Jährlich eine Kleinstadt ohne Schulabschluss: Rund 5.000 Jugendliche brechen in Österreich jährlich die Schule ab. Statistisch gesehen trifft es in jeder Schulklasse ein bis zwei Personen, die keinen Abschluss machen. Das sind ca. 7 Prozent aller Jugendlicher. Das ist ein hoher Anteil.

Wenn diese Jugendlichen eine Berufsausbildung – oder Ähnliches, wie z.B. eine mittlere Schule oder Teile einer HAK oder HBLA – absolviert haben, können sie noch immer die Berufsreifeprüfung absolvieren.

Direkt nach dem Abbruch müssen sich die Schulabbrecher jedoch neu orientieren. Häufig kennen sie selbst die Gründe für den Abbruch nicht genau. Eine WU-Studie von Erna Nairz-Wirth hat 2011 die Beweggründe von Jugendlichen untersucht, die keinen Abschluss machen. Dafür hat sie Interviews geführt und insgesamt 6 Typen von Schulabbrechern beschrieben.

1. Die Ambitionierten

Manchen geht es im Leben einfach zu langsam. Sie wollen raus – aus der Schule, aus dem Elternhaus, aus dem Kinderzimmer. Solche Jugendliche sind leistungsorientiert – aber täglich 6 Stunden Schule langweilen sie. Häufig finden sie etwas später ins Bildungswesen zurück.

Prominentes Beispiel: Mark Wahlberg

Der Schauspieler hatte die Schule früh verlassen, um mit seinem Bruder Donnie ins Musikbusiness einzusteigen. Zunächst landete er einige Hits, dann wurde er als Filmschauspieler weltberühmt. 2013 holte er seinen Highschool-Abschluss nach – um seinen Kindern ein Vorbild zu sein.

2. Die Orientierungslosen

In den Tag hinein leben, „sich-treiben-Lassen“ – und dabei nicht wissen, was man eigentlich will: Manche Jugendliche können oder wollen die nötige Eigeninitiative nicht aufbringen, die zum Abschluss führt.

Prominentes Beispiel: Sängerin Nena

In den Siebziger Jahren verließ Nena, damals noch Susanne Kerner, das Gymnasium. Zuerst absolvierte sie eine Goldschmiedlehre, dann ging sie nach Berlin und wurde Sekretärin. Schließlich hat sie aber ihren Weg gefunden und landete 1983 mit “Nur Geträumt” ihren ersten Hit.

3. Die Realitätsflüchtigen

Computerspiele, Fernsehen, Apps und Handy. Die kleine Flucht aus der Realität haben viele Jugendliche in der Hosentasche. Irgendwann wird aus dem harmlosen Zeitvertreib aber eine Gefahr für den Schulerfolg – und häufig auch für die Gesundheit. Soziale Kontakte werden zum Problem, Herausforderungen werden gemieden, die Jugendlichen leben in ihrer eigenen Welt. Versuche, die Jugendlichen zum Wiedereinstieg zu bewegen, misslingen oder sind nur kurzfristig erfolgreich.

Prominentes Beispiel: Drew Barrymore

Die Schauspielerin wurde durch den Film E.T. schon als siebenjähriges Mädchen zum weltweiten Star. Neben viel Geld und Ruhm brachte ihr der frühe Ruhm auch die Bekanntschaft mit Depressionen und Drogen. Deshalb drückte sie in ihrer Jugend nicht die Schulbank. Erst nach Erziehungskuren konnte sie an ihre früheren Erfolge anschließen.

4. Die Resignierten

Wer Misserfolge oder Mobbing erleiden muss, beginnt die Schule zu hassen. Das kann so weit gehen, dass sich eine Hoffnungslosigkeit breit macht, die es Jugendlichen nicht mehr erlaubt, ein positives Bild von der Zukunft zu entwickeln. Viele werden unsicher und ängstlich – und es ist schwierig sie aus ihrer Resignation herauszuholen.

Prominentes Beispiel: Dagi Bee

Die erfolgreiche deutsche Youtuberin Dagi Bee erzählte in einem Video, wie sie von ihrer Englischlehrerin gemobbt wurde. Die habe erfundene Details aus ihrem Privatleben herum erzählt. So nahm sie Einfluss auf die Schulkarriere der Lifestyle-Bloggerin, die als die erfolgreichste deutsche Youtuberin gilt.

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5. Die Statusorientierten

Auch Wohlbehütete kämpfen mit Problemen. Kinder akademischer oder wohlhabender Eltern, die die Schule abbrechen, haben oft zu hohe Erwartungen oder übertriebene Zukunftsvorstellungen. Sie sehen die Schule als lästiges Übel und wollen eine Abkürzung zum Erfolg nehmen.

Schwarze Schafe gibt es in vielen Familien. Der finanzielle Hintergrund führt dazu, dass dieser Typ von Schulabbrechern meistens auf den Füßen landet.

6. Die Unangepassten

Es gibt sie immer noch: Rebellische Teenager. Sie wehren sich gegen Normen und Werte, die jedoch in Schule und Beruf hilfreich sind. Deshalb ziehen sie es vor, ihr eigenes Ding zu machen – und lassen verschiedene Bildungswege sausen.

Prominentes Beispiel: Joschka Fischer

Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer war in seiner Jugend in der Studentenbewegung der 1960er aktiv. 1985 erschien er in Turnschuhen zur Vereidigung als hessischer Umweltminister, aber ohne Schulabschluss. Trotzdem erhielt er den Ehrendoktor von den Universitäten in Haifa und Tel-Aviv.

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Egal zu welchem Typ man als Schulabbrecher gehört: Die Bildungslandschaft bietet viele Wege – auch für Spätentschlossene. Zum Beispiel die Berufsreifeprüfung:

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