Ab sofort holen wir für den WIFI-Blog erfolgreiche Teilnehmer/innen vor den Vorhang. Den Anfang macht Dragana Trattler. Neben Familie, Beruf und Haushalt hat sie die Ausbildung zur Fußpflegerin abgeschlossen. Das war nicht immer einfach, wie sie im Interview schildert. Doch auch jetzt will sie sich noch weiterentwickeln – und neue Ziele erreichen. Frau Trattler arbeitet in Kärnten als Fußpflegerin – mit WIFI-Know-how. Sie erreichen Sie über Facebook: Dragana Trattler

Dragana Trattler

WIFI-BLOG: Sie haben vor Kurzem sehr erfolgreich den Diplomlehrgang zur Fußpflegerin am WIFI Klagenfurt abgeschlossen. Warum haben Sie sich ausgerechnet dafür entschieden?

Dragana Trattler: Ich sage gleich dazu: Fußpflege ist sicher nicht mein Traumberuf. Ich wollte etwas Fundiertes, und zweitens: Menschen helfen. Ich komme aus Kroatien und war Textildesignerin, das wurde mir aber nicht anerkannt – was mich sehr aufregt, aber das ist eine andere Geschichte. Auch setzte es mich unter Druck, als Mutter keine Berufsbezeichnung angeben zu können. Mama, was bist du eigentlich? hörte ich von meinen Kindern. Man hat ja auch eine Vorbildwirkung für die Kinder und will einerseits nicht mit diesem Mangel leben, und andererseits nicht, dass sie mitkriegen, dass es so schwer ist.

Jedenfalls habe ich überlegt, was ich machen kann. Ich hab‘ das WIFI Kursbuch durchgeblättert. Pflege, darin hatte ich Erfahrung. Ich habe gesehen, wie Menschen eigentlich noch mehr bräuchten, zum Beispiel mit diabetischer Haut. Mir ist es ein anliegen auch den Schwächsten unserer Gesellschaft das beste bieten zu können.

Nun sieht man bei einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung immer nur das Ergebnis. Wie haben Sie den Weg dorthin erlebt?

Hart! Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich war mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Ich habe drei Kinder zu Hause, die brauchen mich auch. Ich weiß nicht, wie oft ich hörte: Die ist eh den ganzen Tag daheim, was ist das schon! Das verletzt und stimmt so einfach nicht.

Ich habe mir die Ausbildung hart erarbeitet, ich habe das nicht finanziert bekommen, ich habe gekellnert und geputzt, ich bin gependelt und habe bis spät nachts gelernt. Ich muss aber auch sagen: Ich bereue keine Sekunde. Die Ausbildung am WIFI ist fundiert und qualitativ hochwertig. Man hat Ernährungslehre, Anatomie, Physik, Physiologie – ich habe oft Fremdwörter gelernt, bis ich eingeschlafen bin, am Handy hundert Mal etwas wiederholt, das ich nicht verstanden habe.

Kann man sagen, Sie sind eine Powerfrau?

Davon reden viele, aber genau das regt mich auf. Dieses Bild der Powerfrau ist wie das der eierlegenden Wollmilchsau. Es ist ein unrealistisches Bild von einer Frau, einem Menschen. Trotzdem erwartet man von Frauen, das ganz lässig zu erfüllen und dabei auch noch zu lächeln. Wenn man nur ein einziges Mal nicht einer auferlegten Erwartung entspricht, hagelt es Enttäuschungen – und das ist es, was schwächt. Weil dieses Bild unmenschlich ist. Die Wahrheit ist: Ein Mensch kann sich nicht zerteilen, auf Dauer geht das nicht. Das führt auch dazu, dass Ausbildungen in der Mitte abgebrochen werden.

Aber Sie haben es geschafft! Was hat Ihnen Mut gemacht?

Ich war in einer schwierigen familiären Situation, habe eine Trennung durchgemacht. Meine 12-jährige Tochter hat mich eigentlich – ja – gecoacht, kann man sagen. Das ist zwar nicht ihre Rolle oder Aufgabe, ich bin ihr dennoch sehr dankbar. Sie saß oft bis in die Nacht hinein bei mir und wenn ich die Nerven wegschmeißen wollte, sagte sie: „Mama, du schaffst das.“ Ich bin sehr froh, dass wir da durch sind, aber auch, dass meine Kinder hinter mir standen und Verständnis zeigten. Wissen Sie, was das bedeutet? Das gibt einem so viel Kraft! Ich hatte auch eine sehr, sehr nette Kursleiterin, Claudia Schuster heißt sie. Sie war sehr verständnisvoll und hat mich immer wieder motiviert. Und das braucht’s.

Was noch, haben Sie Tipps?

Ein Netzwerk, Menschen, die einen unterstützen, die an einen glauben, das hilft ungemein. Jemand, der die Situation kennt, mit dem man sich austauscht, den man anrufen kann, vor allem, wenn man an einen „Durchhänger“ zu überbrücken hat – ein liebes, motivierendes Wort zwischendurch.

Wie geht’s jetzt bei Ihnen weiter, wo sehen Sie sich?

Nachdem ich die Punkte kenne, an denen man aufgeben will, möchte ich für andere da sein, und in schwierigen Zeiten genau so eine Ansprechperson für andere Menschen sein. Ich möchte weitergeben und motivieren, dranzubleiben, seinen Weg zu verfolgen und Träume wahr werden lassen! Denn: Es geht!

Alle, die mich kennen, ermutigen mich hier auch und sagen: Das ist genau dein’s! In diese Richtung werde ich auch gehen. Was das nun aber genau sein wird, Coaching oder Consulting, ob ich mich dann selbstständig machen werde, weiß ich noch nicht. Ich bin gerade dran, mich zu informieren. Wichtig ist mir, mit meiner ganz persönlichen Erfahrung, und den Hindernissen, die ich bewältigt habe, es zu schaffen, dass mehr Leute eine Ausbildung machen, vor allem Frauen. So viele Frauen sind unsichtbar und können aber viel, viel mehr.
Ich bin glücklich, wenn ich etwas bewegen und teilen kann.

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