WIFI-Trainer:innen kommen aus der beruflichen Praxis. Viele von ihnen sind Meister:innen und führen selbst erfolgreiche Betriebe. Dies trifft auch auf Hermann Csmarits zu. Der Burgenländer ist Gutachter und Sachverständiger für Oldtimerfahrzeuge.
Als solcher ist er in der Kfz-Szene sehr bekannt. Seit 24 Jahren gibt er sein Wissen auch am WIFI weiter – unter anderem im Kfz-Meisterkurs. Wir haben ihn im Interview gefragt, wie er zum Vortragen gekommen ist, warum er der Tätigkeit treu geblieben ist. Dabei verrät er uns auch, wie sich die Branche in den letzten Jahrzehnten verändert hat.
Interview: „Man kann von Jugendlichen viel lernen“
WIFI-Blog: Wie sind Sie dazu gekommen, als WIFI-Trainer zu unterrichten?
Hermann Cmarits: Das ist eine lustige Geschichte. Bevor ich selbstständig wurde, war ich oft bei Lehrabschlussprüfungen auf der Seite der Arbeitnehmer involviert. Eines Tages kam ein Produktmanager vom WIFI auf mich zu. Er hatte bemerkt, dass ich während der Prüfungen nicht nur prüfte, sondern eigentlich unterrichtete. So wurde ich schließlich in die Vortragstätigkeit eingeführt, die ich nun seit mittlerweile 24 Jahren ausübe.
WIFI-Blog: Welche zusätzlichen Fähigkeiten brauche ich, damit ich mein Fachwissen gut weitergeben kann?
Hermann Cmarits: Aus meiner Sicht ist der wichtigste Punkt: Ich muss meinen Beruf lieben und mich auf die neuen Aufgaben freuen. Es darf kein Job sein, sondern eine Berufung. Nur mit dieser Einstellung bin ich offen für neue Technologien und Entwicklungen. Im Kfz-Bereich gibt es ständig Neuerungen in den Bereichen Elektronik, Antriebssysteme sowie Kommunikations- und Sicherheitssysteme. Die technologische Entwicklung schreitet in riesigen Schritten voran. Wer nicht mit Liebe, Begeisterung und Neugier dabei ist, wird hier schnell den Anschluss verlieren.
Darüber hinaus sind Kommunikationsfähigkeiten entscheidend. Es ist wichtig, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären und das Interesse der Lernenden zu wecken. Geduld und Empathie helfen dabei, individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer einzugehen. Eine kontinuierliche Weiterbildung und der Wille, sich ständig zu verbessern, sind ebenfalls essenziell, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und das eigene Wissen effektiv weiterzugeben.
WIFI-Blog: Sie sind seit vielen Jahren selbstständig. Wie halten Sie sich auf dem Laufenden?
Hermann Cmarits: Durch meine Tätigkeit als Gerichtssachverständiger müssen wir am neuesten Stand der Technik sein. Dies verpflichtet mich dazu, mich jährlich weiterzubilden, was ich als sehr positiv empfinde. Es ist notwendig, um in meinem Fachgebiet stets auf dem neuesten Stand zu bleiben und kompetent zu bleiben. Schließlich bin ich für drei Nomenklaturen (Rechtsbereiche) zuständig und muss in diesen Bereichen stets auf dem neuesten Stand sein.
Zusätzlich bietet auch der Hauptverband regelmäßig Schulungen zu neuen Themen an, die ich gerne nutze. Diese Schulungen decken eine Vielzahl von relevanten Entwicklungen und Innovationen ab, die für meine Arbeit als Sachverständiger und Trainer von Bedeutung sind. Durch die regelmäßige Teilnahme an diesen Weiterbildungen kann ich sicherstellen, dass ich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis auf dem aktuellsten Stand bin.
Trainer:in werden
„Verkabelungen sind Schnee von gestern“
WIFI-Blog: Im Vergleich zu Ihrem ersten WIFI-Meisterkurs: Was sind die größten Unterschiede zu heute?
