Der Weg zur Arbeit gehört zum Leben. Auch die Pendelstrecken werden immer länger. Immer mehr Menschen pendeln, in Österreich im Durchschnitt 17 Kilometer, in Wien 11.
Pendeln ist für viele Fluch und Segen. Manche machen es sich mit Buch oder Laptop in der Bahn gemütlich. Andere empfinden den Weg als lästig. Für die letztere Gruppe haben wir hier fünf Vorteile des Pendelns zusammengefasst!
Vorteile des Pendelns
1. Die Schiene wird immer beliebter!
Man muss sich nicht auf den Verkehr konzentrieren und kann nebenbei viel machen. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016 arbeitet fast die Hälfte der Pendler:innen während der Fahrt. Diese Hälfte beantwortet Mails, macht Notizen, versucht sich selbst zu organisieren und erledigt allerlei Kleinkram. Der Rest chillt, hört sich wahrscheinlich Podcast oder Musik an oder scrollt einfach am Handy rum.
Trotzdem fahren EU-weit noch immer sehr viele Menschen mit dem Auto. In Österreich kommen wir auf 570 Autos pro 1000 Einwohnern und liegen so sogar über dem EU-Schnitt. Nun gut, ein Auto zu besitzen sagt noch nichts darüber aus, wie oder wie oft es auch benutzt wird. Vor allem am Land nutzen Menschen entweder das Auto, weil die öffentliche Infrastruktur nicht mit jener in Städten vergleichbar ist.
Hier kann man seinen CO2-Fußabdruck ausrechnen.
2. Finanzielle Vorteile: Pendlerpauschale, Pendlereuro und Öffi-Ticket
Pendeln soll keine finanzielle Zusatzbelastung sein. In Österreich gibt es hierfür die sogenannte Pendlerpauschale und den Pendlereuro. Normalerweise geht das automatisch über den Arbeitgeber.
Über den genauen steuerlichen Umgang mit dem Öffi-Ticket und dergleichen kann man sich beim Bundesministerium für Finanzen informieren.
3. In kurzer Zeit viel machen: Kleine Pendel-Aktivitäten
Mini-Therapie gegen Ängste, Depressionen und mittelschwere Probleme
Viele, die etwas für ihre mentale Gesundheit tun möchten, hören Podcasts, schauen Youtube-Beiträge oder Reels. Immer beliebter werden auch Therapie-Apps, die etwa gezielt die Aufmerksamkeit auf etwas Positives richten.
Zum Beispiel, wenn man unter Fahrangst leidet und das tägliche Pendeln mit dem Auto eine Qual, aber leider auch notwendig ist. Eigentlich klar: Diese Apps eignen sich eher als Unterstützung und sind nicht die alleinige Lösung.
Eigen-Coaching zum Stärken stärken
Anscheinend sprechen intelligente Menschen generell viel mit sich selbst. Das meint zumindest die Wissenschaft. Was so geredet wird? Menschen gehen zum Beispiel innerlich Kommunikationsabläufe durch. Sicher eine gängige Praxis, wenn man sich auf ein wichtiges Gespräch vorbereitet. Man kann das aber auch einfach so üben, zum Trainieren. Es macht allenfalls Spaß und stärkt rhetorische Fähigkeiten.
Auch ein Durchdenken von möglichen Dialogen mit Kolleginnen und Kollegen stärkt soziale und rhetorische Skills.
Sozialpolitur für Netzwerke & Social Media
Auch das berufliche Netzwerk will gepflegt sein. Posts verfassen, Leute hinzufügen, Bilder hochladen, und so weiter – alles Arbeit. Wer regelmäßig ein paar Minuten investiert, wirkt super organisiert.
Im Zug geht das hervorragend, im Auto kann man vielleicht überlegen, was man später posten möchte. Denn, Achtung, Abschreckung: Die meisten tödlichen Verkehrsunfälle passieren nach wie vor in PKWs, ein großer Teil geht auf Ablenkung zurück (auto touring, Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, Februar/24, Seite 7).
