Jeder hat Talente. Aber nicht jeder hat das Glück, gleich auf das richtige zu stoßen. Oder ein richtiges. Denn das Arbeitsleben hat sich verändert. „In Zukunft wird jeder Mensch mindestens vier- bis fünfmal das Berufsfeld wechseln müssen“, meint unser Institutsleiter Dr. Michael Landertshammer dazu. Neue Berufsfelder wollen jedoch beackert werden – idealerweise durch Weiterbildung. Denn Weiterbildung kostet Zeit, Energie und häufig auch Geld. Deshalb stürzen sich die meisten Menschen auch nicht kopfüber in ein so großes Projekt. Sie überlegen genau, was sie tun. Aber bis es so weit kommt, braucht man einen Plan.
Gedankenspiel: Berufswechsel – an einem Tag
Man stelle sich vor: Für einen Berufswechsel ist nur einen Tag Zeit. Viele Überlegungen müssen angestellt werden. Also: Ärmel hochgekrempelt, Internet angeworfen und Notizblock gezückt. Wir beginnen um 8 Uhr morgens.
8 Uhr: Was will ich denn eigentlich machen?
Problem: Den meisten Menschen wird diese Frage schon im Kindergarten gestellt. Aber auch viele Erwachsene haben auf die Frage nach ihren beruflichen Zielen nicht immer gleich eine Antwort parat. Der erste Schritt zur beruflichen Weiterbildung besteht deshalb darin, herauszufinden, was man will.
Lösung: Erst mal Kaffee trinken – und so viele Informationen wie möglich sammeln! Gibt es im jetzigen Job Entwicklungsmöglichkeiten? Wo sehen einen Freunde, Familie oder Kollegen eigentlich beruflich? Was hätte man schon immer gerne gemacht? Oft hilft auch Fachliteratur – dann heißt es ab in die nächste Bibliothek oder ins Internet. Wer wirklich nicht weiß, wohin die Reise geht, kann auch eine Potenzialanalyse versuchen. Was das ist? Ausgebildete Berufsberater/innen ermitteln mit einem psychologischen Testverfahren, wo die persönlichen Interessen und Potenziale liegen.
Risiko: Etwas über sich herausfinden, an das man noch gar nicht gedacht hat! Denn was, wenn die eigentliche Berufung nicht im Management, sondern z.B. in einem Lehrberuf liegt?
10 Uhr: Passt dieser Wunsch in mein Leben?
Problem: Träume gibt es viele. Manche von ihnen sind auch Schäume. Aber um zu überprüfen, ob das angepeilte Weiterbildungsziel für einen passt, muss man sich einige weitere Gedanken machen.
Lösung: Infos aufsaugen – in Büchern, Dokus, aber auch auf Info-Veranstaltungen. Schnuppern, was das Zeug hält. Menschen fragen, die bereits dort sind, wo man gerne hin möchte. Recherchieren, was man im angepeilten Berufsfeld verdient und wie gefragt die Qualifikation ist – z.B. über den AMS-Gehaltskompass oder Stellenanzeigen. Denn was nützt eine Berufsausbildung, wenn man sie nicht einsetzen kann?
Risiko: Vielleicht erweist sich im Praxistest, dass die Ausbildung doch nicht so gut passt. Dann heißt es: Zurück an den Start.
11 Uhr: Welche Weiterbildung brauche ich – und welche erwarte ich?
Problem: Manche Abschlüsse klingen gut im Lebenslauf, bringen aber nichts für die Praxis. Andere dauern zu lange oder sind nicht mit dem Job vereinbar. Viele fühlen sich verloren im Dschungel der Kurse und Seminare. Die Weiterbildung muss schließlich zum beruflichen Ziel passen: Wiedereinstieg, Absichern eines Jobs oder 180°-Karriereschwenk.
Lösung: Hier kann nur Beratung helfen. Die bieten die meisten großen Bildungsinstitutionen, wie z.B. die WIFIs, aber auch Universitäten usw. Aber auch Fachkräfte aus der Branche und Besuche auf Messen können wichtige Hinweise geben: Vor allem, welche Abschlüsse und Anbieter gefragt sind und welches Wissen gebraucht wird. Auch über die Teilnahmevoraussetzungen muss man sich im Klaren sein. Die Matura eröffnet viele Chancen – aber Berufsreifeprüfung oder Lehrausbildungen genauso.
Risiko: Wenn es anstrengender als gedacht wird: die Ressourcen checken (finanzielle, zeitliche, persönliche)!
14 Uhr: Welche Kosten muss ich erwarten?
Problem: Wertvolle Weiterbildung kostet – und zwar Zeit, Motivation und häufig auch Geld. Nun gilt es, die Kosten für die Weiterbildung aufzustellen.
Lösung: Am besten eine Liste schreiben, womit man rechnen muss. Welches Zeitbudget muss ich einplanen? Heute gibt es bereits viele Kurse mit eLearning und Blended Learning-Methoden. Die Anwesenheit – und somit auch die Fahrzeit wird dadurch verringert. Allerdings nicht die Zeit zum Lernen. Deshalb steht auch folgende Frage im Raum: Muss ich im Job kürzer treten? Viele Arbeitgeber lassen in punkto Teilzeit mit sich reden, außerdem gibt es mit Bildungskarenz und Teilzeit-Bildungskarenz interessante Modelle für Berufstätige. Allerdings kostet Bildung auch Geld. So kommt man auch um folgende Fragen nicht herum: Welche Kosten kommen auf mich zu? Wie finanziere ich die Bildungsmaßnahme? Denn erst wenn all diese Fragen geklärt sind, kann man sich an die genauere Planung machen.
Risiko: So viele Entscheidungen! Wer seine Weiterbildung organisiert, kann sich schon mal verheddern. Hier gilt: Bloß ruhig Blut bewahren!
17 Uhr: Jetzt geht’s an die Feinplanung!
Problem: Ein größeres Weiterbildungsprojekt kann man nicht ohne Unterstützung angehen. Jetzt geht es darum zu schauen, wo man sie herbekommt – von Familie, Arbeitgeber und öffentlichen Institutionen.
Lösung: Für Weiterbildungen gibt es viele Förderungen. Die sind jedoch regional unterschiedlich: ob Burgenland, Kärnten, OÖ, NÖ, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg oder Wien – die Bundesländer setzen verschiedene Schwerpunkte. Aber auch das AMS unterstützt, zudem sind Bildungsausgaben oft steuerlich absetzbar. Hier ist Recherche besonders wertvoll – und kann sich bezahlt machen. Aber idelle Unterstützung – von Familie und Freunden – ist unbezahlbar. Sie ist wichtig, wenn an einem Samstag ein Grillfest lockt, aber ein wichtiger Test naht. Oder wenn man neben Job und Weiterbildung einfach ein paar aufmunternde Worte braucht. Außerdem haben viele Arbeitgeber Verständnis für die eigenen Bildungsziele – und unterstützen sie sogar. Klar: Das erweiterte Know-how kommt fast immer dem Unternehmen zugute.
Risiko: Nicht immer erwartet einen eine „g’mahte Wies’n“. Aber Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.
18 Uhr: Es kann losgehen!
Bei alledem sollte man aber nicht vergessen, dass Weiterbildung auch Spaß macht – auch wenn die Vorbereitung nicht immer ganz einfach ist.