Normalerweise heißt es ja wer Fehler macht, der kann nix und ist ein Loser. Aber eigentlich ist das ganz falsch. Warum?
Jeder will den Joballtag ohne Fehler – oder Fettnapf 🙂 – über die Bühne bringen. Denn wer Fehler macht, gilt als schlampig, nicht sorgfältig, unroutiniert – nicht wahr? Clevere Menschen vermeiden Fehltritte also.
Klarer Fall von „Denkste“! 😉 Denn es sind vor allem die Mutigen, die Fehler machen. Sie gehen dadurch neue Wege.
Fehler machen – ja bitte?
Wir tun uns schwer damit, Fehler zuzugeben und suchen am liebsten nach Ausreden. Kein Wunder. Schließlich leben wir in Zeiten, in denen alle perfekt sein müssen. Selbstoptimierung und Perfektionismus – egal ob im Privatleben oder im Beruf – ist das vordergründige Ziel. Und was nicht perfekt ist, wird perfekt gephotoshopt. 😮
Ohne Fehler keine Optimierung
Jetzt könnte man natürlich den gesellschaftlichen Umgang mit Fehlern den Selbstoptimierern in die Schuhe schieben. Weil sie sich selbst keine Makel zugestehen, sorgen sie dafür, dass es die „Unperfekten“ umso schwerer haben. Doch auch das ist so nicht richtig. Denn Optimierung ist immer ein Prozess, der mit Fehlern einhergeht. Ein Prozess, der nur durch Wagnisse und die damit verbundenen Erfahrungen vorangeht. Diese Erfahrungen sind nicht immer positiv. Zumindest, wenn wir an unserer gesellschaftlichen Fehlerdefinition festhalten.
No risk no fun?
Es ist ganz einfach:
- Wer etwas wagt …
- Wer neue Wege beschreitet …
- Wer den Status quo nicht als zukunftsweisend begreift und sich aus seiner Komfortzone bewegt …
wird früher oder später Fehler machen. Deshalb sind genau die Menschen, die öfters Fehler machen, die cleversten und mutigsten, die mit den neuen Ideen und dem Mut sie umzusetzen.
Wer jedoch in seinem Alltagstrott bleibt, wird sich wahrscheinlich kaum mit Fehltritten belasten müssen. Aber eben auch nicht mit dem Gefühl, über sich hinauszuwachsen. Und genau deshalb sollten wir eine neue Fehlerkultur entwickeln, die den Lernprozess in den Vordergrund stellt. Gerade im Jobleben müssen Fehler erlaubt sein, damit Mitarbeiter/innen ihre Ideen verfolgen, sich entwickeln, Neues schaffen – und dadurch alle voranbringen.
Wir lernen aus jedem Fehler, ob wir wollen oder nicht
Die Erfahrung einen Fehler zu machen, lässt uns wachsen – vor allem, wenn es unangenehme Fehler sind, die uns gründlich ärgern. Wenn etwas schiefgegangen ist, schwören wir uns: Das kommt nie mehr vor. Wir analysieren so automatisch und schauen, wo Fehlentscheidungen stattgefunden haben. So stoßen wir oftmals auf blinde Flecken im eigenen Mindset, die wir uns bewusst machen – und so in Zukunft mit ihnen umgehen können.
Der Prozess ist zwar nicht immer lustig und legt auch eigene Schwächen frei. Aber die Antwort auf die Frage „Was hat mich an meinem Fehler so sehr beschämt oder geärgert?“ liefert häufig wichtige Impulse für die eigene Weiterentwicklung.
Tipp für die nächste Fehleranalyse: Fehler kurz sacken lassen und dann schauen, was man nun aus dem Fehltritt für sich rausholen kann – und vor allem: Nicht den Mut verlieren, in Zukunft wieder Risiken einzugehen!
Nur wer Fehler macht, entwickelt sich weiter
Was alle erfolgreichen Menschen gemeinsam haben? Sie trauen sich was und legen los, statt nur von ihren Ideen zu reden. Kurz gesagt: Wer viel umsetzt, hat auch größere Chancen auf Erfolg und wirkliche Innovationen. Damit einher geht aber auch: Wer viel umsetzt, wird sicher auch viele Fehler machen. Gestaltungsprozesse gehen mit Fehlern eben einher.
Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler. Aber will man wirklich zu diesen Menschen gehören? Für alle anderen gilt: Wer hinfällt, kann auch wieder aufstehen.
Unser Blick auf die Dinge verändert sich
Die meisten Entscheidungen, die wir den ganzen Tag treffen müssen, laufen aber eher unbewusst ab. Wir nutzen einfach unsere bislang gesammelten Erfahrungswerte dafür. Kaum machen wir aber einen Fehler, beginnen wir zu hinterfragen. Wir geben uns damit selbst die Chance, unseren Horizont zu erweitern:
- Warum ist das passiert?
- Liege ich mit meinem Wissen wirklich richtig?
- Wo habe ich etwas übersehen und warum?
Man sollte auch keine Scheu haben andere um Rat zu fragen. Die Antworten bieten so viel Potenzial, das zuvor ungenutzt war, dass man sich eigentlich nur auf den nächsten gemachten Fehler freuen kann. 🙂
Zusammenfassend bedeutet das: Immer auf die sichere Bank zu setzen, ist sicherlich ein Weg, um durchs Leben zu kommen. Aber es ist eben auch immer ein Weg, auf dem man garantiert unter seinen Möglichkeiten bleibt und sich wahrscheinlich irgendwann fragen wird: „Was wäre passiert, wenn ich mich zu diesem Zeitpunkt auf das Risiko des Scheiterns eingelassen hätte?“ Eine Frage, mit sehr bitterem Nachgeschmack, sei es im Berufs- oder im Privatleben. Also lasst uns mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen gnädiger sein, wenn Fehler gemacht werden. Denn sie sind wichtig, um voranzukommen!
Zum Schluss noch ein passendes Zitat: „Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andre ihn begehen.“ Georg Christoph Lichtenberg, Physiker (1742-1799)
Tipps: Fehlerkultur – auch am WIFI
Fehlerkultur spielt in zahlreichen WIFI-Ausbildungen eine Rolle. So kann man sich am WIFI Wien mit Wissensmangement, Design Thinking und Innovationen beschäftigten.
Am WIFI Steiermark geht es in einer Seminarreihe darum, produktive Arbeitskulturen zu schaffen.