Realpolitur für Körper und Geist
Es ist nichts falsch an öffentlicher Beauty-Routine! Was einige eh schon machen, kann man ja tatsächlich gut am Weg in die Arbeit erledigen. Es muss ja nicht gleich Gesicht-Waschen und Einschmieren sein, so wie wir es von Social Media kennen. Dezentes Make-up nachbessern, Haare machen, Outfit zurechtrücken: Das alles geht super im Zug.
Langweilig beim Pendeln?
Zukünftige Abenteuer im Privatkalender festhalten
Seit der Pandemie hat sich viel getan. Die Menschen wirken insgesamt verplanter und organisierter – das merkt man unter anderem am schnellen Ausverkauf von Konzertkarten.
Also: dahinter klemmen und Das wär mal nett-Sachen in den Kalender eintragen. Dinge, über die man immer wieder stolpert, aber eh nie macht, weil sie ein wenig Planung erfordern: Sommernachtskonzerte, Bungee Jumping, Autotreffs, kleinere Ausflüge zu Burgen, Seen, Fabriken, Staudämmen, Surf-Openings, Nachtwanderungen, Geocoaching oder Festivitäten und Getaways mit Freunden oder Familie. Man kann das ganze Jahr mit Aktivitäten füllen und jeden Tag daran denken, wann man was Cooles unternehmen könnte.
Zum privaten Kalender gehören eigentlich sämtliche privaten Listen und Einträge. So etwas wie Einkäufe, Erledigungen, Termine, Geburtstage. Man muss das sowieso irgendwann machen. Warum also nicht beim Pendeln?
Nachhaltig Spaß in den Alltag bringen
Wer Adrenalin zum Aufwachen braucht und auf der mutigeren Seite daheim ist, kann auch etwas Außergewöhnliches beim Pendeln machen.
Zum Beispiel eine Zeit-Challenge: Man schaut, wie lange man für eine Strecke braucht, etwa mit den Öffis, und versucht diese dann zu Fuß zu unterbieten. Die meisten von uns sitzen fast den ganzen Tag, im Schnitt 5,3 Stunden. Für viele ist es schwierig, Bewegung einzubauen. Nur 45% der Frauen und 48% der Männer leben bewegungstechnisch gesund.
Wem wirklich sehr fad ist, kann auch mal ganz aus dem normierten Alltagsbenehmen ausbrechen. Dabei kann man sich an den extremeren Alltagserscheinungen in New York Cities U-Bahnen orientieren.
Gemeinsam statt einsam und dabei Ressourcen schonen
In Zug, U-Bahn, Bim, Bus geht es halbwegs leicht, Fremde anzuquatschen und ab und zu ein bisschen zu plaudern. Im Auto geht das weniger gut. Noch immer fahren die Menschen aber gerne allein. Unsicherheiten bezüglich Unfällen aber auch finanzielle Bedenken sind dafür die Hauptgründe: So darf man von Mitfahrer:innen nur fünf Cent pro Kilometer annehmen. Darüber hinaus könnten gewerbliche Absichten vermutet werden.
2023 wurde vom Umweltbundesamt die Kurzstudie Rebound-Effekte in der Mobilität veröffentlicht. Ein Punkt widmet sich Fahrgemeinschaften: „Fahrgemeinschaften, v. a. allem zum Berufspendeln, weisen ein hohes Potenzial zur Reduktion von THG-Emissionen auf. Wenn sich drei Personen eine Fahrt teilen statt jeweils mit dem eigenen PKW zu fahren, reduzieren sich spezifische Kosten und Emissionen pro Person und Kilometer um zwei Drittel.“
Neben einer gewissen Klimavorsorge ist wohl das Abschalten das beste Argument. Wer möchte die stressigen Gedanken an die Heimfahrt durchs Verkehrschaos mal nicht haben und sich auf etwas anderes konzentrieren?
Nicht genug gependelt?
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