Gute Arbeitsbeziehungen sind wichtig, keine Frage. Teamwork ist einer der Schlüssel für effektive Zusammenarbeit und Kommunikation und erhöht natürlich auch den Wohlfühlfaktor in der Arbeit. Teamwork ist aber etwas anderes als Freundschaft. Man muss sich dafür nicht mal mögen.
Beziehungen am Arbeitsplatz sind in erster Linie Zweckbeziehungen. Klar kann man darüber hinaus mit Kolleg:innen befreundet sein, richtig gut sogar. In der Arbeit finden immerhin auch viele Paare zueinander. Aber man muss aufpassen: Privates und Berufliches zu vermischen, sei nicht gut, liest man oft.
Warum Grenzen wichtig sind
Beziehungsebenen können schneller ineinander fließen, als man denkt. Das klingt erstmal nicht schlimm, ist aber aus mehreren Gründen riskant.
Es kann sich schnell ergeben, dass sich Verantwortlichkeiten für diverse Bereiche verstricken, Rollen verschieben und nicht mehr innerhalb der vorgegebenen Bereiche gearbeitet wird. Einerseits birgt das über kurz oder lang ein erhöhtes Konfliktpotential. Andererseits ist es in professioneller Hinsicht einfach besser, wenn klar ist, wer für was zuständig und wer die jeweilige Ansprechperson ist – nämlich auch für Außenstehende.
Bei aller Arbeitsfreundschaft gilt auch: Vertrauliche Infos aller Art sind besser im Privaten aufgehoben. Was ist, wenn etwas weitergegeben wird, das man nicht möchte? Im schlimmsten Fall könnten private Geschichten oder Geheimnisse bewusst gegen einen eingesetzt werden.
Auch Meinungsverschiedenheiten werden privat anders ausgetragen als in der Arbeit. Jeder Mensch hat dabei seine Muster. In einer lockeren beruflichen Umgebung, in der es wenige Grenzen gibt, müssen diese weniger stark reflektiert oder ausbalanciert werden. So kann es vermehrt zu Konflikten kommen – und die können auch eskalieren. Das bringt eine veränderte Dynamik ins Team. Andere Mitarbeiter:innen können dadurch belastet werden. Genauso wenig ist es für das gesamte Team förderlich, wenn einzelne Personen besser behandelt werden.
Deshalb sollte man in Teams einige Dinge beachten!
Fünf Red Flags beim Teamwork
Fähnchen Nr. 1: Die Freundschaft ist wichtiger als die Arbeit
So sollte es nicht sein: Das Miteinander ist wichtiger als die eigentliche Arbeit, die Arbeitsbeziehung erfüllt mehr als ihren Zweck. Das heißt, man begegnet sich mehr und mehr auf persönlicher Ebene. Plauderpäuschen werden zu Pausen und die werden vielleicht sogar wichtiger als die Arbeit. Gespräche ziehen sich dabei länger als sonst, eventuell kommt Tratsch dazu. Kritisch wird es, wenn wichtige Tasks aus den Augen verloren werden und die eigentlichen Aufgaben schleifen.
Fähnchen Nr. 2: Man lässt sich gehen
Grundsätzlich tendieren wir dazu, uns in engen Beziehungen mehr Raum zu nehmen. Soziale Normen im Benehmen fallen dann schon mal unter den Tisch. Kurz: Wir reißen uns weniger zusammen als bei einer fremden Person. Das kann mit Schludrigkeiten im Ausdruck anfangen, wie undeutlichem Sprechen oder dem Gebrauch von sehr stark codierter Umgangssprache.
Die Alarmglocken läuten , wenn jemand sich kleidungsmäßig etwas „zu locker macht“, Hose oder Hemd aufgeknöpft. Fehlende Körperbeherrschung wie (… füllen Sie hier bitte ein, was Sie gerade im Kopf haben …) geht natürlich gar nicht.
Fähnchen Nr. 3: Völlig losgelöst, vor allem in sozialer Hinsicht
Es wird kaum mehr auf Ausdruck geachtet und unvorsichtig formuliert. Private, legere Sprache wird bevorzugt. Blätter vor dem Mund: Gibt’s nicht mehr. Im Umgang miteinander bedacht sein, im wahrsten Sinne des Wortes, fällt weg. Hier verabschiedet sich eine gewisse Professionalität. Auch kollegiale Wertschätzung kann darunter leiden. Warum? Weil anscheinend bereits eine selbstverständliche Bereitschaft zum achtsamen Miteinander inklusive Rücksichtnahme fehlt.
Es kann auch zu Bevormundung kommen, etwa aufgrund vermeintlich höherer Kompetenzen in einem Bereich. Ein super Beispiel für eine Vermischung! Wenn man sich an dieser Stelle wenig bis gar nicht mehr um professionelle Kommunikation kümmert – weil man sich ja eh so gut versteht – befindet man sich in einer heiklen Situation.
Kennst du dich nicht aus?
Fähnchen Nr. 4: Übergriffe sind Standard
Nach dem Prinzip „Was deins ist, ist auch meins“ wird Besitz nicht klar voneinander getrennt. Ungefragt wird sich etwa an Materialien von anderen bedient. Klingelt das Handy, wird nachgefragt, wer es war, oder es liest sogar jemand mit. In jedem Fall heißt das: Tschüss, Privatleben.
Schlimm wird es, wenn Feedback nicht mehr ernst genommen wird. Mit bagatellisierenden Aussagen wie Jo geh! oder Sieh das doch nicht so eng! fährt jemand professionell gerade etwas Richtung Wand.
Fähnchen Nr. 5: Verschwommene Grenzen
Auf dieser Stufe gibt es kaum zeitliche Abgrenzung. Eins geht ins andere über, man verbringt auch privat sehr viel Zeit miteinander. So viel, dass es selbstverständlich geworden ist, auch nach der Arbeit etwas zu unternehmen oder sich sogar zu Hause zu treffen.
Die privaten Wohnräume sind etwas sehr Intimes und man wird verletzbar, wenn man sie Menschen öffnet. Sie offenbaren viel über die jeweilige Person und bieten leider auch jede Menge Angriffsmöglichkeiten. Die Gefahr ist groß, dass private Geschichten, Verhaltensweisen und Atmosphären auch in der Arbeit eine Rolle spielen. Was ganz sicher immer witzig anfängt, kann am Arbeitsplatz extrem mühsam werden. Ein Zurück ist schwierig, ganz einfach deshalb, weil man im Nachhinein erst Grenzen setzt oder überhaupt erst ausverhandeln muss. Möglicherweise geht das dann nicht ohne unschöne Auseinandersetzung und Enttäuschungen.
Wenn man über Grenzen setzen spricht, dann ist das Wie genau oft ein Problem. Arbeitstechnisch ist man auf der sicheren Seite unterwegs, wenn man sich vorstellt, dass die Person fremd ist. Man hinterfragt am besten auch hin und wieder mal, wie man sich dieser gegenüber eigentlich verhält. Man kann das auch Respektabstand nennen. Es geht dabei nicht darum, sich von einer Person absichtlich zu distanzieren, sondern in der Arbeit klare Spielregeln zu haben. Egal ob man gestern Abend noch gemeinsam gelacht hat, so viel Grenze kann schon sein.
Kennst du dich nicht aus?
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