Wie heißt es so schön: Beim Reden kommen die Leute zusammen! Denn sind wir uns ehrlich: Alleine über ein Problem bzw. eine Lösung nachzugrübeln ist erstens langweilig und zweitens gezwungenermaßen sehr einseitig. Schließlich gibt es meist eine Reihe von Aspekten, die es zu betrachten gilt, bevor man sich an einen Lösungsweg heranwagt.

Ab in den Süden, oder doch nicht?

Angenommen, Sie fragen sich, wohin es in den Sommerurlaub gehen soll und ob Sie überhaupt wegfahren sollen? Dann spricht möglicherweise Vieles dafür – zum Beispiel: Sie brauchen endlich eine Auszeit, Sie waren vielleicht letztes Jahr schon nicht auf Urlaub, Sie haben es Ihrem Partner/Ihrer Familie versprochen o.ä. Was wiederum dagegen sprechen könnte: Sie sind mit mehreren Projekten im Rückstand, finanziell ist es heuer knapp, Sie wollen einfach mal Ihr Zuhause genießen statt wegzufahren. Natürlich könnten Sie auch jemanden um Rat fragen. Aber kann sich jemand anders wirklich so gut in Ihre Lage versetzen? Und können Sie den Vorschlag anderer einfach annehmen? Vielleicht doch!

Sprechen wir darüber – und einer hört zu!

Die Methode „Reflecting Teams“ kommt aus der systemischen Therapie in der Psychotherapie und wird zunehmend auch in Ausbildung, Coaching und Training angewandt. Ziel ist es, Raum für die Entwicklung vielfältiger Perspektiven und angemessener Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Integrität der Beteiligten soll dabei gewahrt bleiben und das Annehmen von Vorschlägen erleichtert werden. Beim Finden von Ideen schlüpfen die Personen in verschiedene Rollen und betrachten eine Problematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Experte, Ratsuchender und Beobachter

Für die Umsetzung der Methode eignet sich eine Kleingruppe zu drei Personen. Größere Gruppen wie im Training werden in Kleingruppen – etwa durch Auslosung – unterteilt. Jeder in der Gruppe nimmt nun jeweils die Rolle des Ratsuchenden, des Experten und des Beobachters ein. Anschließend führen Experte und Ratsuchender ein Beratungsgespräch. Der Beobachter hört aufmerksam zu. Nachdem das Beratungsgespräch innerhalb einer vom Trainer vorgegeben Zeit beendet ist, tritt der Beobachter in Aktion: Sie oder er denkt laut über das beobachtete Gespräch nach, und die anderen beiden hören zu. Danach werden die Rollen vertauscht, bis alle Teilnehmenden aus der Gruppe einmal jede Rolle gespielt haben.

Aus unterschiedlichen Perspektiven zu neuen Ideen

Ob Fragen zu einem bestimmten Thema, das zuvor im Seminar besprochen wurde, als eine Art Brainstorming mit Berufskollegen – oder zur Lösung des oben angesprochenen Urlaubsproblems im privaten Kreis: Die Methode Reflecting Team ermöglicht es, die Frage bzw. das Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten – und auf diese Weise neue Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu entdecken. Diese Art der Arbeit an Problemen macht Spaß und Lust auf die (Auf)lösung. Sie gibt aber auch Gelegenheit, die beratende Rolle zu üben, stärkt die Fähigkeit zu Beobachtung und aktivem Feedback – alles wichtige Faktoren in der zwischenmenschlichen Kommunikation. In Kombination mit der Methode Problem-Dreieck können Reflecting Teams jeweils eine Problemstütze bearbeiten.

TippTIPP: Inspiration für innovative Lernmethoden

gibt es in den vier bisher erschienen Ausgaben des LENA-Magazins, dem WIFI-Magazin für lebendiges und nachhaltiges Lernen. Und ab 7. Juni ist das  neue LENA-Magazin Nr. 5 druckfrisch und als ePaper-Version erhältlich  – mit fünf digitalen LENA-Lernmethoden!