Die größte Hürde bei der Gründung von Unternehmen ist meist die Finanzierung. Im medizinischen Bereich gestaltet es sich besonders schwierig, an Geld zu kommen. „Hier gibt es sehr lange Vorlaufzeiten, von der Gründung über die Entwicklung bis zum Markteintritt. Und das ist für Investoren heute relativ uninteressant“, weiß Dr. Christian Harwanegg.

Nach oben mit Allergiediagnostik

Und der Molekularbiologe muss es wissen: 2016 gründete er gemeinsam mit Georg Mitterer und dem Business Angel Christian S. Dennstedt das auf Allergiediagnostik spezialisierte Unternehmen Macro Array Diagnostics (MADx). Kernprodukt ist der „Allergy Explorer“, kurz ALEX – ein innovativer Multi-Parameter-Allergietest, der es ermöglicht, mit einem einzigen Tropfen Blutplasma oder Serum ein umfassendes Antikörperprofil zu erstellen und gleich 300 verschiedene Allergene zu testen. Die Ergebnisse können mit einer Software ausgewertet werden. Abnehmer von ALEX sind medizinisch-diagnostische Labors, Arztpraxen und Kliniken.

Von 0 auf 25 Mitarbeiter

Heute beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Wien-Liesing 25 Mitarbeiter und wurde u.a. mit 2,5 Millionen Euro aus dem EU-Forschungsförderungsprogramm „Horizont 2020“, womit rund 70 Prozent der Projektkosten für die Automatisierung von ALEX abgedeckt wurden. MADx durfte sich Ende 2019 über den ersten Platz beim „GEWINN Jungunternehmer-Wettbewerb“ freuen und konnte im selben Jahr auch einen Erfolg in Asien verbuchen: Das Wiener Startup ging bei der „Startup Launchpad Investment Competition“ im Frühjahr 2019 ebenfalls als Sieger hervor. Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum – Harwaneggs Plan: „Wir wollen rasch Marktanteile gewinnen“, wie der Wiener, der selbst Allergiker ist, im Interview verrät.

WIFI-Blog: Wie haben Sie die große Hürde der Finanzierung gemeistert?

Dr. Christian Harwanagg: Die Tatsache, dass ich unseren Business Angel Christian Dennstedt seit 20 Jahren kannte und wir schon in zwei Unternehmen – ich als Mitarbeiter, er als Investor – zusammengearbeitet haben, hat die Sache beschleunigt. Die Förderlandschaft in Österreich und Europa ist gut, aber es fehlt an risikoaffinen Business Angels oder Venture Capitalists die in der Frühphase einsteigen wollen.

Was hat Sie dazu bewogen, diesen Schritt zu wagen?

Ich war bis 2015 Geschäftsführer des Weltmarktführers bei Allergietests und hatte dadurch sehr gute Einblicke in das Geschäftsfeld, auch international. Ich war im Konzern u. a. dafür zuständig, neue Technologien zu bewerten und zu testen. Zwei Dinge haben mich zu diesem Schritt veranlasst: Erstens war der Konzern nicht bereit, auf die Innovationsstrategie einzugehen, die ich verwirklichen wollte. Und zweitens wurde die österreichische Produktionsniederlassung geschlossen, obwohl sie sehr profitabel war. Darüber hinaus ist die Allergiediagnostik fast schon ein Monopolmarkt, mit einem Anbieter, der deutlich über 80 Prozent globalen Marktanteil hat.

Management und Unternehmensführung

Mit welchem Ziel sind Sie also angetreten?

Es ging uns darum, ein technologisch ausgereiftes, gut einsetzbares und leistungsfähiges Produkt zu einem vernünftigen Preis auf den Markt zu bringen. Wir wollen den Markt demokratisieren und auch etwas zum Wohle der Patienten tun, nicht zuletzt, weil wir auch viele Fördergelder bekommen haben. Das Ziel ist, einer breiten Masse eine vernünftige und effiziente Diagnostik zugänglich zu machen. Zudem eröffnet sich dadurch ein großes Einsparungspotenzial für das Gesundheitssystem.

Österreich ist aber nicht Ihr einziger Zielmarkt …

Wir machen in Österreich nur 1,5 Prozent unseres globalen Umsatzes. Das liegt daran, dass die Krankenkassen hierzulande nur eingeschränkt vergüten und die Privatpatienten nicht bereit sind, für diese Allergiediagnostik zu zahlen. Wir sind aber sehr stark in Osteuropa vertreten sowie im Mittleren Osten und in Asien, haben in Nord- und Südafrika Repräsentanzen und sind jetzt mit unseren Produkten auch in Kanada und Australien registriert. In Russland läuft die Registrierung gerade, in anderen GUS-Staaten sind wir schon am Markt.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Wir haben jetzt schon einen einstelligen Anteil am globalen Markt, und den würden wir gerne deutlich zweistellig machen. Langfristig wollen wir globaler Marktführer werden oder zumindest ein sehr starker globaler Player.

Und wie sieht es mit Ihren Plänen für die Zukunft aus – haben Sie schon eine Super-Business-Idee? Dann könnte Ihnen diese persönliche Checkliste auf dem Weg in Ihr eigenes Start-up eine Orientierung geben…

Management und Unternehmensführung