Hermann Cmarits: Zu meiner Zeit gab es noch Vergasermotoren, und eine Klimaanlage war eine seltene Ausstattung. Das war es im Wesentlichen. Die technischen Entwicklungen im Kfz-Bereich seitdem sind enorm. Mittlerweile hat sich die gesamte Fahrzeugtechnik, insbesondere die Elektronik, grundlegend verändert. Zum Beispiel haben wir heute Bremsassistenten, hochentwickelte Sicherheitssysteme und zahlreiche weitere elektronische Helferlein, die damals undenkbar waren.
Die Verkabelungen, die früher in Fahrzeugen üblich waren, sind mittlerweile Schnee von gestern. Heute arbeiten wir mit hochmodernen Datenbussystemen und fortschrittlichen Datenübertragungstechniken, die eine schnellere und effizientere Kommunikation zwischen den Fahrzeugkomponenten ermöglichen. Diese technologischen Fortschritte haben dazu geführt, dass die Bezeichnung „KFZ-Mechaniker:in“ durch „KFZ-Techniker:in“ ersetzt wurde, um die gestiegenen Anforderungen und die technologische Komplexität der heutigen Fahrzeuge besser widerzuspiegeln.
Ein weiterer großer Unterschied sind die Umweltstandards. Früher spielte der Umweltschutz bei der Fahrzeugentwicklung eine eher untergeordnete Rolle. Heutzutage sind strenge Abgasnormen und Umweltvorschriften in Kraft, die Fahrzeuge wesentlich umweltfreundlicher gemacht haben. Abgassysteme sind nun viel fortschrittlicher und effizienter, was zu einer erheblichen Reduktion der Schadstoffemissionen beiträgt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Kfz-Technik von einer mechanisch dominierten zu einer hochgradig elektronischen und umweltbewussten Disziplin entwickelt hat. Die Anforderungen an das Wissen und die Fähigkeiten der Techniker sind entsprechend gestiegen, und die Ausbildung muss ständig an diese neuen Herausforderungen angepasst werden.
WIFI-Blog: Lässt sich die Tätigkeit als WIFI-Trainer gut mit der Selbstständigkeit vereinbaren?
Hermann Cmarits: Das ist eine super Ergänzung. Denn auch, wenn es der eine oder andere nicht zugeben will: Man kann auch von den Jugendlichen viel lernen. Gerade im Computer- und Kommunikationssektor sind die Jugendlichen sehr versiert und bringen frische Perspektiven ein. Als WIFI-Trainer hat man die Möglichkeit, viele praxisnahe Beispiele einzubringen, die den Unterricht lebendig und relevant machen.
Wenn man nicht nur als Vortragender tätig ist, sondern auch im Berufsalltag steht, kann man das Wissen am besten weitergeben. Die Verbindung von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung ist unschätzbar wertvoll. Durch meine selbstständige Tätigkeit bleibe ich immer auf dem neuesten Stand der Technik und kann aktuelle Entwicklungen direkt in den Unterricht einfließen lassen. Dies sorgt dafür, dass die Lehrinhalte nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch praxisorientiert und realitätsnah sind.
In meinem Bereich ist das optimal, da die Kfz-Technik ständig in Bewegung ist und sich weiterentwickelt. Die tägliche Arbeit als Selbstständiger ermöglicht es mir, diese Entwicklungen hautnah mitzuerleben und sofort in meine Lehrtätigkeit zu integrieren. So profitieren sowohl meine Kunden als auch meine Schüler von meinem aktuellen Wissen und meiner Erfahrung.
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„Trainersein bringt mir Vorteile für die Selbstständigkeit“
WIFI-Blog: Welche Vorteile ziehen Sie aus Ihrer Trainertätigkeit?
