Arbeiten, Lernen, Schlafen, Repeat. Berufsreifeprüfung machen ist kein Spaziergang. Wir haben Vincent und Lukas getroffen, die sich gerade in Wien auf die wichtigen Prüfungen vorbereiten.

In unserem Gespräch haben wir uns ganz gemütlich über viele Dinge unterhalten: Tagesabläufe, Motivation, ungewöhnliche Lernstrategien, Freundschaften, Spaß und Lieblingsfächer. Die beiden hatten so viel zu erzählen, dass wir das Interview in zwei Teilen veröffentlichen (Hier geht’s zu Teil 2 des Interviews).

Vincent, 18
ist: Koch-Kellner
war: auf vielen Reisen
interessiert sich für: sehr vieles – meistens auf Englisch
lernt: gerne auf den letzten Drücker

WIFI: Wie geht‘s euch damit, so spät am Abend noch einmal die Schulbank zu drücken?

Vincent: Ich mache im Moment nur Englisch, weil ich 40 Stunden in der Gastronomie arbeite. Meine Arbeitszeiten sind nicht wirklich geregelt. Es hat gerade so funktioniert, dass ich jeden Mittwochabend freikriege. Englisch habe ich immer schon sehr gern gehabt. Durch das späte Arbeiten ist mein Schlafrhythmus meistens sowieso durcheinander, meistens gehe ich erst um vier Uhr in der Nacht schlafen.

Lukas: Ich bin in Bildungskarenz und mache Deutsch, Mathematik und Englisch. Ich bin prinzipiell schon sehr motiviert. Sicher gibt es Tage, an denen man sich schwerer tut, aber ich glaube im Endeffekt macht es das Alter und die Reife aus, dass man dann weiß, worum es geht.

WIFI:  Wie lang dauert eigentlich die Berufsreifeprüfung?

Vincent: Naja, man kann die Berufsmatura in einem Jahr nachmachen oder die Fächer auch über mehrere Jahre aufteilen. Das bietet besonders Leuten eine Chance die Matura nachzuholen, die z.B. wie ich eine Fachschule gemacht haben. Man kann sich aber auch länger Zeit lassen.

WIFI: Worauf muss man aufpassen beim Matura Nachholen?

Lukas: Man muss sich früh genug für die externe Prüfung anmelden, die man in einem Fach ablegen muss – weil die Plätze dafür begrenzt sind. Und je später man sich dort anmeldet, desto enger wird’s.

WIFI: Was wollt ihr mit der Berufsreifeprüfung erreichen?

Vincent: Ich möchte mich damit absichern. Ich weiß nicht, wie lange ich in der Gastro bleiben kann, vor allem mit den Arbeitszeiten … Es ist ein Job, den man machen kann, wenn man jung ist. Sobald man aber älter wird, wäre das – glaube ich – nichts mehr.

Lukas: Ich mache es in erster Linie aus gesundheitlichen Gründen, weil ich einen Gleitwirbel hatte und drei Bandscheibenvorfälle. Ich wäre gerne am Bau geblieben. Nun hat es sich aber so ergeben. Ich will lieber was für meinem Kopf machen als z.B. irgendwo Schichtarbeit. Das wäre nicht so meins, weil ich sehr viel Wert auf ein Wochenende lege, an dem ich frei habe.

WIFI: Und wie finanzierst du dir das?

Lukas: Ich bin in Bildungskarenz, aber bezahle mir die Berufsreifeprüfung selbst. Ich bin ursprünglich aus Niederösterreich und habe mir dafür eine Wohnung in Wien genommen.

WIFI: Habt ihr euch überlegt, was ihr danach machen möchtet?

Vincent: Ich bin mir noch nicht sicher. Ich lebe mit den Gedanken im Jetzt, im Moment. Was dann sein wird, habe ich mir noch nicht so genau überlegt.

Lukas: Ich bewerbe mich auf alle Fälle bei mehreren Studienrichtungen. Je älter ich werde, desto mehr würde ich gerne etwas für die Menschen oder für die Umwelt tun. Landschaftplanung (an der BOKU) finde ich sehr interessant, aber auch Green Building (an der FH Campus). Ich habe das schon relativ gut vorausgeplant. Ich gehe im Juni für einen Monat zurück zu meiner Firma, möchte einfach auch arbeiten gehen bzw. alle Arbeitskollegen sehen. Das habe ich so mit meinem Chef ausgemacht. Den August habe ich mir freigehalten zum Reisen. Und dann werde ich mich auf mein Studium vorbereiten.

