Christoph Kneidinger ist Steuerberater, Musiker und WIFI-Trainer – und in allen Tätigkeiten sehr erfolgreich. Ein Gespräch über exzellente Berufschancen, erfolgreiche Kommunikation und Schnittmengen zwischen den Berufswelten.
Interview: „Mir macht es Freude, jüngere Kollegen zu begleiten“
Wie und warum wurden Sie Steuerberater?
Christoph Kneidinger: Während meines BWL-Studiums in Linz habe ich ein Praktikum bei Leitner Leitner als eine der renommiertesten Steuerberatungskanzleien im Land gemacht. Schon damals habe ich schnell mitbekommen, dass hier immer etwas los ist und das hat mich von Beginn an interessiert und fasziniert. Wenige andere Berufe sind so komplex durch sich schnell und laufend ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen. Hier muss man wirklich immer am Ball bleiben. Das hat mich fasziniert. Außerdem sind wir ein sehr junges Team, zu dem immer wieder neue Leute von der Universität stoßen. Mir macht es viel Freude, jüngere Kollegen auf ihrem Berufsweg ein Stück begleiten zu dürfen.
Sie sind Steuerberater und Lehrbeauftragter für Bilanzbuchhaltung am WIFI Oberösterreich. Wie passt das zusammen?
Das passt hervorragend zusammen. Die Steuerberatung ist eine echte Querschnittsmaterie zwischen Betriebswirtschaft und Juristerei. Der Steuerberater vertritt Unternehmen, aber auch Privatpersonen in allen steuerlichen Angelegenheiten vor Behörden, ist aber oft auch Ansprechpartner für alle möglichen betriebswirtschaftlichen Belange. Und genau hier kommt die Bilanzbuchhaltung ins Spiel. Sie erstellt Jahresabschluss und Bilanzen als Basis für viele wirtschaftlichen Entscheidungen und für diese anspruchsvolle Tätigkeit muss das steuerrechtliche Know-how vorhanden sein. Dieses zu vermitteln ist wiederum ein Fall für den Steuerberater.
Wie sieht es mit Karrierechancen in Steuerberatung und Bilanzbuchhaltung aus?
Da gibt es in beiden Bereichen unglaublich gute und flexible Berufschancen. Allein schon deshalb, weil die Einsatzgebiete so vielseitig sind. Egal ob in Steuerberatungs-Kanzleien, in Unternehmen oder als Selbständiger – man kann in allen Branchen und in allen Arbeitsverhältnissen tätig werden. Hier in Oberösterreich ist natürlich die Industrie ein heißer Tipp, aber gute Karriereaussichten gibt es grundsätzlich überall.
Was braucht es, um Erfolg in diesen Branchen zu haben?
Vor allem die Bereitschaft zu ständigem Lernen, aber auch analytisches Denken und eine gewisse Zahlenaffinität. Gerade in der Steuerberatung hat man zusätzlich auch laufend Kontakte zu Kunden, ist eine wichtige Vertrauensperson und arbeitet meist im Team. Also sind in diesem Bereich auch Kooperationsfähigkeit und andere Social Skills notwendig.
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„Es werden immer mehr Fachleute gebraucht“
Herrscht ein Fachkräftemangel in der Branche und wenn ja warum?
Das kann man so sagen. Es werden einfach immer mehr Fachleute gebraucht – wie in vielen anderen Branchen aktuell natürlich auch. Die Anforderungen werden komplexer, die Änderungen häufiger, Vorbereitungszeiten kürzer. Die Digitalisierung hilft hier zwar, indem sie uns von Routinearbeiten freispielt, zum Beispiel indem Buchungen automatisiert werden, sie ersetzt aber nicht die fundierte Beratung und den menschlichen Kontakt. Trotzdem ist die Digitalisierung extrem wichtig und unsere Branche ist da Vorreiter, weil sie uns einfach zeitlich bis zu einem gewissen Grad freispielt und wir uns so mehr Zeit und Aufmerksamkeit unseren Kunden widmen können.
Sie sind Mitglied der Mountain Crew, einer sehr erfolgreichen Band der Neuen Volksmusik mit unzähligen Auftritten im In- und Ausland. Ist das ein Ausgleich zum eher „trockenen“ bürgerlichen Beruf des Steuerberaters?
Ja, das Klischee vom spaßbefreiten Steuerberater. Ich könnte jetzt überspitzt formulieren, dass da kein großer Unterschied zwischen beiden Tätigkeiten besteht: In beiden muss man jederzeit Spitzenleistungen bringen, sich auf permanent ändernde Begebenheiten einstellen und man steht in direktem Kontakt mit seiner Zielgruppe – egal, ob das jetzt Kunden sind oder das Publikum. In Wirklichkeit gibt es die Band schon sehr lange und aus dem ehemaligen Hobby wurde halt glücklicherweise ein zweites berufliches Standbein. Nachdem Corona-bedingt musikalisch die letzten beiden Jahre eher ruhiger waren, stehen jetzt wieder viele Auftritte auf dem Programm, was zeitlich natürlich eine Herausforderung ist. Aber was soll ich machen? Mir macht halt beides Spaß…
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Text: Kneidinger und ©stockpics – stock.adobe.com
Dieser Text erschien in RW Aktuell.