Hermann Cmarits: Meine Trainertätigkeit bringt mir zahlreiche Vorteile, insbesondere für meine Selbstständigkeit. Weil ich auch §57a unterrichte, bin ich in der Kfz-Szene ziemlich bekannt. Diese Bekanntheit ist ein großer Vorteil, da es mittlerweile nur wenige gibt, die mich nicht kennen – ob Meister oder Mitarbeiter
Durch meine Tätigkeit als Trainer habe ich viele wertvolle Kontakte knüpfen können. Dies ist besonders nützlich, wenn ich Oldtimer-Gutachten erstelle. Oft höre ich von Firmeninhabern: „Ich habe einen Kunden, der sein Auto schätzen lassen möchte.“ Diese Empfehlungen und Verbindungen helfen mir, meine Selbstständigkeit erfolgreich zu führen.
Zusätzlich ermöglicht mir die Lehrtätigkeit, mein Wissen ständig zu erweitern und auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben. Der Austausch mit den Kursteilnehmern bringt oft neue Perspektiven und aktuelle Informationen, besonders im Bereich der modernen Technologien und Kommunikationssysteme. Diese fortlaufende Weiterbildung ist entscheidend, um in der Kfz-Branche erfolgreich und kompetent zu bleiben.
WIFI-Blog: Welchen Rat würden Sie einem WIFI-Trainer vor seinem ersten Kurs geben?
Hermann Cmarits: Ein neuer WIFI-Trainer sollte sich gut vorbereiten. In seinem eigenen Bereich gut zu sein, ist eine grundlegende Voraussetzung. Darüber hinaus ist es wichtig, eine passende Ansprache zu wählen und nicht zu kompliziert zu beginnen. Es ist entscheidend, in jedem Kurs abzutasten, auf welchem Niveau die Kursteilnehmer stehen.
Ein hilfreiches Werkzeug dabei ist eine kleine Wissensabfrage zu Beginn des Kurses. Das mache ich in jedem Kurs. Diese Abfrage hilft nicht nur dem Trainer, den Wissensstand der Teilnehmer zu beurteilen, sondern auch den Teilnehmer selbst, ihre eigenen Kenntnisse besser einzuschätzen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Flexibilität im Unterricht. Ich halte meine Kurse so variabel wie möglich und ändere die Inhalte regelmäßig. Dies verhindert nicht nur, dass mir selbst langweilig wird, sondern stellt auch sicher, dass der Unterricht stets aktuell und interessant bleibt.
Zusammengefasst: Gute Vorbereitung, passende Ansprache, die Kenntnis des Niveaus der Teilnehmer und Flexibilität im Unterricht sind Schlüssel zum Erfolg eines WIFI-Trainers.
WIFI-Blog: Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit am besten?
Hermann Cmarits: Am besten gefällt mir die Zusammenarbeit in unserem tollen Team hier im Burgenland. Das WIFI steht hinter mir und unterstützt mich dabei, meine Ideen umzusetzen. Diese Unterstützung ist enorm wertvoll und ermöglicht es mir, meine Kreativität und Fachkenntnisse voll auszuschöpfen.
Ein weiterer Aspekt, den ich sehr schätze, ist die Flexibilität in der Themenwahl. Es gibt keinen festen Lehrplan, der strikt eingehalten werden muss. Stattdessen habe ich die Freiheit, mich im Thema zu bewegen und den Unterricht dynamisch zu gestalten. Diese Flexibilität ermöglicht es mir, auf aktuelle Entwicklungen einzugehen und die Inhalte stets relevant und interessant zu halten.
Insgesamt ist es die Kombination aus einem starken, unterstützenden Team und der inhaltlichen Flexibilität, die mir an meiner Tätigkeit am meisten gefällt. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen es mir, sowohl meine eigenen Ideen einzubringen als auch den Unterricht an die Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmer anzupassen.
Hier finden Sie mehr Infos zu Hermann Csmarits und seinem Betrieb.
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Foto: WKB