WIFI: Wie wichtig ist euch beiden gesunde Ernährung?

Vincent: Ich habe mir letztens überlegt, dass ich meine Ernährung ein bisschen mehr beachten muss. Ich komme um drei Uhr in der Nacht heim, stopfe mir noch schnell irgendetwas rein und lege mich dann ins Bett. Ich weiß nicht, ob das wirklich das Allergesündeste ist, wenn man das jeden Tag so durchzieht. Ich arbeite manchmal acht Stunden ohne Pause weil es einfach nicht anders geht. Da hat man nicht so viel Zeit.

Lukas: Ich habe es mir angewöhnt trotz Bildungskarenz immer um sieben Uhr aufzustehen, damit ich nicht in einen „schlechten Rhythmus“ reinfalle. Dann frühstücke ich ausgiebig und gehe jeden zweiten Tag ins Fitness-Studio. Seitdem ich in Wien bin, esse ich viel weniger Fleisch, weil ich viel mehr vegetarische Auswahl habe.

Lukas, 25 (Mitte)
ist: in Bildungskarenz
war: Baupolier
interessiert sich für: Green Building, Menschen & Umwelt, Indie-Musik
lernt: auch mal im Fitnesscenter

WIFI: Gibt es eine spezielle “Berufsreife-Diät”?

Lukas: Also ich trinke viel Kaffee. Ich habe es einmal ein wenig übersehen. Da konnte ich gleich zwei Tage nicht richtig schlafen, weil ich insgesamt zwölf Kaffee getrunken habe. Ansonsten: Wir gehen fast jedes Mal in die Kantine runter, tratschen. Dort sind auch relativ lustige Leute, die Kellner sind auch gemütlich drauf. Sonst esse ich Studentenfutter und Mandarinen jederzeit (lacht).

Vincent: Bevor ich hierher komme, gehe ich noch in den Supermarkt, wenn es sich ausgeht. Oder zum Dönerstand.

Lukas: Ich esse keinen Kebap.

WIFI: Wenn ihr von der Arbeit kommt: Zieht ihr euch speziell für den Kurs noch einmal um?

Vincent: Nein, ich gehe in der Arbeit duschen. Wir haben da sehr schöne Mitarbeiterräume.

Lukas: Ich würde schon in der Jogginghose auch herkommen, weil es mir egal ist.

WIFI: Echt?

Lukas: Ja, das ist mir egal.

Vincent: Ich bin kein Jogginghosenträger.

Lukas: Ja, weil du nicht Joggen gehst, nicht?

Vincent: Nein! Haha! (beide lachen) Doch! In der Arbeit. Zwanzig Kilometer am Tag. 😉

WIFI: Die Schulsachen von Vincent sind ins Auge gesprungen, weil sie so sorgfältig eingebunden sind. Das warst aber nicht du, sondern deine Oma. Das zeigt schon eine gewisse Wertschätzung, nicht? Habt ihr selbst auch extra neue Schulartikel besorgt?

Vincent: Nein, diese Bücher haben wir vom WIFI bekommen. Und sonst: Meine Oma hat immer gesagt: Alles was bei mir mit Bildung zu tun hat, spendiert sie mir gern.

Lukas: Wir – Andrè, ein alter Schulfreund, mit dem ich jetzt auch zusammenwohne, und ich – haben von meiner Mitbewohnerin einen Notizblock bekommen. In Mathematik musste man sich einen Taschenrechner kaufen, der hat 140 Euro gekostet. War heftig. Und sonst: Ich habe schon viel gehabt, weil ich vorher die Werkmeisterschule gemacht habe.

TippBerufsreifeprüfung? Jetzt oder nie!

Wenn auch du dich für die Berufsreifeprüfung interessierst, findest du auf unserer WIFI-Seite alle Infos dazu.

Hier geht’s zu Teil 2 des Interviews.

Vielleicht schaust du auch vorher bei der Bildungs- und Berufsberatung vorbei. Dort erhältst du alle Infos zu Förderungen, Stundenplan, Kosten, etc.