Online Lernen ist anders – allein, was die Methoden betrifft. Ständig bilden sich neue heraus. Neben Blended Learning, Videos und mobilen Anwendungen ist vor allem Microlearning populär. Doch was bedeutet der Begriff eigentlich? Lernt man hier nur kurz oder ganz wenig?
Die Antwort lautet: ja und nein. Microlearning bezeichnet Lernen in kleinen Lerneinheiten und kurzen Schritten. Es geht dabei um die kleinen Aspekte von Lern-, Ausbildungs- und Trainingsprozessen. Gelernt wird individuell, nach eigenen Ressourcen und Bedürfnissen und häufig anlassbezogen.
Ein Beispiel: Bedienungsanleitungen
Wer liest eigentlich noch Bedienungsanleitungen? Eher wenige Personen, wenn man aktuellen Studien glauben darf: Menschen lesen nur zu etwa 25 Prozent Anleitungen für Geräte im Alltag. Viele denken sich: „Das checke ich schon irgendwie! Das Leben ist zu kurz, um Anleitungen zu lesen.“
Der Grund: Anleitungen sind oft zu komplex. Wir verbinden mit ihnen häufig negative Emotionen: Dauert zu lang – Hilft sowieso nicht – Selbst machen geht schneller! Der Trend geht zum “learning by doing” – besonders bei gebildeten und bei jüngeren Menschen.
Hier kommt Microlearning ins Spiel. Firmen ist die Abneigung gegen Bedienungsanleitungen nicht verborgen geblieben. Seither liefern viele Unternehmen eine ganz knappe, meist bebilderte Schnellstart-Anleitung für die ersten Schritte.
Drei kleine Schritte, wenig Text, einfach formuliert, anlassbezogen: So ist sichergestellt, dass die Käufer/innen eines Elektrogerät dieses auch in Gang setzen können – durch einen Microlearning-Prozess.
Microlearning – perfekt fürs eLearning
Vor allem im eLearning lassen sich größere Wissensgebiete in kleine Informationseinheiten und Testfragen aufsplitten. Die Lernenden können diese Fragen dann via PC oder Handy vom Server abrufen. Die Software auf dem Server beobachtet den individuellen Lernfortschritt und passt die Fragestellungen und Frage-Wiederholungen an die bisher richtig oder falsch beantworteten Fragen an.
Innerhalb weniger Minuten können so konkrete Lernziele erreicht werden, die auf ein übergeordnetes Ziel ausgerichtet sind. Dieses Prinzip wenden auch viele Apps erfolgreich an. Zum Beispiel Sprach-Lern-Apps: Nach wenigen beantworteten Fragen haben Nutzer/innen eine Lektion absolviert.
Vorteile von Microlearning
Microlearning hat für Lerndende folgende Vorteile:
- Wissensvermittlung durch kurze Lernabschnitte – gerne auch zwischendurch
- schnelle Rückkopplung: Erfolge des Handelns werden sofort sichtbar
- Blended Learning: Das Wissen ist in einen größeren Kontext eingebettet (z.B. Online-Kurs)
leichte Verinnerlichung, keine Überforderung, Individualität.
Aber auch für Trainer/innen hat Microlearning Vorteile:
- Ergänzung und interaktive Erweiterung
- Updates von Lerninhalten und Aktualisierungen sind schneller möglich als bei größeren eLearning-Produkten
- nachhaltige Wissensvermittlung
Wie könnte Microlearning in Kursen eingesetzt werden?
Die Bedeutung von kleinen Portionen in allen Formen von Lernen ist nicht zu unterschützen. Nicht jeder Inhalt ist jedoch so einfach zu verstehen wie eine Start-Anleitung für ein Elektrogerät. Für langfristige Verhaltensänderungen in Lernprozessen müssen Teilnehmende oft viele und komplexe Inhalte verarbeiten.
Trainer/innen fällt es oft schwer, ihr umfangreiches Wissen in wenigen Minuten zusammenzufassen. Doch keine Sorge: Im Microlearning geht es weniger darum, zu kürzen, dass nur noch eine leere Worthülse übrig bleibt. Im Gegenteil: Inhalte für Microlearning sind nicht nur kurz, sondern auch sehr handlungsbezogen und kompakt. Das heißt: genau zugeschnitten auf die Zielgruppe und in einer Sprache verpackt, die sie versteht. Viel Spaß beim Ausprobieren!