Während wir diesen Blogbeitrag schreiben, ist schon wieder gar nichts mehr neu. Denn Jugendsprachen ändern sich ständig. Auch kann man nicht sagen: Das ist jetzt die Jugendsprache. Im Groben vielleicht, mit den „Jugendwörtern des Jahres“. An der Abstimmung 2023 beteiligten sich in Österreich zwischen September und Dezember 2023 zwar fast 19.000 junge Menschen unter 25. Das sind aber natürlich längst nicht alle.
Jugendliche sind individuelle Menschen, wie alle anderen auch. Die Art zu sprechen hängt von der jeweiligen Gruppierung und deren Interessen ab – wie z.B. Videospielen, Musikgeschmack et cetera. Klar kommen junge Menschen in Schulen oder Ausbildungsstätten zusammen, tauschen sich auch dort aus und kreieren auch sprachlich neue Ausdrucksmöglichkeiten. Das war schon immer so.
Für Ausbildner:innen, Chef:innen und Lehrer:innen bedeutet das: gar nichts. Nur wenn die Ansprache zu salopp und die Sprache zu verschlüsselt ist – vor allem beim Kontakt zu Kundinnen und Kunden – empfiehlt sich ein persönliches Gespräch. Ansonsten kann man aufmerksam lauschen, bei Gelegenheit nachfragen und die Jugendlichen im eigenen Betrieb besser verstehen. Aufpassen muss man nur auf eines: Wenn andere, aus einer anderen Generation oder aus einem Kreis, selber Jugendsprache sprechen wollen, wird’s meistens peinlich!
Trotzdem interessiert uns ein Überblick darüber, wie junge Leute heutzutage so reden. Also haben wir im Alltag die Ohren gespitzt und ehrlicherweise auch im Internet gesurft, um uns der Sprache unserer Generation zu bedienen.
Wallah!
Das hört man oft lautstark von Jugendlichen, wenn man in der Stadt unterwegs ist – und gerade etwas sehr ernst zu sein scheint.
Vallah oder Wallah aus dem Arabischen soll Glaubwürdigkeit unterstützen und bedeutet so viel wie Ich schwöre oder Ich schwöre bei Gott!
Digga
Ein Klassiker. Digga bedeutet nichts anderes als Kumpel, Freund, Junge. Es wird geschlechtsunabhängig verwendet.
Der Einsatzbereich ist fast so breit wie beim erwachseneren Massenbegriff Oida: Es kann eine Ansprache sein, aber auch ausdrücken, dass etwas arg oder ungerecht ist. Kommt immer auf die Betonung an.
Bruder oder Bro
Das sagen auch Schwestern zueinander. Wer hat’s noch nie gehört: Hey, Bro! oder Bro, gib‘ mal … oder Hör auf, Bro! Es ist wie Digga eine freundschaftliche Anrede, ebenso kann es manchmal in unpassenden Situationen rausrutschen und wie Digga gegenüber einer vorgesetzten Person verwendet werden.
Brakka und die aktuellsten Jugendwörter
Brakka ist das Jugendwort 2023. Es kommt von lateinisch Bracae oder Braccae, Hosen. Brakka heißt das aber nicht nur. Alle möglichen Dinge und sogar Leute können so genannt werden. Weitere Jugendwörter des letzten Jahres laut Medien sind goofy(komisch), delulu (desillusioniert), jemandemsideeye geben (jemand von der Seite komisch, verächtlich anschauen), auf lock (locker) und rizz (der Charme einer Person, meist Männern, Leute um den Finger wickeln zu können, meist flirty gemeint) und NPC.
Manche Menschen mit Dialekthintergrund meinen, in dem Wort einen österreichischen Ausdruck für einen Jlatscher verortet zu haben, also zum Beispiel Fliegenpracker oder ‚Teppichpracker. Wir lassen das mal so stehen.
Dialekt und komisches Deutsch
Teenager sind auch an der Sprache interessiert, die sie so überhaupt nicht sprechen. Wiener Jugendliche üben sich im steirischen Dialekt, Leute mit deutscher Muttersprache sprechen plötzlich bewusst gebrochenes Deutsch mit abgehackten, unvollständigen Sätzen, sagen etwa Gib Ball. Das ist Ausdruck auf komplexerer Ebene und kann viel bedeuten. Auch aus Deutschland schwappt viel rüber, durch Rapper:innen, Influencer:innen oder generell Social Media. Die Aneignung von Hochdeutsch in der eigenen Alltagssprache liegen oft wirtschaftliche Gründe zugrunde, es wird aber auch sinnentleerter so weiterproduziert. Zum Beispiel so etwas wie ehrenhaft oder Ehrenmann / Ehrenfrau.
Letztere waren die deutschen Jugendwörter 2021 und kommen aus der Rap-Musik. Gemeint sind damit positive Eigenschaften eines Menschen, klar.
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Noch immer gut gehalten
… haben sich die Jugendwörter aus den Jahren zuvor: Neben Brakka gibt’s da etwa noch smash (Jugendwort 2022) oder cringe (Jugendwort ’21) und einige andere.
Er sagt: bro, digga, pass, safe, same, slay, smash, stabil und dann noch: sus. Sas oder sus (weniger oft) ausgesprochen ist das die Abkürzung von suspekt. Also unheimlich, strange. Das muss nicht immer ganz ernst gemeint sein, wird gern auch ironisch eingesetzt. Bro und Digga hatten wir schon, safe, same, und stabil sind eigentlich selbsterklärend. Smash und pass beziehen sich auf Zu- und Absagen, meist in Bezug auf Personen. Smash drückt Sympathie aus, pass bedeutet so viel wie: Lass‘ ich jetzt mal lieber aus.
Nach wie vor geht auch: cringe. Cringe beschreibt ein Verhalten (von Erwachsenen), das (in den Augen der jeweiligen Subgruppe) komisch ist und für das man sich schämen muss. Fremdschämen. To make someone cringe = jemanden zusammenzucken lassen. Die Jugendlichen meinen hier: vor Peinlichkeit.
Abkürzungen wie NPC
In Bezug auf Jugendsprachen schlagen verschiedenste Quellen immer wieder NPC vor – die Abkürzung für Non Player Charakter. Das kommt von Computer- oder Handygames und bezeichnet eine nebensächliche, unwichtige Person.
Abkürzungen sind jedenfalls seit Beginn des Internets sehr populär, in allen möglichen Abwandlungen und Neuauflagen.
Ohne Worte: Emojis & Handzeichen
Nicht alle Kommunikation läuft verbal. Menschen drücken sich auch nonverbal aus. Teenager sind da keine Ausnahme. Digitale Welten haben auch hier wieder einen großen Einfluss. Natürlich gibt’s auf Social Media dazu auch Challenges, wie die Fingerherz-Challenge.
https://www.youtube.com/shorts/2r0MT_PX_lo
Jugendsprachen werden sich immer verändern. Es wird immer wieder Wort-Neuschöpfungen geben und anderweitig mit Sprache herumgefuchtelt werden. Das ist schön, so soll es sein. Sprache ist ja auch nicht tot. In zwanzig Jahren wundern sich dann Gen Zs und Alphas über die Betas und Gammas und was die wohl für komische Wörter sagen. Cringe, sagen sie dann vielleicht.
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