Das ist bekannt: An den WIFIs gibt es das breiteste Weiterbildungsangebot. Darunter viele Spezialausbildungen, die nicht so ganz alltäglich sind. Im Rahmen unserer aktuellen Kampagne „Lern dich weiter“ holen wir sie vor den Vorhang. Diesmal: Personenschützer/innen.

Michael Ofner, Foto: Viktoria Fleischanderl

Michael Ofner ist Anti-Terrorspezialist, war bei der Cobra und hat im Personenschutz für Regierungsmitglieder gearbeitet. Heute arbeitet er auch als Coach und Persönlichkeitstrainer. Ein vielfältiges Berufsleben mit vielen Herausforderungen. Im Interview erzählt er uns, worauf es beim Beruf des Personenschützers ankommt.

WIFI-BLOG: Herr Ofner, wie wird man Personenschützer?

Michael Ofner: Ich war bei der Polizei und bin dann zur Anti-Terroreinheit gekommen, wo man eben auch eine entsprechende Ausbildung dafür bekommt. Und dann macht man auch den staatlichen Personenschutz. Ein Kollege und ich haben später eine Firma gegründet und dabei natürlich auch privaten Personenschutz angeboten. Später hatten wir die Idee, unsere eigenen Personenschützer/innen auszubilden, über die Plattform des WIFI. Einmal im Jahr findet dort ein Kurs statt.

Warum machen Sie, was Sie machen?

Mein Vater war schon bei der Polizei, ich stamme quasi aus einer Polizei-Familie. So lag das nahe, dass man zur Polizei ging.

Beim Beruf „Personenschützer“ denkt man an einen Actionfilm. Was war Ihr persönlicher James-Bond-Moment?

Solche Momente gibt es immer wieder. Beim Personenschutz eher weniger, aber bei Polizeieinsätzen auf jeden Fall. Zum Beispiel: Man verfolgt ein Auto und hält es an. Dann werden Waffen gezogen, Personen damit bedroht und dann natürlich im Anschluss festgenommen. Es gibt immer wieder Spektakuläres wie etwa Waffenhändlerbanden, die dann durch Spezialeinsätze aufgelöst wurden.

Das klingt sehr abwechslungsreich und spannend – aber auch gefährlich. Hatten Sie auch mal so richtig Angst. Mussten Sie gar schon einmal ihr Leben riskieren?

Im Prinzip riskiert man sein Leben bei jedem Einsatz. Angst ist eine natürliche Schutzreaktion, die uns Menschen einfach vorsichtig oder achtsam sein lässt. Ich glaube, Achtsamkeit ist ein ganz wichtiger Punkt in diesem Bereich – und dann ist es auch OK, wenn man mal kurzfristig Angst hat. Und Angst kann man ja auch überwinden.

Gibt es bei solchen Einsätzen dann überhaupt so etwas wie Alltag? Hatten Sie denn je so etwas wie eine 40-Stunden-Woche?

Der Arbeitsalltag war immer unterschiedlich, man hat keinen 40-Stunden-Job. Als Personenschützer ist man sehr stark von seinen Auftraggebern abhängig. In der Regel werden die Arbeits- bzw. Dienstzeiten eingehalten, aber es kann natürlich auch einmal länger dauern oder sich spontan etwas ändern.

Welche Voraussetzungen muss man noch mitbringen?

Man braucht mit Sicherheit analytische Kompetenzen, fachliche Kompetenzen und auch gewisse Führungskompetenzen. Man sollte sich natürlich auch mit Gesetzen auskennen, vor allem beim Einsatz von Waffen. Und klarerweise muss man psychisch sehr stabil sein.

Außerdem ist Personenschützer/in ein reglementiertes Gewerbe. Die Ausbildung alleine reicht deshalb nicht für die Gewerbeberechtigung.

Hat man auch mit Schusswaffen zu tun?

Ja, auf jeden Fall. Man sollte auch dafür ausgebildet und trainiert sein.

Lernt man das Schießen in der Ausbildung?

Grundsätzlich ist es eine Voraussetzung, wenn man als Personenschützer/in arbeitet. Für die Ausbildung selbst wird es aber nicht vorausgesetzt, dort lernt man die Grundlagen wie Waffenkunde, Waffenhandhabung. Ein Schießtraining ist auch dabei. Danach muss man sicher noch etwas investieren, also trainieren und eventuell noch eine zusätzliche Ausbildung machen.

Arbeitet man im Personenschutz eigentlich öfter als Selbstständige/r oder ist man angestellt?

Wenn man selbstständig sein möchte, braucht man eine gewerberechtliche Grundlage dafür, das Detektivgewerbe. Ansonsten wird man angestellt – entweder bei einem Sicherheitsunternehmen oder beim jeweiligen Auftragsgeber selbst. Das trifft häufiger zu.

Wie gehen Sie mit sexistischen Vorstellungen um, die davon ausgehen, dass Frauen für diesen Beruf nicht geeignet sind?

Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt so viele Bereiche, die nur Frauen abdecken können. Wenn beispielsweise die Auftraggeberin eine Frau ist oder zum Auftraggeber eine Frau gehört, dann muss unbedingt eine Frau eingesetzt werden!

Welche weiteren Tipps würden Sie jemandem geben, der als Personenschützer/in arbeiten möchte?

Eine fundierte Ausbildung zu machen, die sehr stark praxisbezogen ist. Und man sollte auch im eigenen Privatleben ein wenig analytisch durch die Welt gehen, im Alltag auf Sicherheit achten, beziehungsweise auf Schwachpunkte und Mängel. Wenn ich z.B. auf Urlaub fahre, auch auf Feuertreppen und dergleichen achten.

Mittlerweile arbeiten Sie ja als Coach und Persönlichkeitstrainer: Wie kam es dazu?

Das Bedürfnis nach Sicherheit ist ja immer bei Menschen vorhanden, aber auch die persönliche Entwicklung ist ein Bedürfnis von allen Menschen. Für mich passen diese beiden Bereiche sehr gut zusammen: Psychologie und Sicherheit. Im Prinzip hat mich der psychosoziale Bereich sehr interessiert. Und so habe ich eben Ausbildungen gemacht.

Jetzt habe ich eine psychologische Beratungspraxis, das Gewerbe als Psychologischer Berater. Im Prinzip kann jede/r zu mir kommen: Es geht um Supervisionen, Paarberatung, Teamcoaching oder Beratung für ein berufliches oder privates Thema, das jemand mitbringt. Meine Aufgabe sehe ich darin, meine Erfahrungen an Menschen weiterzugeben und sie ein Stück des Weges, eben während der Ausbildung, zu begleiten.

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