IT-Fachkräfte sind gefragt. Wer Informationstechnologie richtig planen, vernetzen und einsetzen kann, hat in Zeiten der Digitalisierung gute Chancen. Doch wie schafft man es in der IT-Branche? Ist dieser Bereich auch etwas für Quereinsteiger/innen? Das haben wir Ing. Franz Stadler gefragt. Der akademische Bildungs- und Berufsberater hat mit uns über aktuelle Trends auf dem IT-Arbeits- und Bildungsmarkt gesprochen.
„Spracherkennungs-Software richtig anwenden zu können ist auch Digitalisierung“
WIFI-Blog: Welche Veränderungen konnten Sie in den letzten Jahren im IT-Ausbildungsbereich beobachten?
Ing. Franz Stadler: Die Ausbildungen im IT-Bereich, der Digitalisierung im Informationszeitalter, der Computerisierung, haben sich stark verändert. Vor über 15 Jahren waren der Computerführerschein, die Anwendung von Office-Programmen und Grundkenntnisse von Hardware ein Renner. Heute sind diese Fähigkeiten State-of-the-Art, sie werden vielfach vorausgesetzt.
Es sind andere Themen in den Fokus gerückt, wie z.B. IT Security, Netzwerke, LAN, WLAN, Cloud. Wie sicher sind meine Daten? Wo lege ich sie ab, dass sie nicht gehackt werden können?
In welchen IT-Bereichen haben Quereinsteiger/innen gute Chancen?
Viele IT-Berufe sind als Mangelberufe der Digitalisierung eingestuft. Die Förderungen im Ausbildungsbereich gehen zur Zeit maßgeblich in zwei Richtungen: zum einen in den Pflegebereich, zum anderen in den IT-Bereich und jenen der Digitalisierung. Quereinsteiger/innen findet man vor allem in den Bereichen Datenbankprogrammierung, IT-Sicherheit und Netzwerktechnik, aber auch im Grafikdesign, den Medien und der Kreativwirtschaft. Dabei sind die Bereiche nicht immer hochwissenschaftlich geprägt. Eine Spracherkennungs-Software richtig anwenden zu können ist auch eine Form der Digitalisierung.
Welche Menschen wählen den IT-Bereich auf dem zweiten Bildungsweg?
Es gibt die unterschiedlichsten Wege und Möglichkeiten. Manchen sind ihre ursprünglichen Berufe körperlich zu beschwerlich, manche wollen sich selbst neu erfinden oder einen chancenreicheren und für sie interessanteren Beruf aufnehmen.
Manche wählen den Weg über einen IT-Lehrberuf wie z.B. Informationstechnologie, Elektronik, Mechatroniker/in, etc. – und absolvieren die Lehre in verkürzter Lehrzeit, wenn sie Matura haben. Andere wiederum absolvieren eine Abend-HTL oder sogar berufsbegleitend ein FH-Studium. Außerdem gibt es natürlich kürzere Ausbildungen am WIFI, die zu international anerkannten Qualifikationen führen.
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„In Zukunft sprechen wir von einem dritten, vierten, fünften Bildungsweg“
Welche Fähigkeiten sollte man für den IT-Bereich mitbringen?
Wer seine berufliche Zukunft in der IT sieht, sollte unbedingt zahlenaffin und mathematikaffin sein, sowie Freude an der Naturwissenschaft haben. Außerdem ist es wichtig, strukturiert, analytisch und interdisziplinär denken zu können. In Jobausschreibungen werden Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen, Weiterbildungsbereitschaft und Bereitschaft zu unregelmäßigen Arbeitszeiten wie bei Fehlersuche und Servicedienste erwartet. Gute Englischkenntnisse sind auch erforderlich um Manuals richtig und effizient anwenden zu können.
Welche Trends sehen Sie im IT-Bereich für die Zukunft?
Die Mega-Trends der Aus- und Weiterbildung haben maßgeblich mit dem IT-Bereich und der Digitalisierung zu tun. So hält die Digitalisierung in allen Bereichen Einzug, zum Beispiel im Gesundheitsbereich. Dabei ergeben sich neue Herausforderungen, wie z.B. Menschen ihre Potenziale am besten entfalten können (Stichwort „New Work“) oder ihr Know-how auch nach ihrer Pension nutzbar bleibt.
Die geschlechtermäßige Aufteilung des Arbeitsmarktes wird sich zunehmend auflösen, „typisch weiblich“ oder „typisch männlich“ wird es immer weniger geben. In diesem Umfeld werden sich Berufe verändern. Ein Rechtsanwalt, dessen Tätigkeiten in Zukunft von künstlicher Intelligenz unterstützt werden, indem Algorithmen Fälle analysieren und vergleichen, wird andere Services anbieten. Dies gilt auch für viele andere Bereiche wie Journalismus, Büro, Lagerverwaltung, Kassiererin. Digitalisierung bietet auch die Möglichkeit, sich seinen Job zu designen, wenn man die passenden Fähigkeiten erworben hat. Es wird aber auch Menschen geben, die mit diesen Entwicklungen kämpfen, weil sie nichts mit digitalen Themen zu tun haben wollen oder ihre Berufsinteressen nicht in diesem Bereich finden.
Letztlich steht jeder Mensch bei seiner Berufswahl vor der Frage: „Treffe ich die richtige Entscheidung?“. In Zukunft werden wir nicht nur von einem zweiten Bildungsweg sprechen, sondern von einem dritten, vierten, fünften. Arbeitnehmer/innen werden über ein Berufsleben zehn bis zwölfmal den Job wechseln. Als Bildungsberater/innen holen wir die Menschen mit ihren – konkreten oder inkonkreten – Ängsten und Sorgen ab und bieten mögliche Antworten auf ihre Fragestellungen.
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