel ist spannend!“

WIFI-Blog: Was waren die größten Veränderungen in der Einzelhandelsbranche, seit Sie berufstätig sind?

Barbara Weber: Die zunehmende Digitalisierung und die Möglichkeiten des Online-Geschäfts haben den Einzelhandel in den letzten 15 Jahren am meisten verändert. Der Lebensmittelhandel leidet noch am wenigsten unter diesem Trend. Für Kundinnen und Kunden ist es einfach convenient geworden, per Mausklick zu bestellen und die Ware liefern zu lassen. Corona hat den Trend noch verstärkt und für viele Standortschließungen gesorgt.

Auch die Personalthematik sorgt für Veränderungen am Arbeitsmarkt. Einzelhändler:innen wandern in andere Branchen ab, weil die Branche in vielerlei Hinsicht herausfordernd ist. Die jüngere Generation zeigt nicht mehr die Bereitschaft, zu flexiblen Arbeitszeiten oder auch samstags zu arbeiten. Ich bin aber trotzdem zuversichtlich, dass der Handel wieder Aufschwung bekommt, das Bedürfnis, stationär zu kaufen, langsam wieder zurückkommen wird. Das bestätigen auch zahlreiche Studien. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke könnte hier für eine Umkehr sorgen. Man denke daran, wie viele Pakete transportiert und wieder zurückgeschickt werden müssen, das erhöht auch massiv das Verkehrsaufkommen von Kleintransportern.

WIFI-Blog: Sehen Sie es als Ihre Aufgabe, die Teilnehmer:innen für den Einzelhandel zu motivieren?

Barbara Weber: Ja, denn das entspricht auch meiner Persönlichkeit. Ich arbeitete lange im Verkauf, und ich finde das Umfeld selber noch immer schön. Es ist spannend und immer etwas los! Ich ermutige die Teilnehmer:innen auch, zur Prüfung anzutreten. Ein Lehrabschluss ermöglicht den Absolvent:innen auch Einstiege in Unternehmen aus anderen Branchen. Von vielen Absolvent:innen erhalte ich schöne Rückmeldungen, dass sie die LAP geschafft haben. Im letzten Kurs war ich mit drei Teilnehmenden in Kontakt, die mit gutem Erfolg abgeschlossen haben. Die sagen dann: Danke für deine Hilfe, ohne dich wäre ich nicht so gut durchgekommen.

WIFI-Blog: Worauf legen Sie inhaltlich Wert in Ihren Trainings?

Barbara Weber: Der außerordentliche Lehrabschluss hat einen theoretischen und praktischen Teil. Die Lehrabschlussprüfung ist im Einzelhandel noch immer handschriftlich. Die digitale Kompetenz, an der man im Alltag nicht vorbei kann, versuche ich in meinen Kursen auch zu integrieren, deshalb setzen wir im Trainingsformat auf Blended Learning, also ein Mix aus Präsenz- und Online-Tagen.

Bei manchen Teilnehmer:innen ist das etwas schwieriger, weil sie bislang noch kaum digitale Erfahrung im Job hatten. Aber es ist wichtig, dass sie digitale Kompetenzen erwerben, weil ständig neue Technologien im Geschäft eingesetzt werden, z.B. in der Optimierung des Warenwirtschaftssystems mit self-checkout-Kassen, mobilen Endgeräten in der Bestellung, etc..

Es ist außerdem wichtig, dass sie Präsentationsskills lernen, über sich zu sprechen, eine bewusste Körperhaltung einnehmen können. Bei der Prüfung müssen sie unter Beweis stellen, wie sie ein Verkaufsgespräch führen. Hier gehe ich intensiv auf die Teilnehmenden ein. Die Gruppen sind meist nicht so groß, was sich vorteilhaft auf die persönliche Betreuung auswirkt.

Ich kann Einzelne so besser unterstützen und Inhalte auch wiederholen. Viele Teilnehmende verstehen durch den LAP Kurs erst manche Abläufe und Hintergründe dessen, was im Handel so passiert. Ich versuche meinen Teilnehmenden zu vermitteln, die Kreisläufe im Handel besser zu verstehen: Was ist ein Warenwirtschaftssystem, wozu dient es? Wie sind Handelsunternehmen aufgebaut? Warum präsentiere ich Ware im Geschäft so und nicht anders? Da lernen die Teilnehmenden wirklich viel, auch für ihre Praxis.

Trainer:in werden

„Ich spüre sehr viel Hilfsbereitschaft“

WIFI-Blog: Was sind Vorteile, die Sie aus Ihrer Trainertätigkeit ziehen?

Barbara Weber: Ich bin mit den WIFI-Kolleg:innen und Produktmanager:innen in einer langjährigen Partnerschaft. Ich fühle mich hier gut eingebettet. Dazu kommt eine gewisse Regelmäßigkeit an Aufträgen, was für freie Trainer:innen ebenfalls ein Benefit ist. Außerdem kann ich hier meine fachlichen Kompetenzen einbringen, weil das WIFI nicht zuletzt Kurse für die Wirtschaft anbietet. Die Vielfalt des WIFI-Angebots macht das möglich. So halte ich außerdem am WIFI NÖ Lehrlingsausbildertrainings oder Unternehmertrainings für jene, die sich selbständig machen und vor der Unternehmerprüfung stehen.

WIFI-Blog: Was würden Sie einer/einem Trainer:in vor dem ersten WIFI-Kurs raten?

Ich würde sagen: Wenn du organisatorisch Unterstützung brauchst, zeig‘ ich dir das gerne. Bei meinem ersten Kurs vor rund drei Jahren haben mich auch Kollegen unterstützt. Dann passierte es, dass ich am dritten Kurstag an Corona erkrankte. Das WIFI war so flexibel, dass wir eine Kurswoche auf online umstellen konnten. Das war eine tolle Unterstützung des Produktmanagements. Auch sonst spüre ich sehr viel Hilfsbereitschaft. Auch wenn das WIFI Wien ein großes Haus ist, ist die Stimmung sehr familiär – vom Portier bis zu den Teilnehmenden. Letztere freuen sich am meisten, wenn ihnen eine Trainerin zugewandt ist und ihnen schöne Lerntage bereitet.

Zusammengefasst: Was mich motiviert, kann ich vielleicht am besten durch ein Zitat ausdrücken: „Zutrauen veredelt den Menschen“, Johann Gottfried Frey. Jemandem etwas zuzutrauen und das Potenzial in ihnen zu sehen, macht so viel möglich. Auch Dinge, die Teilnehmer:innen zunächst selber gar nicht sehen. Die Prüfung schaffen nämlich die meisten, weil sie gut vorbereitet sind und mitgemacht haben. Da denke ich mir: Dafür machst du’s. Das motiviert mich zusätzlich. 

Mehr über Barbara Weber erfahren Sie auf ihrer LinkedIn-Seite.

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Foto: © Mag. Sandra Schartel